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Holzschnitzelheizungen schaden dem Klima – Holzverbrennung weder «klimaneutral» noch «klimafreundlich» (Leserbrief)

Von Jürg Keller, Rheinfelden

Mit Wittnau hat die Saison der «Waldbereisungen» angefangen: Der zuständige Förster (heute meist ein Vertreter eines «Forstbetriebes») rechtfertigt vor den Teilnehmern seine jüngsten forstlichen Eingriffe.
Das Hauptthema scheint in diesem Jahr die Schnitzelproduktion zu sein, also die Wärmegewinnung aus Holz. Diese kann man jetzt als Ersatz von Kohle, Heizöl oder Erdgas gut verstehen, ihre Lieferanten sind meist «zweifelhafter Herkunft». Mehr als ein Ersatz (Substituierung) ist dabei aber die Holzverbrennung nicht: Pro Wärmeeinheit wird bei der Holzverbrennung sogar mehr CO2 freigesetzt als bei seinen «Konkurrenten», und weil Kohlendioxid unser gefährlichstes Klimagas ist, fördert auch die Holzverbrennung die Klimaerwärmung. Das ist auch nicht verwunderlich: Alle genannten Brennstoffe haben den gleichen Ursprung: Sie wurden mit Sonnenenergie in grünen Pflanzen gebildet, wobei diese der Luft CO2 entnahmen und dafür Sauerstoff freisetzten. Die Verbrennung dieser gleich entstandener Stoffe gibt deshalb auch die gleichen Ausgangsstoffe frei: Sonnenenergie wird zu Wärmenergie, der ehemals produzierte Sauerstoff wird für den Brennprozess benötigt, und das gespeicherte Klimagas CO2 gelangt in die Atmosphäre. Um gegen die Klimaerwärmung anzugehen, dürfen wir also die vorhandenen CO2-Speicher nicht anzapfen. Beim Holz können wir diese Speicherung sogar steigern: Wir fällen jetzt alle unsere Bäume viel zu früh, meist in einem Alter, in dem die CO2-Speicherung noch auf Hochtouren läuft: Das Holz gealterter Bäume sollte dann aber nur noch als Bauholz genutzt werden, weil dieses sein gespeichertes CO2 noch ein paar Jahrhunderte bewahren kann, und in dieser Zeit können 2 oder 3 neue Baumgenerationen weiterhin CO2 in ihrem neuen Holz speichern.
Uns bleiben beim Kampf gegen die Erwärmung also nur zwei Gebote: Hände weg von den vorhanden CO2-Speichern, und nur die Energie nutzen, die uns die Sonne täglich zur Verfügung stellt: Sonnenenergie und Wasser (Windenergie ist in der Schweiz nicht relevant).
Der aktuelle Boom der Holzschnitzelheizungen darf also nicht ökologisch schöngeredet werden, vielmehr kann er zur teuren Fehlinvestition werden. Er führt in eine finanzielle Sackgasse (teures Gerät, Wärmeleitungen), und verzögert dabei:
– den dringenden Wechsel zur direkten Nutzung der Sonnenenergie. Wir müssen mit der Energie zu leben lernen, die täglich eingestrahlt wird. Technisch ist dies schon jetzt machbar, der Übergang wird aber durch die Trägheit unserer politischen und wirtschaftlichen Strukturen unerträglich ausgebremst.
– den nötigen Ausbau unserer Nutzholzindustrie. Die Schweiz kann ihre eigenen Baumstämme (v.a. Laubholz) nicht in annähernd genügendem Ausmass zu Nutzholz verarbeiten.
Alle Abkehr vom Gewohnten ist schwierig, das Ausweichmanöver mit der Holzverbrennung ist dabei aber eine Selbsttäuschung.