Von Ralf Kastenholz, Effingen
Den Leserbrief von Peter Reimann kann ich nicht unkommentiert stehen lassen. Meine Antwort lautet wie folgt: Beim Lesen des Kommentars von Peter Reimann kam mir gleich in den Sinn: Die Kinder, die z.B. durch den Zweiten Weltkrieg einen Elternteil verloren haben, hatten doch auch weder einen «richtigen» Vater noch eine «richtige» Mutter. Ja, das war für diese Kinder mit Sicherheit blöde (wie es Herr Reimann formuliert), egal in welchem Alter sie waren. Und ich bezweifle, dass die Halbwaisen deshalb gehänselt worden sind. Wenn nun dank eines zukünftigen Gesetzes schwulen und lesbischen Paaren die Adoption von Kindern erlaubt wird, dann geht man damit einen weiteren Schritt in Richtung Gleichberechtigung und Anerkennung der Würde von Menschen mit einer anderen sexuellen Ausprägung als der heterosexuellen. Wenn dann ein Kind zwei Mütter oder zwei Väter hat, dann ist das kein Drama und erst recht kein Weltuntergang. Denn auch Schwule und Lesben haben Eltern, die ihnen bei der Kindererziehung zur Seite stehen werden, falls einmal Fragen oder Probleme auftauchen sollten. Und die Grosseltern geben den Kindern sicher den weiblichen oder männlichen «Touch» mit, sollte dieser in der gleichgeschlechtlichen Familie zu kurz kommen. Diesbezüglich mache ich mir keine Sorgen. Oder will jemand allen Ernstes behaupten, dass die Kriegshalbwaisen in irgendeiner Art und Weise eine geistige Beeinträchtigung entwickelt haben, weil ein Elternteil fehlte? Nein, Sorgen macht mir etwas ganz anderes. Das sind Menschen wie Herr Reimann, die die Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren hänseln – denn das lese ich aus seinem Leserbrief heraus – und ihnen das Leben zur Hölle machen. Die von ihm genannte «Volksdummheit» liegt dabei nicht auf der Seite der Schwulen und Lesben mit Kinderwunsch, sondern bei denjenigen, die ausgrenzen, beleidigen und beschimpfen. Abschliessend noch dies: Wir Menschen sind darauf angelegt, uns zu vermehren und uns um unseren Nachwuchs zu kümmern – wie jedes andere Lebewesen auch. Da es mit der «Vermehrung» auf dem biologisch vorgesehenen Weg nicht geht, bleibt bei einem Kinderwunsch nur die Adoption. Aber eines können auch lesbische und schwule Paare: Ihre Liebe an ein Kind weitergeben, es umsorgen und behüten – so wie jedes heterosexuelle Paar auch.