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Eine Wespe nagt an einem Stück Schinken. Foto: Michael Gaida/pixabay.com

Vorsicht vor hungrigen Wespen: Den Insekten fehlt es an Nahrung – vor allem für Allergiker ist Vorsicht geboten

(aha) Sie sind momentan sofort zur Stelle, wenn wir draussen unser Essen auspacken: die Wespen. Ihnen fehlt es nämlich an Nahrung. Nicht nur für Allergikerinnen und Allergiker heisst also es aufpassen. aha! Allergiezentrum Schweiz rät allergischen Personen, immer die Notfall-Medikamente bei sich zu tragen.

Ungewöhnlich viele Wespen sind jetzt zwar noch nicht unterwegs. Auffällig ist aber, dass sie ruckzuck zur Stelle sind, wenn wir unseren Gartentisch decken – und dann auch hartnäckig bleiben. Dies bestätigt Entomologe Christian Schweizer von der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope: «Aufgrund der heissen und trockenen Tage sowie der abgeschlossenen Heuet finden die Wespen zurzeit nicht viel Nahrung. Darum schwirren sie sehr aufdringlich um uns und unser Essen herum.» Sie benötigen zur Fütterung ihrer Brut eiweissreiche Nahrung – normalerweise etwa Blattläuse oder Raupen. Da diese aber Mangelware sind – was mit den aktuellen Hitzetagen weiter verschärft wird –, kann es auch mal ein Stück von unserer Bratwurst sein. Ob es heuer ein Wespenjahr wird, lässt sich aber noch nicht sagen – die Hochzeit der schwarz-gelben Insekten ist erst später im Jahr, im August, September «Es kann durchaus eines werden, aber die Zahl der Wespen ist jeweils stark vom aktuellen Wetter abhängig», so Schweizer.

Allergiker aufgepasst! Notfallmedikamente bei sich tragen
Was bedeutet das für Allergiebetroffene? «Menschen, die auf Gift von Wespe oder Biene allergisch sind, sollten immer ein ärztlich verschriebenes Notfallset auf sich tragen. Unmittelbar nach dem Stich müssen die Betroffenen die verordneten Medikamente wie Antihistaminika und Kortison einnehmen sowie sich allenfalls eine Adrenalinfertigspritze verabreichen. Zudem ist der Notarztdienst zu rufen über die Telefonnummern Schweiz 144 oder Europa 112», sagt Roxane Guillod, stellvertretende Leiterin Fachdienstleistungen bei aha! Allergiezentrum Schweiz. Denn Insektengift kann einen lebensbedrohlichen allergischen Schock auslösen. Ist kein Notfallset vorhanden: Ruhe bewahren und sofort den Notarzt verständigen.
«In der Schweiz sind etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung von einer Insektengiftallergie betroffen», so Guillod; jährlich kommt es dadurch zu 3 bis 4 Todesfällen. Auch für nicht allergische Menschen kann es gefährlich werden: Bei einem Stich in Mund, Rachen, Hals ist ebenfalls sofort ein Arzt, eine Ärztin zu rufen, weil aufgrund der Schwellungen Erstickungsgefahr droht. Wenn möglich einen Eiswürfel lutschen, um ein allfälliges Zuschwellen der Atemwege zu verzögern.

Wie erkennt man eine allergische Reaktion?
Der Stich einer Biene oder einer Wespe verursacht eine schmerzhafte lokale Reaktion. Das deutet aber noch nicht auf eine Insektengiftallergie hin: «Eine Schwellung bis zu 10 Zentimeter Grösse ist normal. Sie kann von einer Rötung und Juckreiz begleitet sein, verschwindet aber innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen wieder», sagt Guillod. Ist die Schwellung grösser und dauert länger als 24 Stunden, spricht man von einer schweren Lokalreaktion. Aber auch diese ist normalerweise nicht gefährlich.
Bei einer Insektengiftallergie treten aufgrund einer Antikörper-Reaktion innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde nach dem Stich folgende Symptome auf: Juckreiz am ganzen Körper, Nesselfieber, Schwindel, Erbrechen bis hin zu Atemnot und Herzrasen. Mit Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand oder sogar Herz-Kreislauf-Kollaps kann diese allergische Reaktion – ein sogenannter anaphylaktischer Schock – lebensgefährlich sein.

Desensibilisierung hilft in vielen Fällen
Wer von einer Insektengiftallergie betroffen ist, kann diese ursächlich behandeln und eine Desensibilisierung, auch allergenspezifische Immuntherapie genannt, angehen. «Die Behandlung dauert zwischen drei und fünf Jahren und führt bei 95 Prozent der Wespengiftallergikern und bei 85 Prozent der Bienengiftallergikerinnen zu einem vollständigen Schutz», so Roxane Guillod.
So kann man Stichen vorbeugen
Praktische Massnahmen helfen, Wespenstiche möglichst zu vermeiden:
Keine hastigen Bewegungen machen; sich langsam entfernen, wenn eine Wespe in unmittelbarer Nähe ist. Nie barfuss gehen, denn viele Wespen und haben ihre Nester am Boden. Bienen lieben Klee. Schweiss zieht viele stechende Insekten an, darum Vorsicht bei Sport und Arbeiten im Freien.
Nahrungsmittel locken Wespen an; wenn möglich nicht draussen essen. Nach jeder Mahlzeit die Hände waschen und sich den Mund abwischen – vor allem bei Kindern. Nahrungsmittelabfälle gut verpacken.
Nie direkt aus Flaschen oder Dosen trinken. Süssgetränke und Bier locken Wespen an.
Auf Parfüm, Haarspray, stark parfümierte Sonnen- und Hautcremes sowie Haarshampoos mit Duftessenzen verzichten.
Antworten auf 10 Fragen rund um Bienen und Wespen, ihr Gift und was sie bei Hitze tun:

1. Wie unterscheidet man Bienen und Wespen?
Die Wespe hat meist auffällige schwarz-gelbe Streifen, wenige Haare und die Mitte ihres Körpers ist schmal – sie hat eine Wespentaille. Die Biene ist bräunlich, ihr Körper eher rundlich und behaart. Bienen sammeln Pollen und saugen mit einem Saugrüssel Nektar von Blüten. Wespen dagegen haben beissende Mundwerkzeuge und verspeisen andere Insekten – oder Grilladen und Käse von unseren Tischen.

2. Ist das Gift der beiden Insekten identisch?
Nein. Die allergieauslösenden Eiweisse im Bienen- und Wespengift sind nicht die gleichen. Die Biene gibt ausserdem bei einem Stich mehr Gift ab als die Wespe, dafür kann die Wespe mehr als einmal zustechen; die Biene verliert beim Stich ihren Stachel und stirbt.

3. Wie unterscheidet man eine lokale Reaktion von einer allergischen Reaktion?
Der Stich einer Biene oder einer Wespe verursacht eine schmerzhafte lokale Reaktion. Das deutet aber noch nicht auf eine Insektengiftallergie hin: Eine Schwellung bis zu 10 Zentimeter Grösse ist normal. Sie kann von einer Rötung und Juckreiz begleitet sein, verschwindet aber innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen wieder. Ist die Schwellung grösser und dauert länger als 24 Stunden, spricht man von einer schweren Lokalreaktion. Aber auch diese ist normalerweise nicht gefährlich.
Bei einer Insektengiftallergie treten aufgrund einer Antikörper-Reaktion innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde nach dem Stich folgende Symptome auf: Juckreiz am ganzen Körper, Nesselfieber, Schwindel, Erbrechen bis hin zu Atemnot und Herzrasen. Mit Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand oder sogar Herz-Kreislauf-Kollaps kann diese allergische Reaktion – ein sogenannter anaphylaktischer Schock – lebensgefährlich sein.

4. Was kann man bei einer lokalen Reaktion tun?
Die Stelle kühlen und allenfalls Antihistaminika nehmen. Aber: Wenn Mund- oder Rachenbereich betroffen sind, wenn möglich einen Eiswürfel lutschen, um eine allfällige Zuschwellung der Atemwege zu verzögern, und sofort einen Arzt rufen.

5. Was ist im Falle einer allergischen Reaktion zu tun?
Menschen mit einer Insektengiftallergie sollten immer ein Notfallset auf sich tragen, das der Arzt, die Ärztin verschrieben hat. Gleich nach dem Stich: Sofort die Notfallmedikamente einnehmen (Antihistaminikum und Kortison) und unverzüglich den Notarzt rufen: Schweiz 144, Europa 112. Die Adrenalinfertigspritze kommt nach einem Stich zum Einsatz, wenn schwere Symptome auftreten wie Nesselfieber oder Gesichtsschwellungen, Atemnot, Kraftlosigkeit oder Brechzeiz.
Ist kein Notfallset vorhanden: Ruhe bewahren und sofort den Notarzt verständigen.

6. Kann man jederzeit eine Bienen- oder Wespengiftallergie entwickeln?
Ja, eine Bienen- oder Wespengiftallergie kann sich jederzeit entwickeln. Ein höheres Risiko besteht beispielsweise, wenn man in kurzer Zeit wiederholt gestochen wird. Eine Bienengift- und Wespengiftallergie ist nicht vererbbar.

7. Wie viele Menschen sind von einer Insektengiftallergie betroffen?
In der Schweiz leiden 3,5 Prozent der Bevölkerung an einer Insektengiftallergie. Schweizweit kommt es jährlich zu 3 bis 4 Todesfällen.

8. Ist es möglich, präventiv zu prüfen, ob man gegen Insektengift allergisch ist?
Wenn Sie nach einem Biss keine Allergieerscheinungen gezeigt haben, ist keine Untersuchung auf eine Insektengiftallergie erforderlich. Blut- und Hauttests sind nicht signifikant und daher schwer zu interpretieren, wenn keine klinische Vorgeschichte vorliegt, die mit einer allergischen Reaktion vereinbar ist.

9. Kann man eine Insektengiftallergie ursächlich behandeln?
Ja. Eine allergenspezifische Immuntherapie (Desensibilisierung) führt bei über 95% der Wespengiftallergiker und bei etwa 85% der Bienengiftallergikerinnen zu einem vollständigen Schutz. Die Therapie wird von einer Allergologin, einem Allergologen durchgeführt und dauert 3 bis 5 Jahre.

10. Darf man Honig essen, wenn man auf Bienengift allergisch ist?
Ja. Eine Insektengiftallergie hat nichts mit einer allfälligen Nahrungsmittelallergie zu tun. Allerdings kann Honig insbesondere bei Pollenallergikern allergische Symptome auslösen.

WICHTIG: Nester in der Nähe von Wohn- und Arbeitsbereich durch die Feuerwehr oder eine Imkerin entfernen lassen.

Bei weiteren Fragen: Beratungstelefon aha!infoline jeden Vormittag von Montag bis Freitag, 8.30 bis 12 Uhr. Die Telefonnummer lautet 031 359 90 50.
www.aha.ch

Bild: Eine Wespe nagt an einem Stück Schinken. Foto: Michael Gaida/pixabay.com