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Rund 2000 Menschen nehmen an Aargauer 1.-Mai-Kundgebungen teil

(pd) Die Aargauer Gewerkschaften riefen die Bevölkerung auf, an den acht Aargauer 1.-Maifeiern und Demonstrationen teilzunehmen und sich für mehr Einkommen, eine faire Rente und mehr Gleichstellung der Geschlechter einzusetzen. Rund 2000 Menschen sind dem Aufruf gefolgt und haben an den Demonstrationen in Aarau und Baden sowie den sechs weiteren regionalen 1.-Maifeiern teilgenommen. So der Aargauer Gewerkschaftsbund (AGB) in einer Medieninformation.

Am Tag der Arbeit wird im Aargau zwar einerseits gefeiert, was die Gewerkschaften in den vergangenen Jahrzehnten für die Menschen erkämpft haben. Die Gewerkschaften stehen hinter Gesamtarbeitsverträgen mit Mindestlöhnen und geregelten Arbeitszeiten, Schutz bei Krankheit und Invalidität, Arbeitslosenentschädigung, einem 13. Monatslohn, einer beruflichen Altersvorsorge oder ein in der Verfassung verbrieftes Streikrecht. Andererseits fordern Arbeitnehmende, Parteien und Gewerkschaften weiterhin Verteilungsgerechtigkeit, mehr Lohn und bessere Renten. Denn die Arbeit ist aber noch längst nicht getan, was in den zahlreichen Reden zum Ausdruck kam.
Auch der diesjährige Tag der Arbeit erinnert daran, dass die Errungenschaften weiter unter massivem Druck stehen, und von einer gerechten Verteilung des Wohlstands sind wir heute wieder weiter entfernt als vor den Krisen der letzten Jahre, wie Regierungsrat Dieter Egli bei seiner 1.-Mairede im Odeon in Brugg feststellt: «Die Verteilungsgerechtigkeit hat nicht zugenommen. Soziale Ungleichheiten konnten wir nicht überwinden, im Gegenteil: Sie wurden in der Krise zementiert und teilweise noch massiv verschärft».
Am 1. Mai 2023 fordern die Gewerkschaften deshalb: Mehr Lohn. Mehr Rente. Gleichstellung jetzt! In zahlreichen 1.-Maireden wird herausgestrichen, dass sich immer mehr Geld bei wenigen Topverdiener:innen anhäuft, während die Armut in der Schweiz wächst – unterdessen sind rund 1,3 Millionen Menschen in der Schweiz arm oder armutsgefährdet, darunter 130'000 Kinder.
«Die Reichen werden reicher und die Armen werden immer zahlreicher. Die Schere öffnet sich.» hält Mia Jenni, Einwohnerrätin und Nationalratskanditatin fest. Und Nationalrat Cédric Wermut doppelt in seiner Rede nach: «Das ist ein verdammter Skandal! Wer hat für diese Menschen, die jeden Monat und zum Teil jeden Tag ums finanzielle Überleben kämpfen, schon einmal Notrecht verlangt?»
Besonders die jüngste Rettungsaktion der Grossfinanz durch Steuermilliarden ohne Bedingungen oder Sicherheiten befeuerte den Ärger vieler Redner:innen. «Wir leben in einer Demokratie, die in Geiselhaft der Finanzmärkte und der Grossbanken steht», fasst Wermut zusammen.
Von der ungerechten Verteilung sind insbesondere die Frauen betroffen. Tausende Pfleger:innen, Kassierer:innen oder Kinderbetreuer:innen haben während der Pandemie täglich geschuftet, Leben gerettet und ihr eigenes dabei gefährdet. Dass trotz Millionenüberschüssen im Kantonsbudget beim Lohn und den Arbeitsbedingungen dieser Berufsgruppen nichts bewegt, macht wütend, auch, dass bei den Renten weiterhin keine Verbesserungen in Aussicht stehen: «Über Nacht konnte der Bund 259 Milliarden Franken für die CS-Übernahme locker machen. Das Geld war da, über Nacht. Aber wo ist das Geld, wenn es um unsere Renten geht?» fragt Nora Langmoen, Co-Präsidentin der SP Aargau, in ihrer Rede in Rheinfelden. AGB-Präsidentin und Grossrätin Silvia Dell’Aquila bringt auf den Punkt, was vom Frauenstreik 2019 übriggeblieben ist: «Es ist seither ausser der «Frauenwahl» vom Herbst 2019 und vielen Diskussionen nicht viel Konkretes passiert, ausser, dass Frauen wieder einmal verlieren: Sie erlebten in den letzten Jahren eine Verschlechterung bei den Löhnen und der Altersvorsorge. Dieses Jahr haben wir viel mehr Gründe, auf die Strasse zu gehen»
Die Gleichstellung und die Lohngleichheit unter den Geschlechtern, die Verteilungsungerechtigkeit und die rekordhohe Armut in der Schweiz, aber auch die dringend nötige öko-soziale Umgestaltung der Wirtschaft und der Arbeitskräftemangel waren die die zentralen Themen der verschiedenen prominenten 1.-Mai-Redner:innen, auch mit Blick auf den 14. Juni und den feministischen Streik.

Alle Reden sind auf der Webseite zu finden: https://www.1maiaargau.ch