(pd) Die soeben erschienene Studie der Lungenliga Aargau, welche in Zusammenarbeit mit der Lungenliga St. Gallen-Appenzell und dem Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM) verfasst wurde, zeigt einen hohen Konsum von Tabak-, Nikotin- und Cannabisprodukten bei Jugendlichen der Sekundarstufe II.
Insgesamt wurden 9515 Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren zu 13 verschiedenen Tabak-, Nikotin- und Cannabisprodukten befragt. Die Umfrage hat ergeben, dass 55% der befragten Jugendlichen in den Kantonen Aargau und St. Gallen in den letzten 30 Tagen mindestens eines der abgefragten Produkte konsumiert haben. Am häufigsten griffen die Befragten zu Tabakzigaretten, Snus und Cannabis.
Zunehmende Vielfalt neuer Tabak- und Nikotinprodukte
Die Tabakindustrie bringt immer neue Produkte auf den Markt. Bei einer Kurzbefragung an Aargauer und St. Galler Schulen (Berufsschulen, Kantonsschulen und 10. Schuljahr) wurden fast 10‘000 Jugendliche zum Konsum folgender Produkte befragt: Zigaretten im Päckli, selbst gerollte Zigaretten, Shisha, Zigarren/Zigarillos und Pfeifen, Tabakerhitzer, E-Zigaretten mit und ohne Nikotin, Snus, Nicotine Pouches sowie Cannabis rauchen mit und ohne Tabak und Cannabis vapen (s. Grafik). Rund ein Viertel der Befragten gab an, wöchentlich Zigaretten zu rauchen.
Cannabis und Shisha werden von fast jeder zehnten Person, Snus und EZigaretten von etwas mehr als jeder 20. Person wöchentlich konsumiert. Die Studie zeigt weiter, dass die meisten Personen nicht bei einem Produkt bleiben, sondern diverse Produkte konsumieren. Rund ein Drittel der oben genannten Zigarettenrauchenden konsumiert neben den Zigaretten ein weiteres Produkt wöchentlich. Bei den Jugendlichen, die regelmässig E-Zigaretten dampfen, konsumieren sogar drei Viertel ein anderes Produkt nebenbei.
Jugendliche mit höherer Ausbildung konsumieren weniger
Bereits seit Jahren ist bei der Prävalenz von Tabakzigarettenrauchenden ein sogenannter soziodemografischer Gradient ersichtlich. D.h. je höher die Schulbildung ist (Kantonsschule vs. Berufsschule mit Berufsmaturität vs. Berufsschule ohne Berufsmaturität) desto weniger werden die genannten Tabak- und Nikotinprodukte konsumiert. Dieses soziale Gefälle ist auch in der neuen Studie, insbesondere bei den Tabakverbrennungsprodukten, klar ersichtlich, bei EZigaretten und oralen Produkten (Snus, Nicotine Pouches und Schnupftabak) jedoch weniger stark ausgeprägt. Beim Cannabiskonsum wurde kein signifikanter Unterschied nach Schulbildung festgestellt.
Geschlecht und Alter spielen nur teilweise eine Rolle
Vergleicht man den Konsum nach Geschlecht und Alter sieht man nur teilweise Unterschiede. Sehr auffällig ist der Mehrkonsum der oralen Produkte (Snus, Nicotine Pouches und Schnupftabak) bei den Männern verglichen mit den Frauen. Männer konsumieren diese Produkte um ein Vielfaches häufiger als Frauen.
Beim Vergleich der Altersklassen (>16, 16-17, 18-19, >19) fällt auf, je älter die Jugendlichen, desto höher der Konsum von Zigaretten und Cannabis. Bei den EZigaretten und oralen Produkten ist kein solch klarer Anstieg ersichtlich. Hier ist der Konsum bei den unter 16-jährigen ähnlich hoch wie bei den über 19-jährigen.
Ungenügender Jugendschutz
Die Studienergebnisse zeigen, dass der Tabak-, Nikotin- und Cannabisprävention in der Schweiz mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung zukommen sollte. Obwohl sich das Gesundheitsbewusstsein in den letzten Jahren stark gewandelt hat und die negativen Folgen des Rauchens bekannt sind, haben über die Hälfte der Jugendlichen angegeben, mindestens eines der befragten Produkte in den letzten 30 Tagen konsumiert zu haben. Deshalb braucht es einen deutlich stärkeren Jugendschutz – auch für E-Zigaretten, Snus und Nicotine Pouches, welche in der Schweiz unter das Lebensmittelgesetz fallen, und damit für jedes Alter frei zugänglich sind.
Die Vielfalt der regelmässig konsumierten Tabak-, Nikotin- und Cannabisprodukte stellt die Prävention vor die Herausforderung, die Bevölkerung einfach und verständlich über die verschiedenen Produkte aufzuklären. Ebenso braucht es weitere Studien zu den Langzeitschäden der verschiedenen Produkte.
Mehr Luft fürs Leben (Auszug aus dem Leitbild)
Grundauftrag der Lungenliga ist die Gesundheit der Lungen und der Atemwege. Die Lungenliga versorgt, berät und betreut atembehinderte, lungen- und tuberkulosekrankte Menschen, vertritt deren Anliegen und verhilft ihnen zu mehr Mobilität und Lebensqualität. Dabei erbringt sie nicht nur Dienstleistungen an Patientinnen, Patienten, Klientinnen und Klienten, sondern engagiert sich auch in der Information, gesellschaftlichen Sensibilisierung, in der Gesundheitsförderung und in der Prävention.
Bild: So häufig konsumieren Schweizer Jugendliche Tabak-, Nikotin- und Cannabisprodukte. Grafik: Lungenliga Aargau