(pd) Der Grosse Rat hat im Dezember 2020 einen Verpflichtungskredit über 9,3 Millionen Franken für den Zeitraum 2021–2024 zur Bewältigung von Waldschäden durch Borkenkäfer, Trockenheit, Eschenwelke und die Sturmereignisse 2020 gesprochen.
Das Massnahmenpaket unterstützt die Aargauer Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer bei der Wiederbewaldung der entstandenen Schadenflächen, damit arten- und strukturreiche und somit an die veränderten Klimabedingungen anpassungsfähige Waldbestände entstehen. Nach etwas mehr als der Hälfte der Laufzeit des Massnahmenpakets hat die Abteilung Wald des Departements Bau, Verkehr und Umwelt im Oberholz im Wald der Stadt Aargau eine positive Zwischenbilanz gezogen.
Das Massnahmenpaket Waldschäden 2021–2024 umfasst vier Module, wobei dem Modul Wiederbewaldung das finanziell grösste Gewicht zukommt: Für die WiederbewaldungsMassnahmen stehen 7,2 Millionen Franken zur Verfügung. Die Wiederbewaldung auf Schadenflächen erfolgt in erster Linie durch Naturverjüngung, bei Bedarf wird diese durch Ergänzungspflanzungen zukunftsfähiger Baumarten unterstützt. In den Jahren 2021 und 2022 wurden insgesamt 225 Hektaren Schadenfläche wiederbewaldet, wobei die Kategorie «Naturverjüngung mit Ergänzungspflanzungen» mit 185 Hektaren anteilsmässig am grössten ist, gefolgt von 29 Hektaren Eichenpflanzungen und 11 Hektaren Gastbaumarten. Bei den Gastbaumarten wurden vorwiegend Douglasien (67 Prozent) gepflanzt, gefolgt von Baumhasel, Roteiche und Atlaszeder. Libanonzedern und Orientbuchen wurden bisher keine eingesetzt. Insgesamt wurden die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer mit über 1,2 Millionen Franken unterstützt.
Witterung und Klimawandel beeinflussen Schadenflächen
Aufgrund der nasskalten Witterung im Sommer 2021 entstanden weniger trockenheitsbedingte Schäden im Wald als ursprünglich befürchtet. Auch im 2022 waren trotz des heissen und trockenen Sommers weniger Schäden zu verzeichnen, da die Borkenkäferpopulation im Vorjahr dank des nassen und kühleren Sommerhalbjahres stark zurückgegangen war und somit 2022 weniger Käferschäden verursachen konnte. Dies hatte zur Folge, dass im Modul «Wiederbewaldung» deutlich weniger Mittel beansprucht wurden, als bei der Erarbeitung des Massnahmenpakets befürchtet werden musste.
Die weitere Entwicklung der Schadenflächen hängt stark von der Witterung und der Entwicklung der Borkenkäfer in den kommenden Jahren ab und ist somit nur sehr schwer abzuschätzen. Der Klimawandel wird jedoch weiter fortschreiten und neue Schadenflächen im Wald zur Folge haben. Die schrittweise Anpassung der Waldbewirtschaftung an die sich ändernden Klimabedingungen wird zur permanenten Herausforderung für die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer. Aktuell wird deshalb die zeitliche Erstreckung des Verpflichtungskredits um vier Jahre geklärt – ohne eine Krediterhöhung. Darüber entscheidet letztlich der Regierungsrat beziehungsweise der Grosse Rat des Kantons Aargau.
Wertvolle Unterstützungs- und Entscheidungsgrundlagen
Die Umsetzungsmassnahmen wurden auch in den drei Modulen «Holzverwendung», «Entscheidungsgrundlagen» sowie «Weiterbildung und Beratung» vorangetrieben. Über das Modul «Holzverwendung» wurde ein Interventionsmanagement von Pro Holz Aargau aufgebaut. Mit diesem können Bauherrschaften rechtzeitig über die Möglichkeiten des Holzbaus informiert und über die Holzherkunft sensibilisiert werden. Aktuell wird überprüft, ob ungenutzte Flächen im Eigentum des Kantons ausserhalb des Waldes vorhanden sind, die bei grossem Schadholzanfall als Rundholzlagerplätze zur Verfügung gestellt werden könnten.
Im Modul «Entscheidungsgrundlagen» wurden Methoden zur Erhebung von Schadenflächen entwickelt. Dabei zeigte sich, dass Fernerkundungsdaten die Erhebung von Schadenflächen im Wald zwar unterstützen, die exakte Erfassung draussen vor Ort aber nicht ersetzen können. Des Weiteren laufen in mehreren Forstbetrieben Pilotprojekte, in denen Wildschadenverhütungsmassnahmen gegen den Rothirsch getestet werden. Dabei sind sowohl flächige als auch Einzelschutzmassnahmen im Einsatz, welche die Jungpflanzen vor Verbiss-, Fege-, Schlag- oder Schälschäden durch den Rothirsch schützen sollen. Zudem werden Massnahmen zur Lebensraumberuhigung und Jagderleichterung in Zusammenarbeit mit der Sektion Jagd und Fischerei der Abteilung Wald untersucht.
Im Rahmen einer Studie werden die negativen Auswirkungen (invasiver) Neophyten aufgearbeitet: Es werden insbesondere der Einfluss der Neophyten auf die Waldfunktionen, Bekämpfungsmethoden und -aufwand sowie die damit verbundenen Kosten ermittelt. Das Projekt «CO2-optimierte Waldbewirtschaftung» geht schliesslich der Frage nach, was die Bewirtschaftung des Aargauer Waldes und die Verwendung des Rohstoffes Holz als Baumaterial und Energieträger zur Zielsetzung Netto-Null beitragen kann.
Breites Angebot an Weiterbildung und Beratung
Im Modul «Weiterbildung und Beratung» wurde der Kurs «Sicheres Fällen von Totholz» mehrfach durchgeführt, wodurch das gesamte Forstpersonal im Kanton Aargau die Möglichkeit hatte, die Technik für das Fällen von dürren Bäumen zu erlernen beziehungsweise festigen. Dank den erworbenen Kenntnissen können Unfälle beim im Aargauer Wald tätigen Forstpersonal weitgehend verhindert werden.
Im Rahmen von Weiterbildungsanlässen wurde ein gut besuchter Kurs zum Thema «Anpassung an den Klimawandel im Dauerwald» durchgeführt. Im gleichen Rahmen ist ein Kurs zum Thema «Sicherheits- und Haftungsfragen im Wald mit Blick auf grossflächige Waldschäden» in Vorbereitung.
Das Forstpersonal wird laufend bei Fragen zu waldbaulichen Strategien unter veränderten Klimabedingungen unterstützt. Grundlage hierfür ist unter anderem die aktuelle Haltung der Abteilung Wald zum Thema «Waldbewirtschaftung im Klimawandel». Darin werden nicht nur Adaptationsprinzipien wie die Erhöhung der Baumarten- und genetischen Vielfalt thematisiert, sondern auch waldbauliche Massnahmen aufgezeigt. Anhand von Ökogrammen, die um die Dimension «Klimawandel» erweitert wurden, kann die zukünftige Verschiebung der Verbreitungsgebiete der Höhenstufen und damit der Baumarten abgeschätzt werden.
Zwischenbilanz im Forstbetrieb Region Aarau
Im Forstbetrieb Region Aarau sind in den vergangenen Jahren viele trockenheitsbedingte Schadenflächen entstanden. In erster Linie sind Schäden durch den von der warmen und trockenen Witterung profitierenden Borkenkäfer verursacht worden. Insgesamt wurden in den stadtnahen Wäldern rund um Aarau 12,1 Hektaren Schadenflächen wiederbewaldet, wobei mit 9 Hektaren primär auf die Kategorie «Naturverjüngung mit Ergänzungspflanzungen» gesetzt wurde. Auf 2 Hektaren wurden Stieleichen und in der Kategorie «Gastbaumarten» auf 1 Hektare Douglasien gepflanzt. Die Wiederbewaldung wurde mit Mitteln aus dem Verpflichtungskredit Massnahmenpaket Waldschäden unterstützt. Stadtförster Roger Wirz rechnet damit, dass während der Laufzeit des Massnahmenpakets bis Ende 2024 noch weitere Schadenflächen hinzukommen werden.