(ags) Die Nationale Aktionswoche für Kinder von suchtkranken Eltern, welche vom 21. bis 27. März stattfindet, steht unter dem Motto «Kindern eine Stimme geben». Denn die Kinder von Menschen mit Suchtproblemen gehen oftmals vergessen. Dabei weiss man, dass ein Grossteil von ihnen im Erwachsenenalter psychische Krankheiten oder eigene Suchtprobleme entwickelt. Umso wichtiger ist es, die Kinder zu stärken – sowie die betroffenen Eltern und Familien im Umgang mit ihren Kindern. Dazu finden diverse Veranstaltungen für die Öffentlichkeit statt.
Besonders bei kleinen Kindern geht man oft vorschnell davon aus, dass sie noch zu klein sind, um überhaupt etwas vom Problem mitzubekommen. Das ist ein Trugschluss. Denn im ersten Lebensjahr werden im Gehirn so viele neue Eindrücke verarbeitet und gespeichert wie später nie mehr. Kleinkinder können sich nicht abgrenzen. Sie saugen die Stimmungen in der Familie auf und ahmen ihre Bezugspersonen nach. Stellen Sie sich vor, wie Sie auf Ihr Kind wirken, wenn Sie unter Drogen- oder Alkoholeinfluss sind! Ein Vater berichtete eindrücklich, wie sich sein Kind von ihm abwendete und weinte, wenn er vorher Kokain geschnupft hatte. Wenn Eltern nur auf sich selbst bezogen sind und keine Einfühlung zeigen, lernt es das Kind auch nicht. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass etwa zwei Drittel aller Kinder mit einem alkoholkranken Elternteil Aufmerksamkeitsstörungen und später psychische Krankheiten oder eigene Suchtprobleme entwickeln.
Schutzfaktoren
Ein Drittel der betroffenen Kinder bleibt jedoch weitgehend gesund. Gründe, welche dazu beitragen, sind unter anderem eine gute emotionale Beziehung des Kindes zum nicht trinkenden Elternteil oder zu einer anderen Person, aber auch eine sichere Bindung zur Mutter. Denn auch eine trinkende Mutter kann eine gute Mutter sein – sofern sie die richtige Entlastung und Unterstützung bekommt. Eine wichtige Rolle in der Einrichtung solcher Schutzfaktoren kommt speziell den Väter-/
Mütter- und Familienberatungsstellen zu. Deshalb arbeiten diese bei Bedarf eng mit den Suchtfachstellen im Kanton Aargau zusammen.
Angebote für Eltern, Familien und Fachleute
Die Suchtberatung ags, welche im Fricktal in Rheinfelden mit einer Anlaufstelle präsent ist, bietet Kurse an, in denen die Eltern lernen, wie sie altersgerecht mit ihren Kindern über die eigene Suchterkrankung reden und die Kinder auch in Krisenzeiten unterstützen können. «Gemeinsam stark» ist ein weiteres Angebot – für die ganze Familie: Durch gemeinsame Erlebnisse wird die Beziehung zwischen Eltern und Kindern gestärkt. Ziel beider Angebote ist, dass die Eltern ihre Elternrolle trotz allem gut wahrnehmen können. Erfreulich ist zudem die Gründung des Netzwerks «Diskutafel» im Kanton Aargau, in welchem sich Fachleute zweimal pro Jahr über das Thema – Kinder im Fokus – austauschen.
Im Rahmen der Aktionswoche wird am Dienstag, 22. März, 18 bis 20.15 Uhr, als Zoom-Anlass für alle der Film: «Trinkerkinder» gezeigt. Anschliessend findet eine Podiumsdiskussion mit folgenden Gästen statt: Dr. med. Thomas Lüddeckens, Chefarzt Klinik im Hasel, Facharzt für Psychiatrie u. Psychotherapie; Frau Allen, ehemals betroffene Mutter; Luisa Fehlmann, Leiterin der Fachstelle für Angehörige der PDAG; Frau Weber, in der Kindheit Mit-Betroffene; Michel Guererro, lic.phil. Psychologe FSP, BZBplus. Moderation: Nicole Häuptli, Suchtprävention Aargau.
Zugang zur Veranstaltung:
https://qr.de/PMhZy5
Glücksrad
Am Mittwoch, 23. März, findet von 14 bis 16 Uhr zudem auf dem Neumarktplatz Brugg (vor Eingang Migros) eine Standaktion mit Glücksrad statt, an welcher Luisa Fehlmann, Leiterin der Fachstelle für Angehörige der PDAG sowie Helen Frei, Fachperson Suchtberatung ags, Themenverantwortlich für Sucht & Familie, anwesend sind.