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Eine Art mit hohem Risiko im lichtreichen Wald, sowohl auf Natuschutzflächen als auch im übrigen Wald, ist die Armenische Brombeere. Foto: zVg/Kanton Aargau
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AG: Studie liefert Grundlage für Bekämpfung von gebietsfremden Pflanzenarten

(pd) Der Kanton Aargau setzt sich dafür ein, die schädlichen Auswirkungen von invasiven Neobiota zu minimieren. Invasive Neophyten breiten sich zunehmend auch im Aargauer Wald aus. Sie verdrängen einheimische Arten, behindern die natürliche Waldverjüngung und können damit langfristig Waldfunktionen wie die Biodiversität oder die Holzproduktion beeinträchtigen.

Da eine flächendeckende Entfernung aller invasiven Neophyten nicht möglich ist, schlägt eine im Auftrag des Departements Bau, Verkehr und Umwelt erstellte Studie einen risikobasierten Ansatz vor. Erstmals wurden spezifische, priorisierte Bekämpfungsziele je nach Risiko einer Neophytenart und Waldfunktion hergeleitet sowie Handlungsempfehlungen abgegeben.
Wer kennt sie nicht: Einjähriges Berufskraut, Drüsiges Springkraut, Japanischer Knöterich, Blauglockenbaum und viele weitere fremdländische Pflanzenarten sind immer mehr auf Spaziergängen auch in Aargauer Wäldern anzutreffen. Invasive Neophyten kommen in lichtreichen Waldbereichen und an Waldrändern besonders häufig vor. Einige Arten wie der Kirschlorbeer treten aber auch im geschlossenen Wald auf und beeinträchtigen dort die Waldverjüngung. Eine im Auftrag der Abteilung Wald des Departements Bau, Verkehr und Umwelt erstellte Grundlagenstudie liefert nun erstmals eine umfassende, risikobasierte Grundlage für die Bekämpfung dieser gebietsfremden Pflanzenarten.

Risikobasierter Ansatz für eine differenzierte Bekämpfung
Im Rahmen der Studie wurden 90 invasive Neophytenarten hinsichtlich ihres Schadenspotenzials bewertet. Die Risikoanalyse berücksichtigt dabei unterschiedliche Waldfunktionen sowie die Lichtverhältnisse im Wald. Daraus ergeben sich differenzierte Prioritäten für die Bekämpfung neophytischer Arten: Während auf Naturschutzflächen im Wald grundsätzlich alle invasiven Arten bekämpft werden sollen, liegt der Fokus auf der übrigen Waldfläche auf Arten mit hohem Schadenpotenzial für die Sicherung der nachhaltigen Holzproduktion sowie der Schutzleistungen des Waldes. Ein grosses Schadenpotenzial tritt auf diesen Flächen insbesondere während der Phase der Waldverjüngung auf: Das Aufwachsen der nächsten Baumgeneration kann durch gewisse Neophyten stark erschwert werden.

Frühwarnliste als wichtige Handlungsempfehlung
Neben den bereits etablierten Neophytenarten, welche die Schutzgüter «Biodiversität, Holzproduktion und Schutzwald» beeinträchtigen, gibt es im Aargauer Wald diverse weitere fremdländische Arten, die heute in der Schweiz noch selten sind oder im Aargau noch gar nicht vorkommen, aber ein hohes Schadenpotenzial aufweisen. Diese wurden in einer sogenannten Frühwarnliste zusammengefasst. Beim Auftreten solcher Arten wird eine vollständige Tilgung empfohlen; im Wirtschaftswald reicht oft eine gezielte Eindämmung, um das Aufwachsen der gewünschten Verjüngung zu ermöglichen.

Aktuelle Verbreitungssituation im Aargau
Dank einer Umfrage bei den Forstbetrieben sowie den im Aargau tätigen Naturschutzverbänden ist die aktuelle Häufigkeit sowie die Verbreitungssituation der Neophyten im Aargauer Wald bekannt. Arten wie Berufskraut, Springkraut, Kirschlorbeer und Robinie sind heute besonders häufig. Von 30 gemeldeten Arten ist die Hälfte bereits heute weit verbreitet, und eine flächendeckende Bekämpfung ist deshalb nicht mehr zielführend. Dies unterstreicht die grosse Bedeutung des vorgeschlagenen, risikobasierten Ansatzes. Viele weitere fremdländische Arten sind aktuell noch weniger weit verbreitet; hier bestehen grundsätzlich gute Möglichkeiten, die Arten aus der einheimischen Pflanzenwelt wieder zu entfernen.

Kostenschätzung
Im Rahmen der Studie wurden ebenfalls die jährlichen Kosten für das risikobasierte Neophytenma-nagement im Aargauer Wald berechnet. Die Kosten werden auf rund 3,5 Millionen Franken pro Jahr geschätzt. Damit liegt der Mittelbedarf deutlich über dem durch den Grossen Rat für den Zeitraum 2022–2027 bewilligten Verpflichtungskredit zur Umsetzung der Neobiota-Strategie. Aktuell stehen pro Jahr brutto 410 000 Franken für das Neophytenmanagement im Wald zur Verfügung.
Die Resultate der Studie fliessen in einen Leitfaden ein, der die Umsetzung des Neophytenmanagements im Wald konkretisiert. Dieser Leitfaden wird unter Einbezug der Waldbesitzenden sowie des Forstpersonalverbands erarbeitet und soll Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer sowie Forstbetriebe bei der Planung und Durchführung von Bekämpfungsmassnahmen unterstützen.
Mit der Studie und dem geplanten Leitfaden schafft der Kanton Aargau die Voraussetzungen für ein koordiniertes und effizientes Vorgehen gegen invasive Neophyten – damit der Aargauer Wald auch in Zukunft seine vielfältigen Funktionen erfüllen kann.

Webseite zum Thema: Neophyten im Wald - Kanton Aargau

Definition: Neobiota
Als Neobiota bezeichnet man Pflanzen (Neophyten) und Tiere (Neozoen), die mit Beginn des globalen Handels und Verkehrs durch den Menschen bewusst oder unabsichtlich in fremde Gebiete eingeführt worden sind. Invasive Neobiota können dabei einheimische Arten verdrängen, wirtschaftlichen Schaden anrichten oder die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden.

Bild: Eine Art mit hohem Risiko im lichtreichen Wald, sowohl auf Natuschutzflächen als auch im übrigen Wald, ist die Armenische Brombeere. Foto: zVg/Kanton Aargau