(pd) Der Kanton Aargau verfügt über günstige geologische Voraussetzungen für die Nutzung der Geothermie. Die Abteilung Energie des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) hat das Geothermiepotenzial im Kanton genauer untersucht und in einem öffentlich einsehbaren Online-Geothermiekataster dokumentiert.
Das Ziel ist, eine strategische Grundlage für Projektentwicklungen in einer frühen Phase zu schaffen und damit die Nutzung der Geothermie im Kanton gezielt voranzutreiben. Bereits bekannt war: Der Kanton Aargau verfügt über günstige geologische Voraussetzungen für die Nutzung der Geothermie und bietet gute Bedingungen für die Erschliessung von Tiefengeothermie.
Und: Der Regierungsrat steht der Nutzung von Geothermie im Kanton positiv gegenüber und begrüsst unterschiedliche Anwendungsformen. Die Geothermie – insbesondere für die untiefe Wärmenutzung mit Erdwärmesonden – leistet bereits heute einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung sowie zur Dekarbonisierung (Ziel: Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050). Entsprechend unterstützt der Kanton die Entwicklung der wirtschaftlichen Nutzung der Wärme aus dem tiefen Untergrund als Teil der Strategie «energieAARGAU».
Die Vorteile der Geothermie liegen in der Grundlastfähigkeit, der Flexibilität im Betrieb für Wärmeund Stromproduktion, dem geringen Flächenbedarf an der Oberfläche und einer entsprechend hohen Flächeneffizienz, sowie insgesamt geringer Umweltauswirkungen und einer langen Betriebsdauer der Anlagen. Hinzu kommt die nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit der Ressource Erdwärme.
Basierend auf dieser Ausgangslage hat der Regierungsrat im März 2022 ein Postulat aus dem Grossen Rat entgegengenommen, welches die Schaffung eines Geothermiekatasters zur Identifizierung des Erdwärmepotenzials in den Aargauer Gemeinden fordert – mit dem Ziel, eine strategische Grundlage für Investitionen und Projektentwicklungen zu schaffen und damit die Nutzung der tiefen
Geothermie im Kanton gezielt voranzutreiben. Daraufhin hat die Abteilung Energie des Departements Bau, Verkehr und Umwelt in Zusammenarbeit mit internen und externen Fachexperten das Geothermiepotenzial im Kanton genauer untersucht. Dabei wurde die in der Öl- und Gasindustrie gängige Methodik der Play Fairway Analysis (PFA) angewendet. Der gewählte Ansatz kombiniert
das wirtschaftliche Absatzpotenzial an der Oberfläche (Nachfrage) durch vorhandene Infrastrukturen – wie etwa Strom- und Fernwärmenetze – mit den geologischen Gegebenheiten im Untergrund (Angebot). Die Resultate – ein technischer Bericht sowie öffentlich einsehbare Online-Eignungskarten, die in der Gesamtsicht das örtliche Geothermiepotenzial skizzieren – sind neu in den Online-Karten auf dem Geoportal des Kantons aufgeschaltet (s. Link unten).
Muschelkalk als Zielschicht
Die bisherigen Arbeiten zum Geothermiepotenzial im Kanton Aargau fokussieren auf den Muschelkalk-Aquifer als Zielschicht im Untergrund, das heisst auf wasserführende Karbonatgesteine der Schinznach-Formation (Oberer Muschelkalk). Diese Entscheidung beruht auf geologischen, technischen und wirtschaftlichen Überlegungen: Der Muschelkalk-Aquifer hat sich denn auch in der Schweiz durchaus als Schicht erwiesen, die eine geothermische Nutzung ermöglichen kann. Zudem liegen zu dieser Schicht für die gewählte Methodik benötigte Modellinformationen vor. Als Ergebnis der Untersuchungen erscheinen mögliche Geothermiestandorte rund um die grösseren Zentren südlich des Juras attraktiv. Projektstandorte entlang der Limmat und der Aare dürften sich mit der gewählten Zielschicht Muschelkalk ausschliesslich für die Wärmenutzung eignen, dafür aber auch mit weniger tiefen und deshalb kostengünstigeren Bohrungen einhergehen. Ganz im Süden des Kantons liegt die Temperatur in Bereichen, welche eine Stromproduktion in der Tiefe des Muschelkalks erlauben kann. Dies bedingt aber auch eine tiefere und somit teurere Bohrung.
Mögliche Erweiterung auf tiefere Schichten
Die vorliegende Potenzialabschätzung ist eine erste Grundlage, um sich an die strukturellen Eigenschaften im Untergrund auf Stufe Muschelkalk sowie die bestehenden Infrastrukturen anzunähern. Der Kataster schafft eine methodische Basis, um aufzuzeigen, wo im Kanton anhand der benutzten Modelle ein erhöhtes Potenzial für die Gewinnung und Nutzung geothermischer Energie besteht.
Eine mögliche Erweiterung des Katasters kann in der Berücksichtigung von weiteren Zielschichten, wie etwa dem Kristallin, oder der Kombination mit Geospeichern bestehen. Im Gegensatz zum sedimentären Muschelkalk ist das magmatische Kristallin eine undurchlässige Gesteinsschicht. Deshalb kommen in einer solchen Umgebung hauptsächlich petrothermale Systeme zur Anwendung, die darauf abzielen, ein künstliches Fliessregime auf Zieltiefe zu schaffen. Diese Systeme sind technisch komplexer und oft mit grossen Bohrtiefen verbunden, verschaffen aber auch eine grössere Standortunabhängigkeit und bringen die Aussicht auf eine zusätzliche Stromproduktion. Erklärtes Ziel des Geothermiekatasters ist es, die planerischen Grundlagen für Investoren und Projektanten zu verbessern und so den Weg für Vorhaben im Kanton Aargau zu ebnen.
Kurzanleitung Eignungskarten Geothermie im Geoportal
Der untenstehende Link zum Geoportal führt direkt zu den Eignungskarten. Standardmässig wird die Karte über die Eignung des Untergrunds für die direkte Nutzung gezeigt. Um zwischen den einzelnen Karten zu wechseln, sind folgende Schritte nötig: Erstens: Tool Ebenen (zweites Tool in der linken Leiste) öffnen, anschliessend das Zahnradsymbol in den Ebeneneinstellungen. Zweitens: Mittels Selektion der Kästchen wird die Anzeige der einzelnen Karten gesteuert. Hierbei kann zwischen den Zwecken Strom- und Wärmeproduktion sowie zwischen Oberfläche und Untergrund unterschieden werden. Drittens: Geodatensätze sind im Karten-Fenster sichtbar, wenn sie aktiviert sind (blau ausgefülltes Rechteck).
Weblink Technischer Bericht und Online-Karten zum Geothermiepotenzial im Kanton Aargau: Karten - Kanton Aargau