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AG: Apothekerschaft wehrt sich – Irreführende Angaben zur Medikamentenabgabe

(aav) Die Hausarztmedizin ist wiederholtes Thema der CH Media diesen Sommer. In einem am 5. August veröffentlichten Artikel (Oase in Aargauer Hausarztwüste) wird erneut der Eindruck erweckt, der fehlende Medikamentenverkauf durch Ärzte sei im Kanton Aargau mitverantwortlich für den Hausärztemangel. Der Aargauische Apothekerverband (AAV) weist diese Darstellung entschieden zurück und betont: Der Medikamentenverkauf durch Ärzte verbessert die hausärztliche Versorgung nicht – im Gegenteil.

«Die wiederholte Behauptung, dass der Aargauer Hausärztemangel mit dem Abgabeverbot für Medikamente zusammenhängt, entbehrt jeder Grundlage», sagt Hans Jürg Engel, Präsident des AAV. «Die Fakten zeigen: Kantone, in denen die Ärzte Medikamente verkaufen können, haben weder mehr noch besser verteilte Hausarztpraxen. Dafür leiden sie oft unter einer schlechteren Apothekenabdeckung – was die medizinische Grundversorgung insgesamt schwächt.»

Selbstdispensation weltweit verboten
Falsch ist die Behauptung, es gäbe nur wenige Kantone mit Verbot der Medikamentenabgabe für Ärzte. Richtig ist, dass in keinem Land ausser in ein paar wenigen Schweizer Kantonen, Ärzte Medikamente verkaufen dürfen. Es gilt weltweit die Regel: Der Arzt verschreibt, der Apotheker gibt ab. Von den neun Kantonen mit wenig Hausärzten (OW, SH, NW, SO, SZ, TG, GL) sind nur FR und AG Kantone, in denen Ärzte keine Medikamente verkaufen dürfen. Der Aargau hat zudem nicht einfach ein Verbot, sondern kennt eine sogenannte Distanzregelung: Liegt die nächste Apotheke zu weit von einer Arztpraxis entfernt, darf der Arzt sehr wohl Medikamente verkaufen. Dennoch hat dies in diesen Regionen nicht zu einem Zuwachs an Hausärzten geführt. Hingegen zeigen Vergleiche, dass in Kantonen mit der gleichen Regel (Selbstdispensationsverbot) wie im Aargau, wie etwa Genf, Basel-Stadt oder Waadt, die Ärztedichte zu den schweizweit höchsten gehört.
«Unsere Gesundheitsversorgung braucht Zusammenarbeit – nicht Parallelstrukturen», so Engel weiter. «Apotheken und Hausärztinnen ergänzen sich. Gerade seit der Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig wohnortnahe Apotheken für die Bevölkerung sind – sei es beim Impfen, Testen oder im Umgang mit Versorgungsengpässen.»

Nachhaltige Lösungen statt falscher Versprechungen
Der Aargauische Apothekerverband unterstützt die Forderung nach besseren Rahmenbedingungen für Hausärztinnen und Hausärzte – insbesondere braucht es einen gerechten Tarif, um die wichtige Arbeit der Haus- und Kinderärzte abzugelten. Es kann nicht sein, dass ein Tarif nicht regelmässig an Teuerung und veränderte Anforderungen angepasst wird. Lösungen liegen aus Sicht des AAV jedoch auch bei strukturellen Fragen wie Arbeitsmodellen, Nachwuchsförderung und attraktiven Praxisbedingungen – nicht bei der Ausweitung des Medikamentenverkaufs auf Ärzte.
«Wir brauchen gemeinsame, nachhaltige Strategien, um die medizinische Grundversorgung zukunftsfähig zu machen», so Engel. «Der Verkauf von Medikamenten durch Ärzte, die sog. Selbstdispensation, ist dabei kein Teil der Lösung – sondern Teil des Problems.»