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Sammeln und Erdöl einsparen: Die getrennte Kunststoffsammlung des GAF ist ein Erfolg

(gaf) Der gelbe Kunststoffsammelsack vom GAF (Gemeindeverband Abfallbewirtschaftung unteres Fricktal mit Büro in Zuzgen) wird in den 16 Verbandsgemeinden alle 14 Tage eingesammelt, in Möhlin gepresst und nach D-Rheinfelden zu einer Firma transportiert, welche daraus Recyclinggranulate herstellt. Produziert werden Granulate aus PE (Polyethylen), PP (Polypropylen), PS (Polystyrol) und PO (Polyolefinkombinationen). Den Kunden unter anderen auch in der Schweiz, steht eine Produktpalette aus über 100 Granulat- und 80 Farbrezepturen zur Verfügung. Der Rohstoff kann von Verarbeitern als Alternative zu fossil basierter Neuware eingesetzt werden und schont Ressourcen und Klima.

Die gemischten Kunststoffsammlungen aus Haushaltungen werden in der Schweiz kontrovers diskutiert. Dies insbesondere aufgrund der Komplexität des Themas und der teilweise schlechten Transparenz bezüglich des Materialflusses und der Stoffströme, namentlich ins Ausland. Der GAF verfolgt diese Thematiken intensiv und aktuell. Das Ziel vom GAF ist die Verwertungswege der im GAF Gebiet gesammelten Kunststoffe zu kennen und gelegentlich auch wieder genau unter die Lupe zu nehmen. Ziel ist es nicht primär einen Verwertungserlös zu erzielen, sondern zu wissen, wo und was mit der Ware gemacht werden kann. In diesem Sinne behält sich der GAF auch vor, Verwertungswege zu ändern oder abzulehnen.
Aktuell geht die gemischte Kunststoffsammlung der Gemeinden aus dem GAF-Gebiet zur Firma Vogt Plastic GmbH in D-Rheinfelden. Diese Firma kann den angelieferten Kunststoff automatisch sortieren, reinigen und aufbereiten zu sogenanntem RE-Granulat.
Der Anteil, welcher nicht verarbeitet werden kann, wird in einer Kehrichtverbrennungsanlage thermisch verwertet. Auch in der Schweiz wird ein Teil dieses RE-Granulats zu Produkten verarbeitet; bspw. zu Plastikkisten oder Kunststoffrohren für die Bauindustrie. Die getrennte Kunststoffsammlung des GAF ist ein Erfolg, werden doch so rund 30 000 Liter Erdöl pro Jahr eingespart.
Ein Sortierwerk gibt es in der Schweiz nur für PET-Getränkeflaschen. Auf diesen Flaschen wird beim Verkauf eine VRG (Vorgezogene Recyclinggebühr, ähnlich wie bei den Elektrogeräten) erhoben. Für gemischte Kunststoffe aus Haushaltungen gibt es in der Schweiz derzeit noch kein Sortierwerk.
Studien, von Autoren welche eher der KVA-Lobby nahestehen sowie das BAFU (Bundesamt für Umwelt) in Bern sind kritische Kommentatoren zum Kunststoffrecycling. Die Aussagen zum eher kleinen Umweltnutzen für relativ viel Geld, entspricht dem BAFU-Statement. Beim GAF kann man diese Meinung nicht teilen: «Dank dem separaten Sammelsystem mit einem 3,5-Tonnen-Kleinlaster können wir den Sammelaufwand tief halten. Den Nutzen haben wir mit einer Energiebilanz der FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz Windisch, Prof. Dr. Thomas Heim) belegt», schreibt der Verband. «Aus unserer Sicht sind 30 000 Liter pro Jahr eingespartes Heizöl und somit auch Co2 welches nicht in die Atmosphäre gelangt, kein Pappenstiel. Aus Sicht der Kreislaufwirtschaft macht es sowieso Sinn, jeden Liter Erdöl möglichst mehrmals in verschiedenen Produkten zu nutzen.»
Der GAF geht davon aus, dass die Auftrennung der gesammelten Kunststofffraktionen in den nächsten Jahren technisch wesentliche Fortschritte machen wird. Dann wird der recycelbare Anteil am Sammelgut weiter steigen und der Umweltnutzen parallel dazu. Mit steigender Menge könnte zudem in der Schweiz ein Sortierwerk entstehen. Bemühungen dazu laufen derzeit in der Ostschweiz.
«Gewisse Vorwürfe von Exponenten betreffend Verschiffung von Kunststoffabfällen nach Fernost sind kalter Kaffee von gestern. Es stimmt, dass dies früher tatsächlich gemacht wurde. Kunststoffabfälle wurden im Export verkauft. Heute hat Sammelgut keinen Marktpreis mehr, weil eben genau dieser Export nach Fernost (insbesondere China) eingestellt wurde. Der GAF hat den Weg seiner Kunststoffabfälle untersucht. Die Abfälle bleiben im deutschsprachigen Raum. Kehrichtähnliche, ungewollte Kunststoffabfälle in der Sammlung und nicht verwertbare Kunststoffe gehen in Kehrichtverbrennungsanlagen mit Wärme-/Stromproduktion (z.B. KVA Basel) oder in Zementwerke welche dort fossile Energieträger ersetzen. Aus dem Recyclinggranulat werden von Schweizer Firmen neue Plastikrohre, Folien, Logistikgebinde, und vieles anderes hergestellt», schreibt der Abfallverband weiter.
Die genannte Studie der FHNW kann bei der Geschäftsstelle des GAF bezogen werden.