Die Bilanz ist erschütternd: Jedes Jahr werden in der Schweiz durchschnittlich 1500 Rehkitze bei der Silo- oder Heumahd durch die Mähwerke der Landwirtschaftsmaschinen getötet. Das Problem ist: Die Kitze haben in den ersten vier Wochen kein Fluchtverhalten, sondern einen Drückinstinkt. Sie verlassen sich auf ihre Tarnung und drücken sich ins hohe Gras. Wenn die schnellen und breiten Mähmaschinen heranfahren, haben sie keine Chance. Hinzu kommt: Wird das getötete Tier in die Silage aufgenommen, ist der Viehbestand durch Bakterien stark gefährdet.
PETER SCHÜTZ
Von April bis Juli werden die meisten Rehkitze geboren. Im gleichen Zeitraum werden die Felder gemäht. «Die Suche nach den Jungtieren in den weitläufigen und unübersichtlichen Feldern ist aufwändig», berichtet Peter Lüthi, Präsident des seit einem Dreivierteljahr bestehenden Vereins «Wild- und Naturherz» aus eigener Erfahrung. Nun hat der Verein ein Projekt lanciert, das sich ganz der Rehkitzrettung verschrieben hat. Dafür sollen Drohnen mit Wärmebildkameras für die Suche eingesetzt werden, um so die Rehkitze vor dem sicheren Mähtod zu bewahren. Peter Lüthi ist zusammen mit einem kleinen Team schon seit rund vier Jahren in der Rehkitzrettung aktiv. Bis dato mit konventionellen und aufwändigen Methoden wie zum Beispiel dem Verblenden der Wiesen am Vorabend der Mahd. Jetzt hat Lüthi die Rehkitzrettung aus der Luft ins Auge gefasst. «Damit wir mehr Rehkitze retten können», so Lüthi, «sollen zusätzliche Rettungsteams mit Drohnenpiloten zum Einsatz kommen». Das Projekt ist seit Mitte Dezember 2021 für Spenden offen. Auf der Homepage www.lokalhelden.ch/rehkitzrettung-fricktal können durch Drücken des «Jetzt unterstützen»-Knopfes Beträge in selbstbestimmer Grösse gewählt werden. Mit den Spendengeldern sollen sowohl zwei Drohnen als auch die Ausbildung zur richtigen Handhabe finanziert werden. Da der Verein auf ehrenamtlicher Basis wirkt, können die Beträge als Spenden verbucht werden. Peter Lüthi bringt das regional einzigartige Projekt so auf den Punkt: «Wir wollen eine flächendeckende Suche im Raum Fricktal und Umgebung erreichen, um möglichst viele Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren.» Und: «Wir wollen Bäuerinnen, Bauern, Jägerinnen und Jäger bei der aufwändigen Suche der Rehkitze im hohen Gras unterstützen.» Pro Jahr konnten Peter Lüthi und sein Team bis zu 15 Rehkitze vor dem Mähtod retten. Jetzt sieht er das Drohnen-Projekt auf einem guten Weg. Die erste Drohne ist fast schon finanziert. Das Crowdfunding läuft bis Mitte Februar, so dass der Verein im Mai loslegen kann. Bis dahin gibt es viel zu tun. Der Umgang mit den Drohnen muss gelernt sein, auch die Helfer müssen genau wissen, wie sie gefundene Rehkitze in Sicherheit bringen, damit sie von ihren Müttern wieder aufgenommen werden.
www.wildundnaturherz.ch