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Sie haben die Einführung des Ökumenischen Religionsunterrichts im Wegenstettertal vorbereitet (von links): Hannah Audebert (Diakonin Christkatholische Kirche), Irina Schweighoffer-van Bürck (Pfarrerin reformierte Kirche), Ruth Imhof-Moser (reformierte Kirchenpflege-Präsidentin) und Lena Heskamp (Leiterin Katecheseteam römisch-katholische Kirche Möhlinbach). Foto: Fritz Imhof
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Religionsunterricht im Wegenstettertal nur noch gemeinsam

(im) Im kommenden Schuljahr findet der Religionsunterricht im Wegenstettertal ökumenisch statt. Das bringt für die Eltern und die Kinder Erleichterungen und Vorteile, wie das Koordinationsteam aus den drei Landeskirchen im Tal betont.

Schon seit drei Jahren klärt ein Koordinationsteam mit Verantwortlichen und Katechetinnen der drei Landeskirchen im Wegenstettertal die Voraussetzungen für einen gemeinsamen Religionsunterricht ab. Dahinter steckt der Wunsch, den Kindern den Unterricht wohnortnah bzw. an ihrem Schulort zu ermöglichen. Ebenso sollen sie in Zukunft den Unterricht zusammen mit den Klassenkameraden aus den andern Konfessionen besuchen können. Denn aktuell müssen viele Kinder ausserhalb ihres Wohnorts unterrichtet werden, was die Eltern organisatorisch belastet. Zudem fällt es vielen Kindern schwer, in fremden Gruppen ohne vertraute Mitschüler am Religionsunterricht teilzunehmen.
Viele Kinder seien sich heute kaum bewusst, welcher Konfession sie angehören und was dies bedeutet, stellen Katechetinnen fest. Der ökumenische Ansatz betont dagegen: «Was uns verbindet, ist grösser als das, was uns trennt», so die römisch-katholische Jugendarbeiterin Lena Heskamp.
In Zeiten vieler konfessionell gemischter Familien vereinfacht der neue Religionsunterricht die Organisation für Eltern und Kinder, so Ruth Imhof-Moser, Kirchenpflege-Präsidentin der reformierten Kirche Wegenstettertal. Er bringe sie zurück an den Schulstandort und ermögliche den Unterricht in gewohnter Umgebung. Wobei der Unterricht sowohl in kirchlichen Räumen wie auch in einem Schulraum stattfinden wird. Bei besonderen Anlässen stehen auch grössere kirchliche Räume zur Verfügung, wie zum Beispiel der Mehrzweckraum im reformierten Kirchgemeindezentrum Zuzgen.

Organisatorischer Rahmen
Grundsätzlich findet der Religionsunterricht inskünftig für die ersten bis vierten Klassen am Schulstandort an einem schulfreien Nachmittag statt, also in Hellikon und Wegenstetten zum einen sowie in Zuzgen und Zeiningen zum andern. Von der 5.– 8. Klasse wird er in Form der Reli-Werkstatt als ökumenisches Format mit Wahlangeboten durchgeführt. Die Zeiträume hängen dabei vom Schulstundenplan ab, so die reformierte Pfarrerin Irina Schweighoffer-van Bürck, verantwortlich für den reformierten Religionsunterricht.
In dreijähriger Vorarbeit konnten verschiedene anfängliche Vorbehalte wie der mögliche Verlust der konfessionellen Identität abgebaut werden. Gerade auch bei der christkatholischen Kirche, die sich im Wegenstettertal in einer Minderheitsposition befindet. Dies betont die christkatholische Diakonin Hannah Audebert. Auch sie freut sich, dass die christkatholischen Kinder künftig zusammen mit ihren Klassengspänli unterrichtet werden. Sie wird sich auch selbst am Unterricht beteiligen.

Das Zweisäulenprinzip
Der allen drei Konfessionen gemeinsame Inhalt bildet die erste Säule und umfasst 80 bis 90 Prozent der zu vermittelnden Kenntnisse, so Ruth Imhof-Moser. Damit das Wissen und die Erfahrung der eigenen konfessionellen Identität nicht verloren geht, wird aber auch im Wegenstettertal ein Zweisäulenprinzip umgesetzt, wie es schon in andern Regionen durchgeführt wird. Bei den Katholiken wird dieses Wissen (zum Beispiel Taufe, Erstkommunion und Firmung) in den kirchlichen Räumen vor Ort weitergegeben, so Lena Heskamp. Bei den Reformierten (Taufe und Abendmahl) zum Beispiel in Form der Kirche Kunterbunt. Bei den Christkatholiken finden die spezifischen Anlässe im Raum der Christkatholischen Kirche Fricktal statt, so Hannah Audebert. Lena Heskamp denkt konkret zum Beispiel an die Teilnahme der Viertklässler am Fronleichnamsfest in Hellikon und Wegen­stetten, an dem die Jugendlichen etwa den Apéro vorbereiten könnten.
Das neue Modell könne Eltern und Kinder motivieren, (wieder) am Religionsunterricht teilzunehmen, ist das Koordinationsteam überzeugt. Ebenso ermögliche es eine bessere Ressourcennutzung, das heisst eine optimale Einteilung und Nutzung von Personal und Räumen ohne Stellenkürzungen. Die Kinder lernen dabei konfessionsübergreifend Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Kirchen kennen.
Die inskünftig am Religionsunterricht beteiligen Katechetinnen haben bereits Erfahrung im ökumenischen Unterricht oder sind dafür ausgebildet, betont dazu Lena Heskamp. Sie haben zusammen mit dem Seelsorgeteam einen neuen konfessionenübergreifenden Lehrplan entwickelt, der auch die bestehenden zahlreichen thematischen Überschneidungen sichtbar machte, wie Pfrn. Irina Schweighoffer-van Bürck betont.

Eltern werden vor Ort informiert
In der Vorbereitungszeit gab es auch schon etliche Kontakte des Koordinationsteams mit Eltern, die sich nach übereinstimmender Erfahrung ausnahmslos positiv zu einem ökumenischen Religionsunterricht geäussert haben. Positiv reagieren vor allem die zahlreichen konfessionell gemischten Familien, von denen einige ihre Kinder jetzt erstmals zum Religionsunterricht schicken wollen. Sie müssen sich nicht mehr entscheiden, in welcher Konfession sie ihre Kinder unterrichten lassen wollen, betonen die Mitglieder des Koordinationsteams.
Am 10. Juni findet sodann eine Informationsveranstaltung für Eltern der künftigen Erst- bis Viertklässler im Kirchgemeindezentrum Zuzgen statt. An diesem Abend können Eltern ihr Fragen stellen und das Katecheseteam sowie die künftigen Ansprechpersonen kennenlernen.
Die Verantwortlichen zeigen sich offen für den Dialog mit Eltern, insbesondere bei strukturellen Fragen. Sie wollen die ersten Erfahrungen sammeln und künftig und bei Bedarf in Informationsveranstaltungen reflektieren und anpassen.
Der Blick über die Region hinaus zeigt denn auch, dass andere Kantone (BL, BS, SO) schon länger ökumenisch unterrichten. Das dort entwickelte Zwei-Säulenmodell wurde übernommen und angepasst.
Diakonin Hanna Audebert (christkatholisch) wies zuletzt darauf hin, dass es im Tal mit der Reliwerkstatt bereits ein bewährtes ökumenisches Unterrichtsmodell gibt, das laufend weiterentwickelt und erweitert wird. Inskünftig soll es in zwei Abteilungen zusammen mit den Fünft- und Sechstklässlern sowie separat mit den Siebt- und Achtklässlern mit erlebnispädagogischen Angeboten durchgeführt werden.

Bild: Sie haben die Einführung des Ökumenischen Religionsunterrichts im Wegenstettertal vorbereitet (von links): Hannah Audebert (Diakonin Christkatholische Kirche), Irina Schweighoffer-van Bürck (Pfarrerin reformierte Kirche), Ruth Imhof-Moser (reformierte Kirchenpflege-Präsidentin) und Lena Heskamp (Leiterin Katecheseteam römisch-katholische Kirche Möhlinbach). Foto: Fritz Imhof