(ar) Mehr Biodiversität in der Gemeinde? Mandach, Jurapark-Gemeinde seit 2022, sagt ganz klar: Ja! Das kleine Dorf im Aargauer Jura will noch mehr Natur und intakte Kulturlandschaften für seine Einwohnerinnen und Einwohner. Mit lokalen Bauernbetrieben, den Ortsbürgern und Privaten wird die Gemeinde Mandach gemeinsam mit dem Jurapark Aargau von 2022 bis 2026 den Siedlungsrand und Kulturlandschaften aufwerten und damit das lokale Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Fledermausart «Graues Langohr» fördern.
Versteckt hinter dem Aargauer Tafeljura liegt die Gemeinde Mandach, eingebettet in bewaldeten Hügeln in einer naturnahen Kulturlandschaft. Auffällig sind die alten Hecken und Rebmauern an den Hängen, verstreute Hochstammobstbäume und der überschaubare Dorfkern mit der Kirche im Zentrum. Mandach, 1992 für die grossen Anstrengungen zur Erhaltung und Pflege des eindrücklichen, geschlossenen Ortsbildes im Einklang mit der umgebenden Landschaft mit dem Aargauer Heimatschutzpreis ausgezeichnet, ist heute Teil des Inventars schützenswerter Ortsbilder der Schweiz (ISOS) mit einem Siedlungsrand, der einst dominiert wurde von hunderten Hochstammobstbäumen. Noch heute sind diese zahlreich, doch weisen einige Flächen deutliche Lücken in den Beständen auf.
Noch höhrere Lebensqualität
Bereits im Vorjahr ist die neue Parkgemeinde Mandach proaktiv auf den Jurapark Aargau zugekommen: Der Mandacher Gemeinderat möchte den Bestand der Hochstammbäume wahren und das Landschaftsbild aufwerten, um eine noch höhere Lebensqualität zu erreichen. Denn der Gemeinderat zeigt sich überzeugt: Naturnahe Kulturlandschaften im Siedlungsrand wirken sich positiv auf die Lebensqualität der Mandacherinnen und Mandacher aus. Gleichzeitig wurde der lokalen Behörde klar, dass diese für Mandach typische Landschaft und die seltenen Grauen Langohren im Dachstock der Kirche ohne gezielte Aufwertungen langsam verschwinden. Der Gemeinderat nimmt seine Verantwortung wahr und will diesen Trend in einem gemeinsamen Projekt mit dem Jurapark Aargau umkehren. Ein grosses Ziel mit beispielhaftem Vorgehen zur Förderung naturnaher Landschaften und zum Schutz einer vom Aussterben bedrohten Tierart im Parkgebiet. Für den Jurapark Aargau zwei Hauptgründe für die Unterstützung dieses umfassenden Projekts.
Grosse Ziele mit Einbezug der Bevölkerung
Rund um Mandach sollen durch das mehrjährige Aufwertungsprojekt die naturnahe Kulturlandschaft und wichtige Waldstandorte aufgewertet und die Biodiversität gefördert werden. In die Jahre gekommene Trockensteinmauern werden saniert, neue wertvolle Hecken und Bäume gepflanzt, Feuchtflächen für Amphibien geschaffen, grosse Blumenwiesen angelegt und mit diversen Kleinstrukturen ergänzt. Typische Vogelarten wie der Neuntöter und natürlich die Fledermausart «Graues Langohr» werden vom Summen der Insekten in den neu geschaffenen Lebensräumen profitieren. Neben den ökologisch geprägten Zielen soll das Aufwertungsprojekt die Mandacher Dorfbevölkerung von Klein bis Gross für Natur- und Landschaftswerte sensibilisieren. Dazu wird unter anderem die Schule von Beginn an in die Umsetzung einbezogen.
Projektierung in mehreren Etappen
Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie haben der Vorstand vom Jurapark Aargau wie auch der Gemeinderat von Mandach im Sommer 2022 das Konzept zur Biodiversitätsförderung genehmigt. Für das mehrjährige Aufwertungsprojekt werden nun weiterführende Massnahmen geplant und die finanziellen Mittel beschafft. Eine Teilfinanzierung wurde bereits 2021 mit dem Budget 2022 durch die Einwohner-Gemeindeversammlung von Mandach gesprochen. Erste Umsetzungen erfolgen im Winter 2022/2023. Die Projektträgerschaft übernehmen der Jurapark Aargau sowie die Parkgemeinde Mandach. Projektleitung hat das Umweltbüro apiaster GmbH. Dieses konzipiert derzeit die erste Planungsetappe: Der Fokus liegt dabei auf der ökologischen und landschaftlichen Aufwertung des Siedlungsrandes sowie auf der Sanierung bestehender rund 140 Jahre alter Rebmauern.
Die Laufzeit des Aufwertungsprojektes ist bis ungefähr 2026 berechnet. Der Projektperimeter erstreckt sich über das gesamte Gemeindegebiet mit Ausnahme kantonaler und nationaler Schutzgebiete. Im Rahmen der ersten Etappe werden ausschliesslich Flächen von freiwillig teilnehmenden Landwirtschaftsbetrieben, Privaten, den Ortsbürgern und der Einwohnergemeinde Mandach berücksichtigt.
Der Jurapark Aargau und apiaster GmbH freuen sich auf die Zusammenarbeit mit der ländlich geprägten Gemeinde Mandach, die von zeitgemässem und offenem Denken aller Akteure zeugt. Dieses wertvolle, vom Gemeinderat initiierte Aufwertungsprojekt trifft den Zeitgeist: Artenförderung durch Hotspot-Aufwertung in einer Kulturlandschaft erster Güte sind heute aktueller und wichtiger denn je.
Bilder
Erstes Bild: Mandach eingebettet in die naturnahe Kulturlandschaft mit auffälligen alten Hecken, Buschgruppen und Hochstammbäumen am Siedlungsrand. Foto: © apiaster GmbH
Zweites Bild: Das vom Aussterben bedrohte Graue Langohr im Dachstock der Mandacher Dorfkirche – eine der Zielarten des Projekts. Foto: © Stiftung Fledermausschutz
Drittes Bild: Der Neuntöter, eine weitere Zielart des Jurapark Aargau, der durch das Aufwertungsprojekt gefördert wird. Foto: © apiaster GmbH