A3-Halbanschlüsse in Richtung Basel im Gebiet Möhliner Höhe würden zwar Teilregionen verkehrsmässig entlasten. Im Gegenzug müsste aber für einzelne Gemeinden mit einer massiven, unzumutbaren Verkehrszunahme gerechnet werden. Fazit der kantonalen Stellen: «Die Halbanschlüsse werden nicht weiterverfolgt.» Gleiches gilt für einen Halbanschluss Oeschgen und eine Umfahrung Frick. Diese brächten zwar eine Entlastung der Hauptstrasse, jedoch in ungenügendem Masse.
JÖRG WÄGLI
Götz Timcke, Leiter Strategische Planung in der Abteilung Verkehr des Departements Bau, Verkehr und Umwelt stellte am Mittwoch im zweiten Teil der 20. Abgeordnetenversammlung des Planungsverbandes Fricktal Regio auf den Zeithorizont 2040 ausgerichtete Studien zu Fricktaler Halbanschlüssen Richtung Basel vor, so wie sie seit Jahren aus dem Fricktal immer wieder aufs Tapet gebracht worden sind. Mit dem kantonalen Verkehrsmodell wurde die Wirkung von Halbanschlüssen im Raum Möhlin, Zeiningen, Wallbach und Oeschgen untersucht, ausgerichtet auf den durchschnittlichen Werktagsverkehr (DWV). Beim Halbanschluss Oeschgen wurde zudem die Kombination mit einer Nordumfahrung Frick unter die Lupe genommen. Timcke verhehlte nicht, dass solche auf Prognosen basierende Untersuchungen immer auch etwas dem «Lesen in der Glaskugel» nahekommen, aber: «Sie sind mit seriösen Zahlen hinterlegt», betonte der Leiter strategische Planung.
Halbanschluss-Varianten
Als erstes präsentierte Timcke die Zahlen eines möglichen Halbanschlusses zwischen Möhlin und Rheinfelden Ost, bei welchem mit rund 15 500 Fahrzeugen pro Werktag gerechnet werden dürfte. Dieser würde das Gebiet Rheinfelden Ost zwar erheblich entlasten (-18 500 Fahrzeuge), hätte aber gleichzeitig eine Mehrbelastung von Möhlin, Mumpf und Stein West zur Folge (jeweils +5700).
Wird der Halbanschluss auf die Möhliner Höhe verschoben, sinkt der DWK auf rund 11 600. Neben Rheinfelden Ost (-6800) würde nun auch Möhlin (-4600) profitieren. Mumpf und Stein West allerdings würden noch mehr belastet (jeweils etwa +7000).
Noch schlimmer für Mumpf und Stein West sähe ein Halbanschluss auf Höhe Gemeindegebiet Wallbach aus, welcher rund 17 000 Fahrzeuge pro Tag anziehen würde. Für Mumpf ergäbe sich eine Mehrbelastung um 9000 Fahrzeuge und für Stein West um 8400 Fahrzeuge. Hauptprofiteure wären die Gebiete Rheinfelden Ost (-7200), Möhlin (-5300) und Stein Ost (-6400).
Für die Verkehrsverlagerungen ist nicht zuletzt der Grenzverkehr verantwortlich, wie Timcke ausführte: «Der Grenzverkehr stellt die attraktivere Verbindung fest und fährt nicht mehr in Eiken auf die A3 Richtung Basel, sondern benützt die Hauptstrasse durch die Ortschaften, um zum neuen Halbanschluss zu gelangen.» So würde für Mumpf beispielsweise im «Worstcase» eine Verkehrszunahme von 15 400 auf 24 400 Fahrzeugen pro Werktag resultieren. Ganz generell sei feststellbar, so Timcke, dass Gemeinden im Nahbereich von Halbanschlüssen praktisch «überfahren» würden, was als nicht mach- und zumutbar zu taxieren sei.
HA Oeschgen, Umfahrung Frick
Nur wenig Verkehr anziehen würde ein Halbanschluss Oeschgen (4500 Fahrzeuge pro Werktag). Für Frick Nord bzw. Eiken würde dies zwar eine Entlastung bedeuten (-5400), gleichzeitig müsste aber das Fricker Zentrum eine Verkehrszunahme (+2400) hinnehmen. Anders sähe es in Kombination mit einer Nordumfahrung von Frick aus. Dann würden rund 8200 Fahrzeuge den neuen Halbanschluss benützen und Frick könnte entlastet werden (Frick Nord/Eiken -5400 / Frick Zentrum -1700 / Frick Süd -2200). Die Nordumfahrung alleine würde etwa 5000 bis 6000 Fahrzeuge pro Tag generieren und das Fricker Zentrum um 2800 Fahrzeuge entlasten, unter gleichzeitiger Mehrbelastung von Frick Nord/Eiken um 1000 Fahrzeuge. Fazit des Kantons zum Halbanschluss Oeschgen und zur Nordumfahrung Frick: Die Wirkung eines Halbanschlusses Oeschgen ist klein (für die Ortsdurchfahrt von Frick gar negativ) und würde nur in Kombination mit einer Umfahrung verbessert. Die Wirkung einer Nordumfahrung Frick wäre zwar positiv, aber nur lokal und begrenzt wirksam. Hauptproblem ist jedoch, sie mit einer Minderbelastung der Ortsdurchfahrt Frick um 2800 Fahrzeuge die kantonalen Kriterien für eine Umfahrung (mindestens 10 000 Fahrzeuge auf der Umfahrung) bei weitem nicht erreicht. Götz Timcke: «Aus eigenem Antrieb wird der Kanton die Nordumfahrung nicht weiterverfolgen.» Und auch bei den Halbanschlüssen lautet das Fazit: Nicht weiterverfolgen.
In der anschliessenden Frage-/Diskussionsrunde erkundigte sich Roger Fricker, Gemeindeammann von Oberhof, nach dem zusätzlichen Rheinübergang bei Sisseln, der doch im Richtplan eingetragen sei. Hoffnungen, dass eine solcher neuer Übergang Entlastungen in Zusammenhang mit dem Grenzverkehr bringen könnte, musste Timcke relativieren: Ein solcher Übergang wäre frühestens nach 2040 denkbar.
Und in Zusammenhang mit der Nordumfahrung Frick brachte der Gipf-Oberfricker Gemeinderat Jos Bovens die Erschliessung des Fricker Bahnhofgebietes ins Spiel. «Hier muss etwas gehen!», betonte er. Mit Blick auch auf eine möglich Teilrealisierung der Umfahrung meinte Timcke, dass die Gemeinden solche Projekte durchaus auch in Eigenregie weiterverfolgen könnten, und an Bovens bzw. die Gemeinden Frick und Gipf-Oberfrick gerichtet: «Wir bleiben im Gespräch.»