Es ist eine ungewöhnliche Fülle von Materialien, Farben, Stoffen und Bildwerken, welche Max Matter da ausbreitet. «im Laufe von 60 Jahren» trifft als Ausstellungsmotto die vielseitige Entfaltung eines äusserst reichen, bunten und von dauernd neuen Ideen inspirierten künstlerischen Schaffens. Seit Samstag stellt Max Matter seine Werke im Alten Gemeindehaus Wölflinswil aus.
PETER BIRCHER
Matter wurde 1941 in Aarau geboren, besuchte dort die Schulen, und bei einem Maler machte er sich praxisnah mit dem Malen vertraut. In der Fachklasse Zeichenlehrer absolvierte er die Schule für Gestaltung in Basel. Einen starken Bezug zu Aarau ermöglichte seine Mitarbeit in der Ateliergemeinschaft Ziegelrain Aarau, u.a. mit Heiner Kielholz und Christian Rothacher. Er hat viele Werke in öffentlichen Sammlungen platziert u.a. beim Bundesamt für Kultur, im Aargauer Kunsthaus und in jenem von Zürich, in den Kunstmuseen von Thun, Chur und Olten. Er war 2007 für einen Atelieraufenthalt in London und 2009 hat er den Aarauer Kulturpreis entgegennehmen können. Die Liste von Einzel-Ausstellungen ist lang und reicht vom Alpineum in Luzern bis zum Museum Allerheiligen in Schaffhausen oder von «Zurück zur Natur, aber wie?» im Prinz Max Palais, Karlsruhe, bis zu «Schloss, Schlösser, Luftschlösser in der Galerie Lenzburg. Vom Künstler stammen auch viele Publikationen. Etwa «Was ist schön?» in «AGORA» 09, weiter «vom öffentlichen Raum zum offenen Raum» bis zu «Wetterprojekte» 1972 im Katalog «Wolkenbilder» des Aargauer Kunsthauses. Von besonderer Faszination ist sein Werk «Nordwand 1970», welche dem Aargauer Kunsthaus geschenkt wurde. Es zeigt die eisige Eigernordwand und zwei Scheibenhochhäuser mit gleissenden Fassaden.
All das lässt mindestens erahnen, wie vielfältig sein Werk ist und mit welcher Wucht von Ideen, Gestaltungsmöglichkeiten und innovativer Kraft sein Schaffen mit voller Frische und oft auch Radikalität daherkommt. Das bei einem Künstler, der offenbar nur theoretisch das 80. Lebensjahr überschritten hat. Hans Böller sprach für den Verein «Dorf plus» zur Vernissage anerkennende Worte dafür, dass Aarauer Kunstschaffende immer wieder im Juradorf gastierten. Das alte Gemeindehaus bot sich einmal mehr für diese Präsentation an und ein aussergewöhnlicher Vernissage-Besuch von etwa 80 Personen bestätigte das lebhafte Interesse am Lebenswerk von Max Matter.
Der Künstler betonte, dass man sich Wissen vor allem auch durch Erfahrung aneignen könne. Oft gelte es auch bei einem Kunstobjekt erst einmal zu warten, abzuwarten und den richtigen Moment durch mutiges Zupacken zu erfassen. Man müsse auch Entwicklungen zulassen können. Interessant war der Hinweis des Künstlers auf seine «Farbpäckli»: Seidenpapier wird gewissermassen mit Farben durchtränkt und x-mal gefaltet. Weil das Licht nicht mehr eindringen kann, bleiben die Farben frisch und entfalten bei der Öffnung noch nach Jahren ihre Strahlkraft. Einer Kundin riet er allerdings jeweils en bloc zu öffnen, sonst müsste sie für die am Schluss 30 Meter lange Farbpalette eine doch etwas grössere Wohnzimmerwand besitzen. Die Ausstellung ist im Parterre des alten Gemeindehauses geöffnet am So. 1.5. und Sa/So 7./8.5. jeweils von 13.30 bis 17 Uhr. Ein Landausflug mit Wanderung und Verweilen im Juradorf und in dessen Umgebung lässt sich bestens mit einem Besuch der Ausstellung verbinden.