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Sumaya Farhat Naser sprach im Reformierten Kirchgemeindezentrum Zuzgen. Foto: Fritz Imhof
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«Frieden lernen – Hoffnung leben» – Friedensaktivistin Sumaya Farhat Naser sprach im reformierten Kirchgemeindezentrum Zuzgen

(im) Die palästinensische Friedensaktivistin, Autorin und vielfach ausgezeichnete Pädagogin Sumaya Farhat Naser sprach am vergangenen Mittwoch im Reformierten Kirchgemeindezentrum Zuzgen eindringlich über die Realität im Nahen Osten – und darüber, wie Frieden gelernt und gelebt werden kann. Eingeladen hatten die drei Kirchen des Wegenstettertals.

Farhat Naser, die seit Jahrzehnten für einen gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina eintritt, schilderte die tiefen Wunden der Besatzung: zerstörte Dörfer, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, ungleiche Gesetze, ungleiche Wasserversorgung und tägliche Gewalt. «Wir leben mit sieben verschiedenen ID-Typen, zwei Wassersystemen und zwei Gesetzgebungen», sagte sie. Diese strukturelle Trennung führe zu Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit – und behindere jeglichen Fortschritt.

Friedenspädagogik als Weg zur Heilung
Doch ihr Vortrag blieb nicht bei der Anklage stehen. Farhat Naser sprach vor allem über Friedenspädagogik als Weg zur Heilung. «Gewalt schadet allen», betonte sie. Auch wenn die Verzweiflung gross sei, bleibe Gewaltlosigkeit der einzige Weg, um die Spirale des Hasses zu durchbrechen. Frieden beginne im Innern des Menschen – und müsse gelernt werden wie jedes andere Handwerk.
In ihren Workshops, die sie mit israelischen und palästinensischen Frauen und Kindern durchführt, vermittelt sie drei Grundprinzipien: 1. Alle Menschen werden gleich geboren; 2. Jeder ist einzigartig – Verschiedenheit ist eine Bereicherung; 3. Jeder Mensch trägt einen wunderbaren inneren Kern in sich, der täglich zum Blühen gebracht werden muss.
Diese Haltung will sie schon Kindern nahebringen. Sie lernen, auf Provokationen nicht mit Wut, sondern mit Selbstachtung zu reagieren: «Wenn mich jemand beleidigt, sage ich: Du hast das sicher anders gemeint. Ich lasse mich nicht provozieren.» Vergebung sei dabei zentral – gegenüber anderen, aber auch gegenüber sich selbst.
Friedenspädagogik bedeutet für Farhat Naser, Verantwortung zu übernehmen – auch im Angesicht von Leid. «Wenn Kinder sagen: Warum sollen wir lernen, wir werden sowieso getötet?, antworte ich: Wir wollen leben, nicht sterben.» Sie glaubt an einen Staat, der auf Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung gründet. In ihren Seminaren arbeitet sie mit Texten jüdischer Autoren wie Shalom Ben Chorin: «Wer Frieden sucht, wird zuhören lernen, das Vergeben üben und Hoffnung wecken.»

Gegenseitige Anerkennung und Begegnung
Der Weg zum Frieden, so Farhat Naser, führt über gegenseitige Anerkennung und Begegnung. Männer hätten in den politischen Friedensprozessen oft versagt, weil sie Machtfragen über Beziehungen stellten. Frauen dagegen könnten Brücken bauen – jenseits patriarchaler Grenzen.
Trotz aller Rückschläge bleibt sie überzeugt: Frieden ist möglich, wenn Menschen lernen, den anderen als gleichwertig zu sehen. «Wir wollen vergessen und vergeben – das ist die Eigenschaft des lebendigen Gottes», sagte sie. Ihr Aufruf: den Dialog suchen, Mahnwachen unterstützen, Kinder in Mitgefühl und Verantwortung erziehen. Denn Frieden beginnt nicht in den Palästen, sondern in den Herzen.
Mit einem vom Apero-Team der römisch-katholischen Kirchgemeinde zubereiteten reichhaltigen Apéro fand der Abend seinen Abschluss. Wer eines der Bücher der Palästinenserin kaufte, konnte es auch gleich von ihr signieren lassen.

Bild: Sumaya Farhat Naser sprach im Reformierten Kirchgemeindezentrum Zuzgen. Foto: Fritz Imhof