(fi) Die Autorin Wendy Wohlfender hat uns folgenden Artikel zukommen lassen, in dem sie ihre subjektive Sicht auf den Wahlkampf in Zeiningen schildert. Die Redaktion von fricktal.info.
Zwei Abende, zwei Zeininger Welten: Die beiden Wahlveranstaltungen zeigen die unterschiedlichen Stile von Andreas Geiss, Alexander Kohler und Thomas Börlin und ein Dorf, das zwischen Spannung und Aufbruch steht.
Zeiningen erlebt in diesem Wahlherbst gleich zwei Abende, die kaum unterschiedlicher hätten sein können. Während im Blockhaus bei Alexander Kohler und Thomas Börlin eine angespannte und unzufriedene Stimmung herrschte, setzte Andreas Geiss wenige Tage später im Restaurant Taube auf Dialog und ruhige Gesprächskultur. Beide Veranstaltungen zeigten, wie gross das Interesse, aber auch die Unsicherheit im Dorf derzeit sind.
Im Blockhaus: Politische Spannung und alte Gräben
Rund 30 Besucherinnen und Besucher verfolgten im Blockhaus eine Veranstaltung, die von Beginn an unter Spannung stand. Moderator Christoph Grenacher eröffnete mit dem Hinweis auf die Abwesenheit von Geiss – ein Satz, der sofort für Unruhe sorgte. Zwischenrufe, Korrekturen und spürbare Gereiztheit prägten die ersten Minuten. Das Programm drehte sich um Darstellung sowie Selbstdarstellung der Kandidaten. Unbequeme Fragen wurden unterbunden, indem kritischen Fragestellern das Wort nicht mehr erteilt wurde.
Alexander Kohler, amtierender Gemeindepräsident ad interim, gab sich selbstkritisch. Er sprach offen über Fehler der vergangenen Jahre: über hohe Personalfluktuation, überzogene Baukosten und die schwierige Zusammenarbeit im Gemeinderat. Jetzt wolle er Brücken bauen und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Thomas Börlin nutzte den Abend, um seine Rolle als kritischer Finanzpolitiker zu betonen. «Die Gemeinde hat über die Stränge geschlagen», warnte er und plädierte für einen Infrastrukturfonds, der grosse Projekte solider absichern soll. Sein Credo: «Wer Veränderung will, soll mich wählen.»
Im Restaurant Taube: Dialog, Nähe und neue Töne
Ganz anders verlief der Auftritt von Andreas Geiss im voll besetzten Saal des Restaurants Taube. Wo im Blockhaus Konfrontation herrschte, setzte Geiss auf Begegnung. In entspannter Atmosphäre mit Getränken und Snacks nahm er sich Zeit, alle Fragen direkt und ausführlich zu beantworten. Moderiert von Ana Barbosa aus Möhlin, die den Fragestellern ein weiches Mikrofon in Form eines Würfels zuwarf, entwickelte sich eine Veranstaltung, die mehr lockere Gesprächsrunde als verbissener Wahlkampf war. Geiss zeigte, dass er Klarheit über Konfrontation stellt.
Andreas Geiss, ausgewiesene Führungskraft, erklärte seine Motivation ruhig und sachlich: Er wolle kommunizieren, koordinieren und verbinden, nicht polarisieren. Seine Themen waren Transparenz, Bürgernähe, Familienfreundlichkeit und nachhaltige Finanzen. Er betonte: Sollte er gewählt werden, werde er Entscheidungen künftig gemeinsam mit der Bevölkerung treffen. Das Publikum reagierte positiv. Fragen zu Kinderbetreuung, Wohnen im Alter, Finanzen und Zukunftsplanung beantwortete Geiss offen, stets mit dem Hinweis auf Zusammenarbeit statt Alleingänge. Am Ende blieb der Eindruck eines neuen, reflektierten Kandidaten, der zuhören und gestalten will.
Ist der Würfel gefallen?
Der Vergleich der beiden Veranstaltungen zeigt ein Dorf an einem Wendepunkt. Der Abend von Kohler und Börlin im Blockhaus war eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, mit Verantwortung und Kritik. Geiss hingegen repräsentierte den Neuanfang: ruhig, verbindend, ohne alte Lasten, aber mit klarer Haltung und Kommunikationsstärke. Das Blockhaus zeigte, wo die Brüche liegen, die «Taube», wie man sie heilen könnte. Zwischen hitzigen Debatten und offener Gesprächskultur spiegelt sich Zeiningen selbst: eine Gemeinde, die diskutiert, zweifelt, aber am Ende eines will – wieder zusammenfinden.