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Der Bärenzahn aus Zeihen, der seiner Trägerin Glück bringen sollte. Foto: Kantonsarchäologie Aargau
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Welch ein Glück: ein Bärenzahn! − Ausgrabungen der Kantonsarchäologie in Zeihen fördern erstaunliche Funde aus der Merowingerzeit zutage

(sfa) Bei Grabungen der Kantonsarchäologie Aargau ist auf einer Baustelle in Zeihen ein sensationeller Fund gemacht worden: Ein Bärenzahn aus dem Frühmittelalter, der als Glücksamulett diente.

 Bereits im Frühmittelalter besiedelt: Die Ausgrabungsstätte unterhalb des Burrihübels. Foto: Sonja FaslerDass Zeihen von den Merowingern besiedelt war, ist bereits bekannt, wurden doch im selben Gebiet unterhalb des Burrihübels im Rahmen einer Überbauung bereits vor rund 15 Jahren Überreste einer frühmittelalterlichen Siedlung gefunden. Die Auswertung ermittelte damals die Grundrisse von mindestens acht grossen und einem kleineren Pfostenbau.
Neuerliche Ausgrabungen im gleichen Gebiet, wo eine Überbauung mit vier Mehrfamilienhäusern geplant ist, wurden am 16. Juni begonnen. Die Hoffnung war natürlich gross, die Fortsetzung der Siedlung zu finden.

Seltener Fund
Die Kantonsarchäologie begleitete den neuen Bauaushub, und tatsächlich entdeckten die Ausgräber Pfostenstellungen von Häusern, die zur Siedlung am Burrihübel gehören. Und damit nicht genug: «Manche Funde sind einfach nur selten und tauchen bloss alle 30 Jahre auf. Welch grosse Überraschung war es also für einen Mitarbeiter der Kantonsarchäologie, als er zum zweiten Mal in seiner Laufbahn einen Bärenzahn freilegen konnte», gibt die Kantonsarchäologie nun bekannt.

«In einer Geländerinne, die mit Abfall aus dem Frühmittelalter verfüllt war, barg der Grabungstechniker einen durchlochten Bärenzahn. Dieser wurde wahrscheinlich vor 1400 Jahren von einer Frau an ihrem Gürtelgehänge getragen. In jener Zeit gehörte dies zur Frauentracht, meist ein Lederriemen, an dem viele nützliche, aber auch Unheil abwehrende Gegenstände hingen. Die Überreste solcher Gehänge – wenn das Lederband längst im Boden vergangen ist – finden sich manchmal in Frauengräbern. Das können Messer und Kämme sein, aber eben auch Amulette wie Bergkristallkugeln, Tigerschnecken, römische Münzen und grosse Glasperlen. Oder – sehr selten – ein Bärenzahn», weiss man bei der Kantonsarchäologie. Die Freude am Ausgrabungsort war daher gross. Rasch kursierte ein Foto des Bärenzahnes, der etwa auf das 6./7. Jahrhundert datiert wird, in der ganzen Kantonsarchäologie. Der Zahn selbst lagere nun gut verpackt im Kühlschrank des Restaurierungslabors und warte auf die Konservierung, heisst es weiter.
Der erste Bärenzahn, den der Grabungstechniker gefunden hatte, stammte übrigens aus einer Grabung von 1991 in Herznach. Welch Ausgräberglück, nach 34 Jahren einen zweiten zu finden! Der Bärenzahn hat offenbar nicht nur seiner damaligen Trägerin Glück gebracht.

Weitere Funde wahrscheinlich
Wie Dr. phil. Christian Maise, Ausgrabungsleiter bei der Kantonsarchäologie Aargau, auf Anfrage von fricktal.info verriet, gab es bereits einen weiteren Fund, eine Hirschgeweih-Rosette, die wohl ebenfalls als eine Art Amulett gedient habe. Sie müsse allerdings zuerst gereinigt werden.
Und man darf auf weitere Funde gespannt sein, handelte es sich bisher doch erst um eine Teiluntersuchung des Areals. Als zweiter Schritt sei eine vertiefte Grabung geplant, erklärte Christian Maise. Wann diese beginne, hänge davon ab, wann der Bauherr die Baugenehmigung erhalte.

Erstes Bild: Der Bärenzahn aus Zeihen, der seiner Trägerin Glück bringen sollte. Foto: Kantonsarchäologie Aargau
Zweites Bild: Bereits im Frühmittelalter besiedelt: Die Ausgrabungsstätte unterhalb des Burrihübels. Foto: Sonja Fasler