Gross war das Interesse am Unternehmens-Apéro, der am Mittwoch im Syngenta Forschungszentrum stattfand und zu dem der Kanton eingeladen hatte. Informiert wurden die Anwesenden über die geplante Entwicklung der 85 ha grossen Arbeitszone des Sisslerfelds. Deutlich wurde dabei vor allem: Die Ansiedlung von Betrieben und die damit verbundene Schaffung von bis zu 15000 Arbeitsplätzen wird 20 bis 30 Jahre dauern, die Weichen dafür müssen aber jetzt gestellt werden. Dr. Daniel Kolb, Abteilungsleiter der Abteilung Raumentwicklung des Kantons Aargau, führte durch den Abend.
JÖRN KERCKHOFF
Interessenten für das Sisslerfeld gibt es bereits. Die Grundsteinlegung der Firma Lonza, die für 500 Millionen Franken in Stein eine Grossanlage für kommerzielle Arzneimittel baut, fand bereits Ende Januar statt. Die Firma Bachem – Produzent medizinischer Wirkstoffe – plant bis Ende des Jahrzehnts ebenfalls eine Investition von 750 Millionen Franken und die Schaffung von 500 Arbeitsplätzen. Langfristig will der Zulieferer der Pharmaindustrie sogar bis zu 3000 Arbeitsplätze am Standort südlich der DSM schaffen. Dr. Günther Loidl, Chief Technology Officer der Bachem Gruppe, stellte den Gästen des Unternehmens-Apéros die Planungen des Unternehmens mit Hauptsitz in Bubendorf vor.
«Südspange wird in Rekordzeit erstellt»
Die Geschwindigkeit beim Ausbau des Standorts im Sisslerfeld werde sich an den Markt- und Kundenbedürfnissen ausrichten. Gerade das Beispiel Bachem macht jedoch deutlich, dass die Entwicklung des Sisslerfelds der kommenden zwei bis drei Jahrzehnte bereits jetzt Entwicklungsschritte notwendig macht. So beschleunigten die Planungen der Bachem-Gruppe etwa auch die Erschliessung des Sisslerfelds mit der «Südspange», die nun bis zum Jahr 2027 fertiggestellt sein soll, wie Daniel Kolb erklärt. «Die Südspange wird in Rekordzeit erstellt», so Kolb am Mittwochabend.
Von der Vision in die Realität
«Jetzt muss doch endlich mal etwas gehen», schilderte Richard Zickermann, Mitglied der Geschäftsleitung des Planungsbüros TBF+Partner AG, was viele Leute zum Thema Entwicklung des Sisslerfelds denken. «Da geht schon seit vier Jahren etwas», so Zickermann. Und: «Wir wollen das Feld für die nächste Generation parat machen.» Wie schon bei anderen Gelegenheiten erläuterte Richard Zickermann den Anwesenden die Bedeutung einer Testplanung Dabei gehe es um die Beantwortung der Frage: Wie soll die Zukunft aussehen? Es sei eine grosse Herausforderung, Planungen zu machen, die die nächsten 30 Jahre betreffen. «Daher sind bislang auch alle Pläne noch sehr visionär, aber wir müssen sehen, wie wir diese in die Realität umsetzen.» Grosse Bedeutung habe dabei auch, dass der Natur ein Raum gegeben werde. «Die Entwicklung eines solchen Areals zu planen, ist heute nicht mehr anders möglich», machte Zickermann deutlich, dass das Sisslerfeld nicht ein Industriegebiet werden soll, wie man es von früher kennt.
Angst vor Verkehrskollaps
Was viele Anwohner und auch einige der Anwesenden beim Unternehmens-Apéro im Zusammenhang mit der Entwicklung des Sisslerfelds und der zusätzlichen Ansiedlung der neuen Mittelschule in Stein befürchten, ist eine enorme Zunahme des Verkehrs. Bereits jetzt leiden die Gemeinden rund um das Sisslerfeld unter verstopften Strassen zu Stosszeiten. Jürg Bitterli, Projektleiter beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, stellte auch dazu die kommenden Schritte vor. Bereits ab Dezember werde es neu eine stündliche Direktverbindung zwischen Laufenburg und Stein/Bad Säckingen geben. Mit Direktanschluss an den Interregio nach Basel.
Auch Kantonsschule im Blick
Ausserdem wird ebenfalls ab Dezember zu den Stosszeiten der Halbstundentakt der Busverbindung zwischen Laufenburg über Kaisten nach Stein/Bad Säckingen eingeführt. Geplant ist ebenfalls neu eine Busverbindung von Frick via Eiken ins Sisslerfeld Ost. In Stein führt die Busverbindung künftig über die Münchwilerstrasse und damit vorbei am stark belasteten Brückenkopf und der Schaffhauserstrasse. Ausserdem wird damit auch der Standort der künftigen Kantonsschule erschlossen.
Jürg Bitterli hofft, dass diese Massnahmen bereits dazu führen werden, dass mehr Pendler das Auto stehen lassen und auf den öV umsteigen. Über den Halbstundentakt der Bahn zwischen Stein und Laufenburg, der für die Befürworter eine viel stärkere Waffe gegen überlastete Strassen darstellt, wird am 18. Juni an der Urne entschieden.
«Kanton nimmt Thema sehr ernst»
Zur Befürchtung des Verkehrskollapses im Zuge der Entwicklung des Sisslerfelds versprach Daniel Kolb, dass der Kanton dieses Thema sehr ernst nehme. In diesem Zusammenhang machte er deutlich: «Mehr als 50 Prozent des Verkehrs sind Durchgangsverkehr, deswegen schauen wir bei dem Thema auch über das Fricktal hinaus und über den Rhein.» Ausserdem bedeute eine Verdoppelung der Arbeitsplätze im Sisslerfeld nicht automatisch eine Verdoppelung des Verkehrs. Zeit für Diskussionen gab es nach den Vorträgen noch beim Apéro, der ja bereits im Titel der Veranstaltung angekündigt worden war.