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Digital Manager Manuel Thomas erzählte den Mädchen und Jungs etwas über neue Berufe, die durch die digitale Welt entstanden sind. Foto: Jörn Kerckhoff

Vom Spass und den Gefahren im wunderschönen World Wide Web: Der Kulturverein Stein nahm in seinem Programm erstmals auch die Gruppe der 11- bis 16-Jährigen ins Visier und lud vier Referenten zum Thema Soziale Medien ein

Der Umgang mit Sozialen Medien ist heutzutage alltäglich. Beinahe jeder nutzt mindestens eines dieser Medien, um sich zu informieren, auszutauschen, Musik zu hören, Filme zu schauen und noch allerlei anderes zu machen. So nützlich und unterhaltsam der Umgang mit den Sozialen Medien sein kann, so viele Gefahren sind jedoch auch damit verbunden. Der Kulturverein Stein hatte gemeinsam mit der «JugendZone 43» am Samstag Jugendliche der Klassenstufen fünf bis neun und auch deren Eltern eingeladen, um sich zu Möglichkeiten und Gefahren der Sozialen Medien zu informieren.

JÖRN KERCKHOFF

Hansueli Bühler, Präsident des Kulturvereins Stein, war denn auch zufrieden mit dieser ersten Veranstaltung, die der Kulturverein für Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren ausgerichtet hatte. «Diese Altersgruppe hatten wir bislang in unserem Jahresprogramm nicht berücksichtigt», gab Bühler zu. Schon vor fünf Jahren sei der Vorschlag gekommen, auch für diese Gruppe etwas anzubieten. Christoph Schweizer habe die Idee zum Thema «Jugend und Soziale Medien» gehabt. Zunächst habe der Verein jedoch nicht die richtigen Referenten gefunden, dann habe Corona den Kulturverein und seine Veranstaltungen für zwei Jahre ausgebremst, erläutert Bühler, warum so viel Zeit vergangen sei, von der Idee bis zur Umsetzung.

Videoproduzentin Anja Hürlimann gab Tipps für richtig coole Videos. Foto: Jörn KerckhoffBreites Angebot an Workshops
Am Samstag war es nun aber endlich soweit: Mit der Videoproduzentin Anja Hürlimann, die «10 Tipps für coole Videos» gab, Roland Sens, CEO und Grafikdesigner einer Werbeagentur, der zum Thema «Insta & Co – aber safe» referierte, Manuel Thomas, Digital Manager einer Versicherung, der über «Social Media in der Berufswelt» informierte, und Ingrid Broger, Fachperson für Medienkompetenz bei Pro Juventute, die Auskunft zum Thema «Cybermobbing» gab, hatte der Kulturverein vier Experten gefunden, die mit ihren Referaten ein breites Feld zum grossen Thema Soziale Medien abdeckten. Mit der «JugendZone 43» hatte der Kulturverein die Jugendarbeit aus Stein mit ins Boot geholt. «Die sind einfach näher dran an dieser Altersgruppe als wir vom Kulturverein», weiss Bühler. Und da man ja möglichst viele Jugendliche aus der angesprochenen Altersgruppe habe erreichen wollen, sei diese Zusammenarbeit sinnvoll gewesen. Rund 200 Kinder und Jugendliche wurden angeschrieben, 30 meldeten sich an, das entspricht einer Quote von 15 Prozent. Das sei für eine erste Veranstaltung auf jeden Fall ein Erfolg, so Hansueli Bühler.

Auch von den Kindern kann man lernen
«Die Kinder sind richtig fit, ich lerne von ihnen genauso viel wie sie von mir», erzählte Anja Hürlimann nach ihrem Workshop, in dem sie den Kindern Tipps gab, wie man aus einer guten Idee auch tatsächlich ein richtig gutes Video machen kann. Denn nichts ist ärgerlicher, als wenn man den Ton nicht hört, das Bild schlecht ausgeleuchtet oder verwackelt ist. «Smartphones bieten schon unheimlich viele Möglichkeiten für Effekte beim Videodreh – man muss sie aber auch richtig einzusetzen wissen», erklärte Anja Hürlimann.
Influencer sein ist cool, aber auch anstrengend
Emma, Sina und Anna (von links) würden in der Schule auch gerne mehr über den richtigen Umgang mit den vielen Sozialen Medien lernen. Foto: Jörn KerckhoffUmsetzen konnten die Kinder und Jugendlichen die Tipps dann schon bei der Aufgabe, die Digital Manager Manuel Thomas ihnen in seinem Workshop gab: Sie sollten ein Produkt bewerben und dazu Fotos machen oder ein Video drehen, einen kurzen Text schreiben und einen Post erstellen – wie echte Influencer das auch machen. Und das in knapp 15 Minuten. Was der Experte den Kindern vermitteln wollte, war: Soziale Medien bieten ganz neue Berufsmöglichkeiten, die richtig Spass machen können. «Aber so ein Beruf bedeutet auch richtig viel Arbeit und richtig Stress», machte Manuel Thomas deutlich, dass ein Zwölf-Stunden-Tag eher die Regel als die Ausnahme ist, wenn man denn wirklich erfolgreich sein möchte. Beeindruckt zeigte sich der Experte dann aber von den Ergebnissen, die die vier Gruppen, in die er die Kinder eingeteilt hatte, nach so kurzer Zeit ablieferten.

Die Schattenseiten der Sozialen Medien
«Wir erreichen vielleicht bei fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen etwas», schätzt Roland Sens, der mit seinem Referat zum Umgang mit Sozialen Medien auf die Gefahren aufmerksam machte, die sich hinter der bunten und schönen neuen Welt verbergen. Nicht jeder, der sich auf Instagram, Tiktok oder einem anderen Netzwerk als Freund ausgibt, meint es nämlich auch wirklich gut mit einem. Dahinter kann sich auch jemand verbergen, der ganz andere Ziele verfolgt, als sich nur nett zu unterhalten. Und auch für die Netzwerke selbst gehe es nur vordergründig um ihre schillernden Angebote. «Die wollen so viele Daten wie möglich von euch haben, das ist für die bares Geld», machte Sens deutlich, dass es letztlich immer um das Eine geht.

Schulen gefordert, Lehrinhalte zu erweitern
Referent Roland Sens machte mit seinem Referat auf die Gefahren im Umgang mit Sozialen Medien aufmerksam. Foto: Jörn KerckhoffBei seinen Tipps, wie man sich vor unerwünschten Datenzugriffen schützen kann oder wie man Kontakte blockt, konnte Roland Sens wegen der Kürze der Zeit – jeder Referent hatte etwa 45 Minuten für seinen Workshop – nur an der Oberfläche kratzen. «Das müsste eigentlich viel mehr in der Schule behandelt werden», so Sens. Christoph Schweizer erklärte, dass Schulen die Nutzung digitaler Geräte lieber verbieten, anstatt sich im Unterricht mit den Möglichkeiten und Gefahren auseinanderzusetzen, die damit verbunden sind. Das Problem sei auch, dass viele Lehrer selbst noch im analogen Zeitalter aufgewachsen seien und viel zu wenig Ahnung von der digitalen Welt hätten.
Eine Einschätzung, die von den Kindern bestätigt wurde. Emma, Sina und Anna, alle zehn Jahre alt, erzählten, dass sie in der Schule vor allem den Umgang mit verschiedenen Programmen lernten, über den richtigen Umgang mit Sozialen Medien dagegen eher wenig. Angemeldet wurden sie zu dem Anlass des Kulturvereins von ihren Eltern. Die sahen offenbar den Bedarf, dass sich ihre Kinder zu den verschiedenen Themen informieren. Die Mädels fanden aber verständlicherweise vor allem den Workshop von Manuel Thomas «lässig».

Das Internet als Raum für Mobbing
Zum Schlussvortrag von Fachreferentin Ingrid Broger zum Thema «Cybermobbing» waren dann auch die Eltern erschienen. Die hatte der Kulturverein zu diesem Vortrag bewusst auch eingeladen. «Das hat mich schon überrascht, dass da so viele gekommen sind», freute sich Hansueli Bühler über die Resonanz. Ingrid Broger informierte etwa darüber, wie man Cybermobbing erkenne, dass viele Handlungen bei Mobbing strafbar seien und wo man sich bei Cybermobbing Hilfe holen könne. Glücklicherweise gebe es an vielen Schulen inzwischen einen Schulsozialdienst, der sich in solchen Fällen vermittelnd einschalten könne. Die Reaktion der Eltern war, dass auch solche Vorträge in die Schulen gehörten.

Positive, aber auch selbstkritische Bilanz
Die Bilanz von Hansueli Bühler zu der Veranstaltung war rundum positiv – aber auch selbstkritisch. «Für das erste Mal war es sehr gelungen, aber falls wir diese Veranstaltung wiederholen, gibt es natürlich noch Verbesserungspotenzial. Demnächst werde sich das Organisationskomitee zusammensetzen und die Veranstaltung intern auswerten, so Bühler.

Bilder:
Erstes Bild: Digital Manager Manuel Thomas erzählte den Mädchen und Jungs etwas über neue Berufe, die durch die digitale Welt entstanden sind. Foto: Jörn Kerckhoff
Zweites Bild: Videoproduzentin Anja Hürlimann gab Tipps für richtig coole Videos. Foto: Jörn Kerckhoff
Drittes Bild: Emma, Sina und Anna (von links) würden in der Schule auch gerne mehr über den richtigen Umgang mit den vielen Sozialen Medien lernen. Foto: Jörn Kerckhoff
Viertes Bild: Referent Roland Sens machte mit seinem Referat auf die Gefahren im Umgang mit Sozialen Medien aufmerksam. Foto: Jörn Kerckhoff