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Die 14-Jährige freut sich auf die Veröffentlichung ihres Songs. Foto: Sonja Fasler

Singen ist Emmas Ding: Die 14-jährige Emma Heitzler aus Stein veröffentlicht am 3. November ihren ersten eigenen Song

Ein neuer Stern am Musikhimmel? Vielleicht. Emma Heitzler freut sich unheimlich, dass sie ihr erstes selbst geschriebenes Lied professionell aufnehmen konnte und es ab 3. November öffentlich auf allen gängigen Musikstreaming-Diensten abrufbar ist. Aber das musikbegabte Mädchen aus Stein ist realistisch und von Starallüren weit entfernt.

SONJA FASLER HÜBNER

Der zierliche Teenager empfängt fricktal.info im gemütlichen Zuhause in Stein. Zusammen mit ihrer Mutter erzählt sie, wie es zu dem nicht alltäglichen Musikprojekt gekommen ist. Auf den ersten Blick scheint Emma eine ganz «normale» Vierzehnjährige zu sein. Doch im Gespräch und erst recht nach dem Reinhören in ihren Song «Searching» wir klar, sie hat zweifellos Talent. Und bringt vieles unter einen Hut. So wird einem fast schwindelig, wenn man hört, was die Schülerin – sie besucht die 3. Klasse der Bezirksschule in Rheinfelden – so alles in ihrer Freizeit macht.

Emma hat liebt es zu singen. Foto: Sonja FaslerMusikalisch und sprachbegabt
Natürlich steht dabei die Musik an erster Stelle. Seit sechs Jahren besucht sie Gitarrenunterricht, vor vier Jahren kam Klavier hinzu und im August hat sie auch noch mit Gesangsstunden begonnen. Seit fünf Jahren singt sie im Kirchenchor in Stein mit. Zum Ausgleich betreibt sie die Kampfsportart Jiu Jitsu. Ganz schön viel, vor allem im Anbetracht dessen, dass sie im letzten Oberstufen-Schuljahr ist und danach ans Gymnasium gehen möchte. «Die Schule hat Priorität», sind sich denn auch Mutter und Tochter einig. Sie müsse schon lernen, aber die Schule falle ihr relativ leicht, meint Emma.
Am liebsten mag sie die Sprach-Fächer. Dass Emma sprachbegabt ist, fiel ihren Eltern schon auf, als sie ihre damals noch kleine Tochter einmal von der Spielgruppe abholten und feststellten, dass sie sich dort mit allen ganz selbstverständlich in perfektem Schweizerdeutsch unterhielt, obwohl zuhause nur alemannisch/badisch gesprochen wird – Emmas Mutter stammt aus Murg, ihr Vater aus Karlsruhe. Ein besonderes Faible hat Emma für Englisch. Sie schaut vorzugsweise Filme und Serien auf Englisch und liest mittlerweile ausschliesslich englische Bücher. Darum erstaunt es nicht, dass auch ihr selbstgeschriebener Song auf Englisch ist. «Ich mag es nicht, auf Deutsch zu singen», gibt sie zu, vielleicht, weil das Englische weicher und fliessender klinge. Wenn sie selbst Musik höre, dann querbeet. «Von Hardrock über Rap bis Klassik ist alles dabei.» Ein bestimmtes Idol in der Musikszene hat sie nicht. Sie finde viele toll, könnte aber niemanden speziell nennen.

Ballade mit Tiefgang
Ihren Song «Searching» bezeichnet sie als Ballade. Sie begleitet sich selbst dazu auf dem Klavier. Mit ihrer vollen, klaren und warmen Stimme singt sie von einer Welt, in der viel Trauriges passiert und man nach den schönen, glücklichen Dingen sucht.» I‘m searching for the answers in a world of broken dreams, I’m searching for the courage to face the things unseen, I’m searching for the beauty in the world I’m in», so drei Liedzeilen. Sie sei ständig daran, Lieder zu schreiben, gesteht Emma, die einen ganzen Stapel davon hat, viele aber noch unvollendet. «Searching» habe sie aber an einem Sommer-Abend geschrieben. Einfach so, weil ihr danach war. Sie schreibe vor allem dann, wenn es ihr nicht so gut gehe, entsprechend melancholisch ist meist der Inhalt. Einen Tag ohne Musik kann sie sich ohnehin nicht vorstellen. Manchmal setze sie sich nur für fünf Minuten ans Klavier oder nehme die Gitarre zur Hand. «Es kommt aber schon vor, dass ich einen ganzen Samstag mit Musikmachen verbringe», gesteht Emma, die auch oft singend durchs Haus läuft und die ganze Familie unterhält. Darüber könne man schon mal die Hausaufgaben vergessen, die dann aber auch noch erledigt werden müssten, meint sie verschmitzt lächelnd. In der Schule findet sie das Fach Musik übrigens «nicht so cool»: zu viel Theorie, zu viel Musikgeschichte, zu wenig selbst Musik machen oder singen, lautet ihr Fazit. Ihr Gitarrenlehrer Severin Ebner, der in Laufenburg (Baden) eine Gitarrenschule betreibt, hat Emmas Talent entdeckt und fördert sie nach Kräften. Er fand «Searching» so gut, dass er den Song in seinem Tonstudio professionell produzierte und ihr jetzt auch bei der Veröffentlichung hilft. Obwohl Emma zuhause auch schon eine Art Amateur-Studio mit Mikrofon und Schneideprogramm hat, hätte sie das selbst nicht so hingekriegt.

Das Cover von «Searching». Bild: zVg«Es geht um die Musik, nicht um den Erfolg»
Dass der Song am 3. November auf allen gängigen Streaming-Diensten wie AppleMusic, Spotify usw. veröffentlicht wird, ist reiner Zufall. Das Datum habe keine tiefere Bedeutung, sagt Emma, die schon ein bisschen nervös ist. Ihre Familienmitglieder und Freundinnen haben den Song zwar bereits gehört und waren begeistert, aber danach kann ihn jeder hören. Emma glaubt nicht, dass sie damit jetzt einen Hit landen und schon gar nicht Geld damit verdienen könnte. Ihr Ziel ist im Prinzip schon damit erreicht, dass sie ihr eigenes Lied von A bis Z produzieren und veröffentlichen durfte. «Mir geht es um die Musik, nicht um Erfolg», sagt sie bescheiden. Wenn man «Searching» aufruft, sieht man lediglich das Cover ihres Songs, der Schriftzug «Searching/Emma» mit einem herbstlichen Waldweg im Hintergrund. Das habe sie zusammen mit ihrem Vater, der Programmierer ist, und mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz entworfen. Ein Video dazu zu drehen, stand zwar zur Debatte, aber Emma entschied sich dagegen. Vor Kameras zu posieren liege ihr einfach nicht, gesteht sie. «Ich bin nicht so die Entertainerin.» Vielleicht liegt es auch daran, dass sie sehr perfektionistisch und selten zufrieden mit sich ist.

Emma lässt sich nicht beirren
Dass es auch negative Reaktionen, beispielsweise von Schulkameraden, geben könnte, ist sich Emma bewusst. Sie hat schon etwas Erfahrung darin, hatte sie doch schon öffentliche Auftritte, zum Beispiel beim Stadtteilfest Lörrach, beim JAM-Sommerfest in Möhlin oder kürzlich am Sisslerfeldfest in Stein. Auch in Videos zusammen mit Peter Reimtgut hat sie im Rahmen des Hörmalrhein-Projekts mehrfach mitgewirkt. «Wenn andere sich über mich und meine Musik lustig machen, nervt das zwar, aber ich bin davon nicht emotional getroffen», sagt sie selbstbewusst. «Jedenfalls lasse ich mich davon nicht von meinen Projekten abbringen.»

«Wir sind stolz auf sie»
Woher ihre Tochter das musikalische Talent hat, ist ihrer Mutter Stefanie Heitzler übrigens ein Rätsel. Weder sie noch ihr Mann noch Emmas jüngerer Bruder Simon seien sonderlich musikalisch begabt. «Wir hören gerne Musik, aber damit hat es sich», meint sie lachend und schickt nach «Emma hat sich zwar ein teures Hobby ausgesucht, aber wir sind stolz auf sie und unterstützen sie voll und ganz.» Darum macht es Stefanie Heitzler auch nichts aus, wenn sie die Termine ihrer Tochter im Auge behalten und sie oft zu ihren Aktivitäten chauffieren muss.
Emma selbst könnte es durchaus gefallen, dereinst als Musikerin Karriere zu machen. Aber vorerst will sie ans Gymnasium und danach Psychologie studieren. Sie ist zwar bescheiden, aber weiss, was sie will. Wer den Song von Emma hören will, muss bei einem Streamingdienst einfach die Wörter «Emma» und «Searching» eingeben, und schon erscheint er.

Bilder:
Die 14-Jährige freut sich auf die Veröffentlichung ihres Songs. Foto: Sonja Fasler
Emma hat liebt es zu singen. Foto: Sonja Fasler
Das Cover von «Searching». Bild: zVg