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Die Delegierten des TV Stein hielten sich nicht zurück mit ihrer Freude, als das Abstimmungsergebnis offiziell bekanntgegeben wurde. Foto: zVg

Erst die Kanti, dann das Kantonale: Die Gemeinde Stein erhält kurz hintereinander die Zuschläge für die Mittelschule und das Kantonalturnfest 2028

«Zum Feiern hatte ich noch gar keine Zeit», erklärte Gemeindeammann Beat Käser am Montag im Gespräch mit fricktal.info. «Aber natürlich freue ich mich sehr über die beiden Entscheide für Stein», ergänzt Käser. Der Zuschlag für den Mittelschulstandort bedeute einen Sprung nach vorne für die 3300-Einwohner-Gemeinde, und das Kantonalturnfest werde eine grosse Aufmerksamkeit auf Stein lenken. «Wir stehen nach dem Entscheid natürlich im Schaufenster, der Zuschlag bedeutet eine grosse Verantwortung», erklärt Maik Born, Präsident des TV Stein, zum Ergebnis der Abstimmung der Delegiertenversammlung des Aargauer Turnverbandes (ATV) vom Samstag.

JÖRN KERCKHOFF

Wären die beiden Entscheide ein sportlicher Wettkampf, dann hätte Stein binnen fünf Tagen zwei Goldmedaillen abgeräumt. Am Dienstag entschied der Grosse Rat in seiner Sitzung, dass die Kantonale Mittelschule in Stein gebaut wird (siehe auch Seite 5), am Samstag vergaben die Delegierten des ATV das Kantonalturnfest 2028, den grössten kantonalen Sportanlass, nach Stein. Gemeindeammann Beat Käser freut sich in seiner zurückhaltenden Art für seine Gemeinde. «Die Kanti wird Stein auf mehreren Ebenen voranbringen», ist Käser überzeugt. «Das wertet die Gemeinde deutlich auf. Gewerbe, Handel, Gastronomie werden alle davon profitieren», nennt der Gemeindeammann einen Grund. Zum anderen dürften sich auch die Sportvereine freuen, immerhin sei mit der Errichtung der Mittelschule auch der Bau einer neuen Vierfachturnhalle verbunden, die die Gemeinde und ihre Vereine künftig mitnutzen dürften. Im Gegenzug dürfe der Kanton die bereits bestehenden Sportanlagen für den Sportunterricht der Kanti nutzen, so Käser. «Wir sind mit der bestehenden Bustelbachhalle jetzt schon am Anschlag, was die Nutzungszeiten für die Vereine angeht. Die neue Vierfachturnhalle wird da sicher für eine deutliche Entlastung und vermutlich auch noch für mehr Nachfrage sorgen», wagt Beat Käser einen Blick in die Zukunft.
Über die Aussichten der Gemeinde, auch den Zuschlag für die Übergangslösung zu erhalten – diese würde ab dem Schuljahr 2025/26 benötigt, da der Kanton Basellandschaft keine Möglichkeit mehr sieht, Mittelschulplätze für Schüler aus dem Aargau zur Verfügung zu stellen – schweigt sich Käser indes aus. Auf Anfrage des Kantons habe Stein auch dafür eine Bewerbung abgegeben, wie die Aussichten dafür sind, könne er aber derzeit nicht beurteilen. «Der Kanton wird die eingegangenen Bewerbungen prüfen und dann einen Entscheid treffen.»

Deutlicher Sieg für den TV Stein
Freude herrscht bei Beat Käser natürlich auch über die Vergabe des Kantonalturnfestes nach Stein. Dies werde eine grosse Aufmerksamkeit auf die Gemeinde lenken, ist Käser überzeugt. TV-Stein-Präsident Maik Born fiel eine gewaltige Last von den Schultern, als am Samstag 106 der 168 Delegierten die gelbe Stimmkarte in die Luft hielten. Die fünf Gemeinden des Schenkenbergtals, die das Kantonale ebenfalls ausrichten wollten, mussten sich mit 68 blauen Stimmkarten zufrieden und damit geschlagen geben. Die Delegation aus dem Schenkenbergtal gratulierte den Siegern aber, wie es sich unter Sportlern gehört.
Riesen Erleichterung bei Maik Born
«Bis zur offiziellen Verkündung vergingen noch ein paar Minuten, so dass wir eigentlich schon wussten, dass wir es geschafft haben», erzählt Born. Auf Fotos und Videos ist jedoch zu erkennen, dass der Präsident im Moment der Bekanntgabe doch ein wenig um seine Fassung ringen musste.
Die Reaktionen der Delegation des TV Stein machen deutlich, wie sehr der Verein das Kantonale haben wollte. Im Jahr 2028 wird es 93 Jahre her sein, dass das Sportfest wieder im Fricktal ausgerichtet wird – Rheinfelden war im Jahr 1935 letztmals der Veranstalter des Kantonalturnfestes.

«Nachhaltigkeit wird ein grosses Thema sein»
Mit einer emotionalen und überzeugenden Präsentation habe der TV Stein die Weichen auf Sieg gestellt, berichteten Beobachter der Delegiertenversammlung im Anschluss an die Abstimmung. Dabei sei neben dem sportlichen Konzept – alle Veranstaltungen des zweiwöchigen Anlasses werden in Stein stattfinden – auch der Aspekt der Nachhaltigkeit eventuell ein entscheidender Faktor gewesen. «Nachhaltigkeit ist jetzt schon ein grosses Thema und wird 2028 sicher noch wichtiger sein», ist Maik Born überzeugt. So wolle der TV Stein die gute Anbindung an den ÖV nutzen, um möglichst viele Athleten und Besucher mit Bus und Bahn nach Stein zu bringen. Ausserdem sollen die Ergebnislisten der verschiedenen Wettbewerbe möglichst nur noch digital veröffentlicht werden. «Bislang ist der Sport noch eine ziemlich papierlastige Angelegenheit», so Born. Davon wolle man beim Kantonalen 2028 wegkommen und somit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Der dritte grosse Punkt in Sachen Nachhaltigkeit sei die Gastronomie: «Wir wollen zum einen mit regionalen Lieferanten zusammenarbeiten, schliesslich soll das Sportfest eines sein, von dem das ganze Fricktal profitiert. Zum anderen wollen wir auf keinen Fall Plastikgeschirr an den Essensständen ausgeben, sondern auf wiederverwendbare oder kompostierbare Alternativen setzen.»

Erfahrungen des Ragionalturnfestes nutzen
Mit der Verkündung des Abstimmungsergebnisses kam die Erkenntnis, dass der TV Stein das Fest nun nicht nur ausrichten will, sondern jetzt auch muss. Es seien schon Sprüche gefallen, wie «Mist, jetzt müssen wir es machen», erzählt Maik Born lachend. «Das war aber alles nur im Scherz und aus Freude über den Zuschlag. Allerdings sei den Verantwortlichen des TV Stein sehr bewusst, dass der Verein nun im Schaufenster steht und genau beobachtet wird. «Das ist schon eine sehr grosse Verantwortung, aber durch das Regionalturnfest im Jahr 2015 haben wir nicht nur in der Organisation eines Grossanlasses, sondern auch im Umgang mit dieser Verantwortung viel Erfahrung gesammelt», ist Maik Born sehr optimistisch, die Verantwortung tragen zu können.

3000 Helfer über zwei Wochen im Einsatz
Allein wird der TV den Anlass nicht stemmen können. 193 Erwachsene und 130 Kinder sind aktuell Mitglied im Verein – das reicht längst nicht aus. «Wir werden rund 3000 Helfer benötigen», so Born. Der Zivilschutz habe schon seine Bereitschaft zur Mithilfe erklärt, aber jeder, der sich jetzt schon sicher sei, dass er helfen wolle, könne sich auch jetzt bereits melden. «Wir können jetzt schon eine Liste erstellen», so Maik Born.

Drei bis vier Jahre Planung und Vorbereitung
Die Eröffnung des Kantonalen ist – nach jetzigem Stand – für den 15. Juni 2028 geplant. «Drei bis vier Jahre wird die Planung sicher in Anspruch nehmen», schätzt der TV-Präsident. Dazu gehöre nach einer ersten Grobplanung in den kommenden Monaten auch die Sponsorensuche, das Budget für das Kantonalturnfest liegt immerhin zwischen 2,5 und drei Millionen Franken, wie ATV-Präsident Jörg Sennrich kürzlich bei einem Besuch in Stein erklärte. Dass eine Brauerei aus Rheinfelden, deren alkoholfreies Bier die TV-Stein-Mitglieder am Samstag an die Delegierten verteilten – «nicht als Bestechung, sondern als Vorgeschmack auf das Fricktal» – schon als Sponsor im Boot sitze, sei aber ein reines Gerücht, erklärt Maik Born lachend. «Wir werden viele Unterstützer brauchen, um den Anlass zu stemmen, aber wir sind sehr optimistisch, dass wir die auch bekommen.»

Bild: Die Delegierten des TV Stein hielten sich nicht zurück mit ihrer Freude, als das Abstimmungsergebnis offiziell bekanntgegeben wurde. Foto: zVg