Nach vierjähriger Bauzeit – zwei Jahre länger als geplant – wird das Hotel «Schützen» in Rheinfelden heute wiedereröffnet. Die Bauzeit wurde unter anderem wegen eines Zerwürfnisses der Schützen Rheinfelden Immobilien AG und dem Generalunternehmer Implenia deutlich länger als geplant. fricktal.info konnte dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung und Klinikdirektor Hanspeter Flury, Verwaltungsrat Albi Wuhrmann und Verwaltungsratspräsident der Schützen Rheinfelden Immobilien AG, Conrad Jauslin, im Vorfeld ein paar Fragen zu dem Projekt stellen.
Was wurde bei der Sanierung im Hotel Schützen erneuert und verändert?
«Schützen»: Die Aufwertung und Modernisierung ist ein Meilenstein in der Geschichte des 150 Jahre alten Gebäudes, für die Schützen Immobilien AG wie für die Schützen Klinik und Hotels. Vieles ist mit blossem Auge sichtbar: Mit dem Umbau wurden die Zimmer grösser und moderner. Neben den Zimmern wurden auch das Restaurant, die Lobby, die Bibliothek, die Seminarräume und der Kulturkeller neugestaltet und möbliert. Daneben wurde die energetische Versorgung aufgewertet und eine moderne Haustechnik eingebaut. So ist die Gebäudetechnik wie Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro zeitgemäss und ‹unter Putz›. Weil wir auf erneuerbare Energien umgestellt haben, ist auch unsere energetische Versorgung viel besser. Dazu tragen auch die neuen Fenster und eine bessere Isolation bei. Ausserdem wurde die Anlieferung neu organisiert, der Brandschutz ertüchtigt und alle Räume digital vernetzt.
Schön offen und unverbaut ist seit neuestem auch der Blick auf das schöne Gebäude und den neu gestalteten Garten. Vor ein paar Wochen erst ist die Mauer rund um den Schützengarten abgebaut worden.Wir haben das altehrwürdige Stammhaus des Schützen auf den neuesten Stand der Technik und des Komforts gebracht und dabei den Charme des Hauses bewahrt.
Ich habe unterschiedliche Informationen gefunden, in welchem Jahr das Hotel Schützen gebaut wurde . Mal heisst es 1846, mal 1850. In welchem Jahr wurde das Gebäude tatsächlich fertiggestellt?
«Schützen»: Es gibt hier zwei relevante Jahreszahlen: Einmal 1846, zwei Jahre nach Entdeckung der Sole bei Rheinfelden, wurde ein neues einstöckiges Solbadhaus mit Wannenbädern errichtet Eigentümer und Investor war ein Herr Frommherz. Die Quelle dazu ist der vierte Band von ‹Haus Chronik Schützen› von Chris Leemann aus dem Jahr 2012. Im Jahr 1854 erwarb der Magdener Arzt Johan Baptist Bürgi die Liegenschaft und liess den alten Badetrakt durch ein neues Solbadhaus mit «Badzimmer, Küche, Kessel und Wannen, nebst Bäckerei» ersetzen.
Sind nach den Erneuerungen im Hotel Eden, im Restaurant Schützen und im Hotel Schützen die Sanierungsmassnahmen in den Gebäuden der Schützen Rheinfelden Immobilien AG vorerst abgeschlossen, oder gibt es weitere Pläne?
«Schützen»: Die Sanierungsprojekte sind nach der Renovation Hotel Eden, die im Juni 2023 beginnt, vorerst abgeschlossen. Was noch offen ist, ist die weitere Planung für das Hotel Schiff. Dieses Vorhaben nehmen wir erst nach Abschluss der Arbeiten im Hotel Eden wieder an die Hand.
Für die Sanierung des Hotels waren 18 Mio. Franken eingeplant, für neues Mobiliar weitere vier Mio. Das Projekt hat sich jedoch um zwei Jahre verzögert. Wie hoch sind nun die tatsächlichen Kosten?
«Schützen»: Projektbezogen stimmen diese Angaben auch heute noch. Erfreulicherweise liegen wir bei den Kosten für die Möblierung unter Budget. Aufgrund der von der GU Implenia verursachten baulichen Mängel und Mehraufwände, der Kosten für den Rechtsstreit und Zeitverzögerungen mit den daraus folgenden Ertragseinbussen beim Betrieb, weil keine externen Gäste und auch nur reduziert Patientinnen und Patienten in der Klinik aufgenommen werden konnten, und fehlender Mieteinnahmen bei der Immobilien AG sind bedeutende zusätzliche Kosten angefallen und laufen weiterhin auf. Wir werden diese bei Implenia geltend machen. Das entsprechende Rechtsverfahren ist noch am Laufen. Der jetzige Stand stimmt uns zuversichtlich.
Wie hoch fällt das Minus bei den Einnahmen durch die Verzögerung aus?
«Schützen»: Da wir weiterhin eine einvernehmliche Lösung mit der GU Implenia anstreben, können wir dazu keine Zahlen bekannt geben.
Derzeit ist überall vom Fachkräftemangel die Rede, der gerade in der Hotellerie und Gastronomie durch die Corona-Pandemie besonders stark zu spüren ist. Wie steht das Hotel Schützen nach der langen Umbauphase personell da?
«Schützen»: Wir spüren den Druck und können ab und zu Stellen nicht so rasch besetzen, wie wir möchten. Aber alles in allem trifft es uns nicht ganz so hart wie andere. Wir finden immer wieder gute Mitarbeitende, die die einzigartige Atmosphäre im Schützen schätzen. Ganz besonders freut uns, dass frühere Mitarbeitende, die sich zwischenzeitlich nach anderen Jobs umsahen, wieder zu uns zurückkehren.
Wie viele Zimmer mit wie vielen Betten stehen jetzt wieder für Gäste zur Verfügung?
«Schützen»: Im Hotel Schützen stehen ab 1. Juni wieder 26 Hotelzimmer mit 39 Betten für externe Hotelgäste und 39 Klinikzimmer mit 44 Betten für Patientinnen und Patienten zur Verfügung.
Und wie viele Hotelzimmer und -betten gibt es insgesamt in Rheinfelden, und wo liegt deren Auslastung über das Jahr gesehen?
«Schützen»: In Rheinfelden gibt es ca. 80 Zimmer für externe Hotellerie – ohne Airbnb. Die entsprechenden Betten der Schützen-Hotellerie sind zu ca. 65% ausgelastet, also höher als der Durchschnitt der Schweizer Hotellerie.
Welche Bedeutung hat die Wiedereröffnung für den Tourismus in Rheinfelden?
«Schützen»: Eine grosse, denn in Rheinfelden und im Fricktal ganz allgemein fehlten die Zimmer der Schützen Hotels schmerzlich. Es hatte hier während der letzten vier Jahre zu wenige Betten Mit der Wiedereröffnung am 1. Juni ändert sich das und wir beherbergen endlich wieder Gäste im Städtchen. Weil wir mehr Doppelzimmer anbieten können als vor der Aufwertung und Modernisierung, profitiert der Tourismus. Doppelzimmer sind auch für den Wochenend-Tourismus besonders interessant. Auch für das Gewerbe und die Industrie ist unser Haus wichtig: Diese veranstalten Seminare, feiern Jubiläen und können ihre Mitarbeitenden hochwertig unterbringen.
Der Franken ist immer noch sehr stark gegenüber dem Euro – sogar noch stärker als vor vier Jahren zu Beginn der Erneuerung. Können die grenznahen Hotels in der Schweiz konkurrenzfähig gegenüber den Wettbewerbern auf deutscher Seite sein?
«Schützen»: Die Schweizer Hotellerie hat sich in unserer Region auf den hohen Frankenkurs einstellen müssen. Mittlerweile sind die Preise in der Grenzregion bei vielen Angeboten auf unserem Niveau vergleichbar. In Deutschland beispielsweise sind die Hotellerie-Preise zum Teil noch etwas tiefer, jedoch sind das Lohnniveau und die Warenkosten dort auch einiges tiefer.
Wie viele Patienten werden künftig wieder im Hotel Schützen behandelt, und ab wann?
«Schützen»: Ab Juni ziehen die beiden Abteilungen der Klinik Schützen mit rund 40 Patientinnen und Patienten aus dem Hotel Eden, das dann erneuert wird, ins Hotel Schützen. Im Elsässerhof und im Hotel Schiff sind weitere drei Klinikabteilungen beherbergt.
Ist die Klinik vom Hotel separiert oder in das Hotel integriert?
«Schützen»: Im Hotel Schützen sind die Zimmer für externe Gäste im 3. Stock, die Zimmer für Klinikpatienten im 1. und 2. Stock gelegen. Der Schützen lebt in allen drei Schützen-Hotels das ‹Klinik-im-Hotel›-Konzept. Dabei beherbergen wir gesunde und kranke Menschen unter dem gleichen Dach. Mit diesem Konzept ist der Schützen seit über 40 Jahren schweizweit führend. Anders als in anderen Kliniken sind die Patientinnen und Patienten unserer stationären Klinik in den Schützen-Hotels mitten im Leben untergebracht, zentral in Rheinfelden. Alltagsnah, nicht stigmatisierend und zugleich in einem geschützten Rahmen – das charakterisiert das Behandlungskonzept der Klinik Schützen Rheinfelden.
Interview: Jörn Kerckhoff