Aus Bogenzentrum Fricktal wird Bogenclubzentrum Fricktal: Was im Namen nur eine kleine Silbe ausmacht, bedeutete im Hintergrund richtig viel Arbeit. Was bislang nämlich eine GmbH war, ist nun ein Verein.
JÖRN KERCKHOFF
Martin Kroehl, der die Bogenschule Kroehl als Einzelunternehmen und später die GmbH gemeinsam mit einem Geschäftspartner gründete, gibt seine Firma jetzt ab und ein Verein lenkt künftig die Belange der rund 100 Mitglieder, die sich dem traditionellen Bogenschissen verschrieben haben.
«Das Interesse am traditionellen Bogenschiessen war schon vor Jahren gross in der Schweiz, Angebote gab es aber praktisch keine», erzählt Martin Kroehl. Diese Lücke wollte er schliessen und gründete deswegen seine Bogenschule. Die Gründung einer GmbH erfolgte kurz darauf, als Kroehl und sein damaliger Geschäftspartner eine Bogenmesse – die erste in der Schweiz – in der Vianco-Arena in Brunegg veranstalteten. «Aus versicherungstechnischen Aspekten machte die Gründung einer GmbH damals Sinn», so Kroehl. Innerhalb der Firma eröffnete er auch noch einen Shop, den er auch weiterhin betreiben wird.
Mitglieder aus der ganzen Schweiz
Schnell hätten sich eine ganze Reihe Leute bei ihm zu den Kursen angemeldet. «Aus der ganzen Schweiz und auch aus Deutschland sind die Leute gekommen», so Kroehl. Traditionelles Bogenschiessen bezeichnet einen Sport, der, im Gegensatz zum technischen Bogenschiessen, mit Bögen einfacher Bauweise – Langbogen und Recurvebogen aus überwiegend natürlichen Materialien, wie z.B. Holz – und ohne technische Hilfsmittel wie Visiere, Stabilisatoren und Auslösehilfen betrieben wird.
100 Mitglieder hatten sich mit der Zeit bei Martin Kroehl angemeldet. «Das Ganze funktionierte wie in einem Fitnessstudio, das auch als Firma arbeitet und in dem die Leute ihren Jahresbeitrag zahlen, um trainieren zu können», erläutert Kroehl. Diese Form sei für die Mitglieder sehr praktisch, weil sie nur ihren Beitrag bezahlen, aber sonst keinerlei Verantwortung übernehmen müssten.
Alleine nicht mehr zu stemmen
Aber warum dann jetzt der Wechsel von der GmbH zu einem Verein? «Mein erster Geschäftspartner sprang nach einiger Zeit ab, weil die Belastung für ihn zu viel wurde», erzählt Martin Kroehl. Ähnlich sei es ihm mit einem neuen Geschäftspartner ergangen, der im vergangenen Sommer das Handtuch warf. «Und für mich allein wird es auch zu viel. Ich führe diese Firma nur nebenbei, hauptberuflich bin ich als Qualitätsmanager bei einem grossen Unternehmen tätig und eine Familie mit drei Söhnen habe ich auch. Im Bogenzentrum war ich zuletzt für alles allein verantwortlich, Administration, Kurse und Shop – das ist auf Dauer nicht alles zu stemmen.» So sei er auf die Idee mit dem Verein gekommen, in dem die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden.
Erste Gespräche mit einigen Mitgliedern habe er im Oktober geführt und sei auf offene Ohren gestossen. «Sie hatten auch gemerkt, dass es für mich zu viel wird und es war den Leuten bewusst, wenn ich ausfalle, dann ist es mit dem Bogenzentrum vorbei.» Und das habe niemand gewollt. Aus dem Kreis der Mitglieder habe sich auch schnell eine Gruppe formiert, die den Vorstand des Vereins stellt, der am 8. November offiziell gegründet wurde. Regula Fröhlich und Stefan Dolder teilen sich das Präsidium, René Fröhlich ist Kassier, Diana Hinz ist als Aktuarin tätig und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, René Weber ist Beisitzer. «Dazu kommen weitere Mitglieder, die sich im Verein engagieren wollen, aber ohne offizielles Amt», erklärt Diana Hinz. Wegen der Umwandlung in einen Verein sei bislang noch kein Mitglied abgesprungen.
Der Traum lebt weiter
Die Vereinsgründung wurde vollzogen, die offizielle Übergabe der Geschäfte von Martin Kroehl an den Vorstand erfolgte während der Weihnachtsfeier am 3. Dezember. Endgültig aus der Verantwortung entlassen wird Kroehl dann am 28. Dezember, wenn die letzten Schritte vollzogen sind. Die Kurse will Kroehl vorerst noch leiten und den Shop als zweites Standbein neben seinem eigentlichen Beruf auch noch behalten. Eigentlich habe er mal den Traum gehabt, sich beruflich voll auf den Bogensport mit seiner Firma und dem Shop zu konzentrieren, erzählt Kroehl. «Dann kam Corona und ich war heilfroh, dass ich es nicht gemacht habe.» Ganz ausschliessen will er aber noch nicht, dass er sein Hobby irgendwann zum Beruf macht.
Perfekte Infrasturktur
Die Infrastruktur, die Martin Kroehl in den vergangenen Jahren angelegt hat – in Oeschgen hat er eine grosse Halle gemietet, die dem ehemaligen Zirkus Nock als Winterquartier diente – nutzt künftig der Verein. «Hier finden wir ideale Bedingungen vor», schildert Diana Hinz. Während sich andere Bogenclubs für den Winter eine Halle suchen müssten, hat das Bogenclubzentrum Fricktal seine eigene Halle. Anlässe, die bislang von der GmbH ausgerichtet worden sind, dazu gehören zwei Vereinsfeiern im Jahr sowie ein vereinsinternes Turnier, werde auch der Verein fortführen. Auch die Möglichkeit für Firmen, Anlässe bei den Bogenschützen auszurichten, solle bestehen bleiben. Sogar die Polizei hat bei uns schon zum Bogen gegriffen», erzählt Martin Kroehl. «Das Bogenschiessen hat einen grossen therapeutischen Aspekt. Auch Kinder mit ADHS sind im Verein. Durch den Sport sind sie viel ausgeglichener geworden», schildert Kroehl.
Im Frühjahr soll das Bogenclubzentrum, wie es dann ab Januar heissen wird, eine neue Internetadresse bekommen, bis dahin gibt es Informationen noch unter www.bogenzentrum.ch
Bilder: Stefan Dolder, René Fröhlich, Martin Kroehl, Diana Hinz, Regula Fröhlich und René Weber (von links) haben den Wandel von der GmbH zum Verein vollzogen. Foto: Jörn Kerckhoff
Das traditionelle Bogenschiessen findet auch in der Schweiz immer mehr Anhänger. Foto: zVg