(ah) Der Plan, vierhändig mit Brahms und Dvorak aufzutreten, war zwischen Mutter und Tochter schon länger im Gespräch. Im Hinblick auf den bevorstehenden Abschluss der Unterrichtstätigkeit von Bernadette Schmidlin an der Musikschule Möhlin wurde aus der Idee jener konkrete Plan, der am vergangenen Sonntag ein so zahlreiches Publikum in die Steinli-Aula lockte, dass der Saal bis zum letzten Platz besetzt war.
Von Brahms zu Dvorak und von Dvorak wieder zurück zu Brahms: das war die Klammer. Eingebettet dazwischen lagen die Perlen aus den Federn von Grieg und Chaminade – ein wahrhaft anspruchsvolles Programm. Die Pianistinnen hatten damit zu rechnen, dass die Zuhörerschaft mit den Orchesterfassungen der Werke im Ohr besonders gespannt waren auf die Originale für Klavier vierhändig. Wohl am wenigsten bekannt waren die 10 Variationen von Brahms über den letzten musikalischen Gedanken von Robert Schumann. Ein einfaches Thema, das aber wie ein Schatten sofort die Stimmung beherrscht. Ausgerechnet mit ihm ein Konzert anzustimmen, war ein Wagnis, das aber durch die Intensität der Wiedergabe gelang. Das Publikum liess sich unverzüglich in den Bann der Musik ziehen. Mit Dvoraks Slawischen Tänzen Nr. 1 und 8 pflegen Orchester auf Tournee zu brillieren, an diesem Abend brillierten die vier Hände. Nicht nur die technische Beherrschung des jeweiligen Parts war beeindruckend; man spürte schnell: die beiden Pianistinnen haben eine gemeinsame Absicht, und die bringen sie herüber. Die Suite aus Griegs Peer Gynt dürfte wohl den meisten Zuhörerinnen und Zuhörern bekannt gewesen sein; am Radio sind sie Dauerbrenner. Sie aber nun in der anspruchsvollen Klavierfassung zu hören: das machten die beiden Pianistinnen zum Erlebnis, auch dank der einfühlsamen dynamischen Gestaltung. Zu Recht ins Programmzentrum geriet die Auswahl aus den sechs Pièces romantiques von Cécile Chaminade, für die nun Tochter Kathrin den Leadpart übernahm. Wunderbar leicht quirlten aus ihren Fingern im Danse hindoue die Glimmerverzierungen in den höchsten Tönen. Mit ihrem überzeugenden Spiel haben die Schmidlins ein gewichtiges Argument für die Komponistin eingebracht, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts gelebt hat und dann beinahe in Vergessenheit geriet.
Die Begeisterung über das dargebotene Konzert war rückhaltlos. Wie aber soll es musikalisch mit Bernadette Schmidlin weitergehen, die sich per Ende Semester aus der Musikschule zurückzieht? Zunächst einmal scheint sich abzuzeichnen, dass das Möhliner Konzert an anderen Orten Wiederholung findet. Die Hauskonzerte sollen ihre Fortsetzung finden, auch zu vier Händen. Privater Klavierunterricht? Ja, aber in Massen. Sogar den Orgeldienst wird Bernadette Schmidlin nach wie vor versehen – sehr zur Freude der Kirchenbesucher, die ihr Spiel schätzen.