(hpg) Was lange währt, wird endlich gut. – Diese alte Weisheit gilt auch für das jüngste Projekt des Projektchores aus Mitgliedern des röm.-kath. Kirchenchores Möhlin, der Allschwiler Kantorei und einer stattlichen Zahl an Gastsängern.
Nach Händels Messias, Rossinis Petite Messe solennelle und Puccinis Messa di Gloria hatte sich das bewährte Ensemble für die Fastenzeit 2020 Mozarts Requiem vorgenommen. Das Projekt musste dann aus bekannten Gründen mehrmals verschoben werden, bis es jetzt in der Christuskirche Allschwil und der röm.-kath. Kirche Möhlin zu einer glanzvollen Aufführung gelangen konnte.
Hohes Können
Vor dem Requiem erklangen sechs Responsorien (Wechselgesänge) für Tenor- und Basssolo, Männerchor und Basso Continuo (Cello, Kontrabass, Orgel) aus der Feder von Mozarts Lehrer Giovanni Battista Martini; diese vokalen Miniaturen erzählen die Leidensgeschichte Jesu von der Todesangst am Ölberg bis zur Grablegung. Die zehnköpfige Choralschola Möhlin zusammen mit Musikern des Orchesters interpretierte diese nahezu vergessenen Perlen der spätbarocken Kirchenmusik spannungsvoll und klangschön. So entstand ein interessanter Kontrast zu Mozarts letztem, nicht mehr ganz vollendeten Werk, dem Requiem in d-Moll, das sein Mitarbeiter Franz Xaver Süssmayr auf Wunsch von dessen Witwe komplettiert hat. Das Werk gilt als eines der ganz grossen Chorwerke der abendländischen Musik. Und es setzt bei allen Beteiligten ein hohes Können voraus.
Eindrückliches Zusammenwirken aller Mitwirkenden
Der Chor präsentierte sich von seiner besten Seite: Kräftig und strahlend im Forte, spannend und intensiv im Piano, deutlich in der Artikulation, virtuos in den an Koloraturen reichen Fugen und intonationssicher in den heiklen chromatischen Passagen. Eindrücklich auch das homogene und organische Zusammenwirken mit dem auf historischen Instrumenten musizierenden Orchester Camerata Basel. Dieses von der Organistin Angelika Hirsch und dem Geiger Peter Barczi in den letzten Jahren aufgebaute Ensemble besteht aus international tätigen Spitzenmusikern aus dem Bereich der Alten Musik, spielt mit atemberaubender Agilität, variantenreicher Artikulation und feinsten Abstufung der Klangfarben. Sie waren damit auch die ideale Begleitung für das Solistenqartett: Aurea Marston mit strahlendem Sopran, Asa Dornbusch mit einer weichen, innigen Altstimme, Igor Marinkovic als klarer Tenor und Robert Koller mit prophetengleichem Bass (Tuba Mirum). Wunderbar, wie sich diese so verschiedenen Stimmen schliesslich zu einem abgerundeten Quartettklang zusammenfanden. Unter dem Dirigenten Matthias Heep gelang eine Aufführung, die alles bot zwischen grosser Innigkeit und mitreissender Dramatik.
Das Publikum der mit Zusatzstühlen voll besetzten Kirche verdankte die Darbietung eindrücklich mit einer stehenden Ovation. Man darf gespannt sein auf das nächste Projekt dieses Teams.