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Happy End nach zwei Stunden Premierenvorstellung mit einer grossen Feier für die Heimkehrer Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer auf Lummerland Foto: Sonja Fasler
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Lummerland liegt in Möhlin: Musikgesellschaft feiert Erfolg mit Aufführung des Mundartmusicals Jim Knopf

Man konnte die Steine förmlich purzeln hören, die allen Beteiligten der Aufführung des Musicals «Jim Knopf» nach der Premiere am Samstag vom Herzen fielen. Allen Zweiflern zum Trotz war es der Musikgesellaschaft Möhlin gelungen, das Mundartmusical von Jörg Schneider und Emil Moser nach dem Buch von Michael Ende auf die Bühne zu bringen. 14 Monate waren von einer «verrückten Idee» bis zu Premiere vergangen und nach der zweistündigen Aufführung durften wirklich alle stolz auf das Geleistete sein.

JÖRN KERCKHOFF

Der Applaus wollte kaum enden, als die Akteure immer wieder auf die Bühne kamen und sich immer wieder verbeugten. Begeistert waren die Besucher von der Inszenierung der Geschichte um Lukas den Lokomotivführer (Andreas Kägi) und das Findelkind Jim Knopf (Jeremy Graf), die wegen Platzmangels gemeinsam mit Lokomotive Emma ihre kleine Insel Lummerland verlassen und in die Welt hinausziehen, den Kaiser von China (Erik Wyss) treffen, dessen Tochter, Prinzessin Li Si (Muriel Erny), aus der Stadt der 1000 Drachen befreien und schliesslich doch wieder nach Hause zurückkehren.
Eigentlich schnell erzählt, doch wer die Vorstellung sah, der konnte in etwa abmessen, wie viel Arbeit und Energie die Darsteller und Musiker und Helfer im Hintergrund in die Inszenierung gesteckt hatten. Aus einem kleinen Elektro-Postfahrzeug wurde die Lokomotive Emma, Kulissen wurden gebaut, Kostüme genäht, die Texte und Musikstücke einstudiert und schliesslich in den Gesamtproben aufeinander absgestimmt.

Beeindruckend auf die Rollen eingestimmtKatrin Keller zeigte eine ganz starke Vorstellung als Nepomuk. Foto: Sonja Fasler
Besonders beeindruckend war zu sehen, wie es Regisseur Roland Graf gelungen war, seine SchauspielerInnen und SängerInnen dazu zu bringen, sich in die jeweilige Rolle hineinzuversetzen. Die Texte – gesprochen wie gesungen – sassen genauso wie Mimik und Gestik. Teilweise agierten vor allem Frau Waas (Maya Bürgi), Herr Ärmel (Peter Wiedmer) und König Alfons der Viertelvorzwölfte (Peter Schlienger) nur stumm am Rande, während die Musik spielte, doch der Zuschauer konnte genau erkennen, was in den dreien vorging. Katrin Keller brillierte als Halbdrache Nepumuk – seine Mutter ist ein Nilpferd – der verzweifelt versucht, Anerkennung von den reinrassigen Drachen zu erlangen.

Hauptdarsteller und Regisseurs-Sohn in einem
Den schwersten Part in den sechs Aufführungen hat aber wahrscheinlich Jeremy Graf. Der Zehnjährige spielt die Titelrolle und ist gleichzeitig auch noch der Sohn des Regisseurs. Und Roland Graf gab selbst zu: «Ich habe immer wieder versucht, ihn aus der Reserve zu locken, was am Anfang nicht so richtig klappen wollte. Meine Frau hat mich zwischendurch auch mal gebremst und mir gesagt, dass er erst zehn ist.» Nach der Premiere war dem Vater im Regisseur aber auch der Stolz auf den Sohn anzusehen, der seine Rolle hervorragend gespielt hatte. «Mit Erwachsenen zu arbeiten ist leichter, mit Kindern ist es eine Gratwanderung. Die sagen dir vielleicht irgendwann auch, dass sie keine Lust mehr haben und schmeissen alles hin», so Graf, der bei dieser Inszenierung erstmals mit Kindern zusammengearbeitet hatte.
Die Premierenformation der MG Möhlin, die bei jeder Vorstellung mit halber Mannschaft und mit immer anderer Besetzung spielt. Foto: Sonja FaslerUnd nach der Premiere ist noch lange nicht Schluss, noch liegen weitere Vorstellungen vor den Darstellern und Musikern, und für Roland Graf gilt es, die Anspannung bei den Akteuren hoch zu halten. «Die Leute haben alle Eintritt gezahlt und verdienen eine gute Show», erklärte er nach der Premiere in einer leider nicht ganz ausverkauften Mehrzweckhalle Fuchsrain.
Wer nicht zur Premiere gekommen war, hat noch die Chance, eine der Restkarten für die anderen Vorstellungen zu ergattern, «wer die nicht nutzt, hat selbst Schuld», sind sich Roland Graf und OK-Chefin Denise Schleuniger einig. An weitere Vorstellungen als die sechs, die noch bis zum Freitag geplant sind, ist nämlich nicht gedacht. «Es sind alles Laiendarsteller, die auch noch ein Privatleben haben, auf das sie in den vergangenen Monaten teilweise verzichten mussten», erklärte Roland Graf am Samstagabend. Für die Derniere öffnet sich der Vorhang am Freitag um 19 Uhr und dann ist Schluss. «Dann wird es Zeit, dass Jim Knopf bei uns auszieht», macht Denise Schleuniger deutlich, dass sich in den vergangenen Monaten viele Gespräche um die Aufführung des Musicals drehten.
Die Kulissen – der Krämerladen von Frau Waas, der Bahnhof von Lummerland und sogar das Schloss von König Alfons dem Viertelvorzwölften – stehen nach den Vorstellungen übrigens zum Verkauf.
Roland Graf erklärte noch, dass er nichts davon hält, kleine Witze mit lokalem Bezug in den Originaltext einzubauen. So sei der Satz von Lukas dem Lokomotivführer, «kommt vielleicht sogar der Stundentakt?», keine Anspielung auf den möglichen Halbstundentakt zwischen Stein und Laufenburg, sondern stehe so im Originaltext.

Im Weiteren spielten:
Glenn Schleuniger (Ping Pong), Erich Scheizer (Palastwächter), Andrea Giger (Frau Malzahn), Margrit Lanz (Oberbonze Pi Pa Po), Daniel Zingg (Unterbonze Po Pa Pi), Lena Wiekert, Julia Chèvre, Levin Heinz, Maja Lützelschwab, Naila Guido, Lynn Graf, Lilly Krüger (Kinder aus aller Herren Länder und Figuren im Wald)

Bilder: Happy End nach zwei Stunden Premierenvorstellung mit einer grossen Feier für die Heimkehrer Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer auf Lummerland
Katrin Keller zeigte eine ganz starke Vorstellung als Nepomuk.
Die Premierenformation der MG Möhlin, die bei jeder Vorstellung mit halber Mannschaft und mit immer anderer Besetzung spielt. Fotos: Sonja Fasler