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Abschied von der beliebten Pfarrerin: Von links Verena Michel, Roland Arnold und Stefanie Schmid. Foto: zVg
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Vom Mut zum zweiten Blick – Pfarrerin Stefanie Schmid in Magden feierlich verabschiedet

Sieben Jahre war Stefanie Schmid reformierte Pfarrerin in Magden. Nun nahm sie, in einem festlichen Gottesdienst am Abend des Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettags, Abschied. In ihrer Vermächtnispredigt machte sie Mut zum zweiten Blick.

ANDREAS FISCHER*

Das Kirchgemeindehaus «Gässli» war bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Magdenerinnen und Magdener kamen, um sich von der beliebten jungen Pfarrerin zu verabschieden. Auch der christkatholische und der römisch-katholische Pfarrkollege, Peter Feenstra und Florian Piller, sassen in den Reihen, desgleichen Dekanin Noemi Breda und Kirchenrat Gerhard Bütschi, die Stefanie Schmid zu Beginn der Feier offiziell begrüsste. Dann bat sie die erstaunte Zuhörerschaft, das A4-Blatt zur Hand zu nehmen, das auf den Stühlen bereit lag, es zu rollen und gleichsam als Fernrohr vor ein Auge zu halten.

«Mit dem Zweiten sieht man besser»
Später in der Predigt erklärte sie den Sinn der kleinen Symbolhandlung. Ausgangspunkt war ein Vers aus der Johannesoffenbarung, in dem Jesus zu einer urchristlichen Gemeinde sagt, er kenne ihre Not und Armut – und doch sei sie reich. Was mit dieser paradoxen Aussage gemeint sein könnte, erläuterte Schmid anhand einer Geschichte aus dem Alten Testament. Da erwacht der Diener des Propheten Elischa eines Morgens und sieht, dass die Stadt, in der sie leben, von einem feindlichen Heer umzingelt ist. Der Diener erschrickt; doch Elischa bittet Gott, ihm die Augen zu öffnen, worauf der Diener sieht, dass ein viel grösseres Heer mit feurigen Rossen und Wagen sie beschützt. Augenzwinkernd verwies Schmid auf den Slogan des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF): «Mit dem Zweiten sieht man besser». Zuweilen lohne sich ein zweiter Blick, sagte sie: «Manchmal gehen einem dabei die Augen auf, und man sieht die Dinge nicht mehr mit dem Tunnelblick, sondern aus einer anderen, neuen, gleichsam ‘himmlischen’ Perspektive.»
Später in der Feier zeigte Stefanie Schmid Bilder aus ihrer siebenjährigen Tätigkeit, aus Kinder- und Konfirmandenlagern, von Fasnachtsgottesdiensten mit der Sürmelgugge, ökumenischen Gottesdiensten auf Galgen usw. In den Fürbitten bat Sozialdiakonin Sandra Buser für die Zukunft der Weggefährtin und dankte für die gemeinsame Zeit. Dekanin Noemi Breda schenkte der scheidenden Pfarrerin vier verschiedene Tees. Auf einem steht «Danke». «Du bist eine wunderbare Kollegin, die man im Dekanat vermissen wird», sagte sie dazu.

Ein Hufeisen für Schmid
Der Präsident der Kirchgemeinde Region Rheinfelden, Roland Arnold, übergab Stefanie Schmid im Namen der Kirchenpflege einen kleinen Koffer, dessen Inhalt gut gehütetes Geheimnis blieb. Dann, nach dem Orgelausgangsspiel, stand Stefan Schädeli auf und bat darum, noch etwas sagen zu dürfen. Schädeli war einst in der Pfarrwahlkommission, die Schmid wählte, und später mit ihr zusammen in der Kirchenpflege und in der Magdener Kommission. Sichtlich bewegt sprach er von den Spuren, die die Pfarrerin hinterlasse, in der Kirchgemeinde, im Dorf und auch bei ihm persönlich. Er überreichte ihr ein Buch, in das Magdenerinnen und Magdener persönliche Erinnerungen, Wünsche, Gedanken geschrieben hatten, und ein Hufeisen, das Stefanie Schmid Kraft verleihen und vor negativen Einflüssen schützen soll.
Dann zog die Menschenschar hinaus in den Vorraum, wo ein von Christine Bühler bereiteter Apero wartete. Die Sigristin und doktorierte Botanikerin hatte alles gegeben, um ihrer Pfarrerin den Abschied schwer zu machen. Es gab Brennesselsuppe, Blätterteigsonnen, Wildkräuterbrötchen mit Schafgarbenbutter, Käserollen mit Kapuzinerkresse, Gurken mit Pfefferminzaufstrich, Mousse mit Kornelkirschen, Marronimuffins und vieles, vieles mehr. Dazu floss Magdener Weisswein und Most von Äpfeln, die rund ums «Gässli» gereift waren.

* Andreas Fischer ist Pfarrer in der reformierten Kirchgemeinde Region Rheinfelden.

Bild: Abschied von der beliebten Pfarrerin: Von links Verena Michel, Roland Arnold und Stefanie Schmid. Foto: zVg