(pf) Vor 150 Jahren gab es in der katholischen Kirche einen Bruch zwischen Befürwortern und Gegnern der neuen vatikanischen Lehren: Allgewalt und Unfehlbarkeit des Papstes. In manchen Dörfern im Fricktal geschah dieser Bruch mitten durch die Gemeinschaft und teilte die Bevölkerung, hin und wieder sogar Familien, in verfeindete Lager.
In Magden und Olsberg war das nicht so, da gehörte eine grosse Mehrheit der Einwohnerschaft zu solchen Katholiken, die die Freiheit der eigenen Kirche wichtiger fanden als den Gehorsam zum Zentrum in Rom. So blieb in diesen Dörfern die grosse Mehrheit schliesslich alt- oder christkatholisch. Anderthalb Jahrhunderte später sind die Christkatholiken eine Minderheit und feiern den Mut, seit 1872 zur eigenen Überzeugung zu stehen.
Passende Zahlensymbolik
Am Sonntag 2. Oktober, fand die Vernissage der Wanderausstellung «unterwegs» in der christkatholischen Dorfkirche in Magden statt. Kirchgemeindepräsident Jürg Waldmeier begrüsste die Anwesenden zu einer Vesper, einer kurzen meditativen Andacht unter Leitung des Ortspfarrers Peter Feenstra. Ein Grusswort überbrachte danach Frau Vizegemeindeammann Carole Binder im Namen der Einwohnergemeinde Magden. Sie beleuchtete die Bedeutung der Dorfkirche und ihrer Geschichte und sprach über die Ziffern in der Zahl 150. Die Zahl 1 deute auf einen Neuanfang. Passend, denn tatsächlich besinnen sich die christkatholischen Kirchgemeinden im Fricktal auf einen neuen Start als regional orientierte Gemeinschaft. Die Zahl 5, so Carole Binder weiter, deute auf Vielfalt und Anpassungsfähigkeit. Die Zahl 0 stehe für eine neue Entwicklung und Spiritualität. Zum Schluss zitierte Carole Binder Goethe, welcher schrieb, dass es im Glauben auf die Unerschütterlichkeit ankomme.
Der aargauische Kirchenrat und Historiker Jürg Hagmann aus Baden führte in seinem Referat danach durch die Geschichte der christkatholischen Kirchgemeinden im Fricktal, gespickt mit einigen Anekdoten.
Fünf Stelen, Interviews und ein Rätselparcours
Noch während des ganzen Monats steht die Ausstellung «unterwegs» in der Dorfkirche in Magden, im November dann in der Klosterkirche in Olsberg. In den kommenden Jahren bis 2026 wird sie weiter durch die Deutschschweiz ziehen. Ausgestellt sind grosse Stelen, vierseitige Säulen. Auf ihnen ist zu sehen, zu lesen und sogar mittels QR-Codes zu hören, was die Christkatholische Kirche der Schweiz ausgemacht hat und ausmacht. Eine zusätzliche Stele erzählt von den christkatholischen Kirchgemeinden im Fricktal, insbesondere in Olsberg und Magden. Regionale Geschichte, Kirchengeschichte und Ortsgeschichte kommen zusammen. Eine Videopräsentation mit Interviews und ein Rätselparcours für Jugendliche und Kinder machen die Ausstellung für ein breites Publikum attraktiv.
Ausstellung
Die Ausstellung ist offen in der Magdener Dorfkirche St. Martin:
Sa. 8. Okt., 10-12 + 13.30–16 Uhr
So. 9. Okt., 11.30–16 Uhr
Fr. 14. Okt., 17–20 Uhr
Sa. 15. Okt., 10–16 Uhr
In der Klosterkirche Olsberg:
So. 13. Nov., 10–11 Uhr im Themengottesdienst zur Ausstellung mit anschliessendem Referat von Jürg Hagmann und Apéro.
Sa. 19. November, 10–16 Uhr
24. November, 17 Uhr in der Finissage mit kurzer Abendandacht
Auch auf Anfrage beim Pfarramt: 061 841 11 12 oder bei der Kirchenpflege: 079 946 85 55 oder 061 841 20 07.