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Die Baumpflanzequipe; Im Hintergrund (rechts vom Jungbaum) der Endelhof von Gregor Rehmann, von wo der ursprüngliche Kaister Feldapfel herkommen. Foto: Jörg Wägli
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Rückkehr des Kaister Feldapfels – eines einzigartigen Hochstämmers

Er ist zurück in seiner Heimat: der Kaister Feldapfel. Am Donnerstagmorgen pflanzte die Kaister Naturkommission zehn Jungbäume des in mehrfacher Hinsicht einzigartigen Hochstamm-Apfelbaumes im Hundsbüel. Damit ist Gewähr geboten, dass diese sehr wertvolle alte Sorte mit ihren positiven Eigenschaften nicht in Vergessenheit gerät.

JÖRG WÄGLI

«Es ist ein ganz spezieller, fast historischer Anlass», freute sich am Donnerstagmorgen um 9 Uhr der Kaister Gemeinderat Raphael Lemblé auf die bevorstehende Baumpflanzaktion im Hundsbüel. Zusammen mit Vertretern der Naturkommission unter dem Präsidium von Förster Roman Gisin, Landwirt Stefan Jegge, Obstbauer und Mostereibetreiber Gregor Rehmann sowie Anna Dalbosco vom Verein Fructus und Baumlieferant Toni Suter aus Birmenstorf wurden an diesem Morgen zehn Kaister Feldapfelbäume gepflanzt.

Anna Dalbosco vom Vrein Fructus. Foto: Jörg WägliNur ganz wenig hatte gefehlt und der in mehrfacher Hinsicht ganz spezielle Kaister Hochstammbaum wäre verschwunden und für immer in Vergessenheit geraten – und mit ihm seine tollen Eigenschaften. Doch dank der Arbeit des Vereins Fuctus, welcher in den Jahren 2000 bis 2005 im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft eine nationale Obstsorten-Inventarisierung durchführte, und dem Reagieren von Gregor Rehmann, der auf einen entsprechenden Fructus-Aufruf, mehrere seiner Bäume zur Inventarisierung anmeldete, konnte das Unikat Kaister Feldapfel bestimmt und gerettet werden. Denn schon kurze Zeit später war der Ursprungs-Apfelbaum abgestorben und musste gefällt werden. Wie sich in der Folge herausstellen sollte, der offensichtlich noch einzige Vertreter der Sorte Kaister Feldapfel nicht nur in Kaisten sondern schweizweit. Gerade noch rechtzeitig hatte sich der Verein Fructus, dessen Arbeit zur Erhaltung von alten Hochstammsorten Anna Delbosco den Anwesenden erläuterte, die nötigen Edelreiser gesichert.

Der Kaister Feldapfel: Ausgeglichenes, leicht säuerliches Aroma; Fruchtfleisch fest, saftig und aromatisch; dank relativ guter Lagerfähigkeit auch als Tafelapfel geeignet. Foto: Jörg WägliVerdientes Lob für alten Kaister
«Bereits von meinem Vater – einem Obstbauer mit Leib und Seele – war der Feldapfel stets gelobt worden», erinnerte sich Gregor Rehmann. Ein Lob, das der «Hochstämmer aus Kaisten» mehr als verdient hat. Denn die weiteren Untersuchungen von Fructus zeigten, dass es sich beim Kaister Feldapfel um eine sehr krankheitsresistente, schmackhafte und gut lagerbare Sorte handelt. Aus den total rund 200 000 im Rahmen der Inventarisierung erfolgten Obstsorten-Meldungen resultierten etwa 1200 verschiedene Apfelsorten. Rund 50 Sorten sollen nun aufgrund ihrer positiven Eigenschaften aktiv gefördert werden. Unter ihnen der Kaister Feldapfel, der sogar eine von sechs Sorten ist, die auch für Neuzüchtungen interessant sind.

Der Kaister Feldapfel: Ausgeglichenes, leicht säuerliches Aroma; Fruchtfleisch fest, saftig und aromatisch; dank relativ guter Lagerfähigkeit auch als Tafelapfel geeignet. Foto: Jörg WägliBevölkerung schmackhaft machen
Doch zurück am Ursprungsort geht es heute darum, die alte Sorte zu erhalten, zu pflegen (im Hundsbüel durch Bio-Landwirt Stefan Jegge) und den Kaister Feldapfel der Bevölkerung – sei es für Anpflanzungen oder zum Genuss der Früchte – schmackhaft zu machen. «Die alten Sorten werden ein Nischenprodukt bleiben. Wichtig ist, dass ihre Eigenschaften, die Vielfalt für nächsten Generationen erhalten bleiben», erklärte Anna Delbosco. Ein Unterfangen, das in Kaisten bestens geklappt hat. Denn eine entsprechende Anfrage des Vereins Fructus wurde rasch positiv beantwortet und der Hochstammpflanzmorgen vorbereitet. Zwar wird es noch bis gegen zehn Jahre dauern, bis neu gepflanzten Bäume einen nennenswerten Ertrag liefern. Doch bei richtiger Pflege werden sie auch noch in 100 Jahren mit ihren Früchten begeistern. Eine im wahrsten Sinne «nachhaltige Pflanzaktion» also.
Apropos Nachhaltigkeit: Obstbauer und Mostereibetreiber Gregor Rehmann, der bereits letzten Herbst fünf Kaister Feldapfelbäume in seinem Hochstammobstgarten aufgenommen hat (weitere sieben folgen diesen Herbst), machte darauf aufmerksam, dass dazu auch gehöre, einmal anstelle eines Colas einen Most oder statt eines Whiskys einen Kirsch zu geniessen. «Damit die Hochstämmer auch an Wert gewinnen», betonte Rehmann. Als Obstbauer mit eigener Mosterei hat er übrigens noch einiges mit dem Kaister Feldapfel vor. So plant er, diese alte Sorte nicht nur in seinem Hochstamm-Obstgarten sondern auch in seiner Obstanlage, hier in einer für den modernen Obstbau geeignten Wuchsform, anzupflanzen.
Wer sich übrigens ebenfalls für einen Kaister Feldapfel interessiert, ist in der Baumschule von Toni Suter in Birmenstorf an der richtigen Adresse. Dieses Jahr wird es zwar schwierig werden, doch Suter verspricht: «Nächstes Jahr gibt es wieder Kaister Feldapfelbäume.»

Bilder
Erstes Bild: Die Baumpflanzequipe; Im Hintergrund (rechts vom Jungbaum) der Endelhof von Gregor Rehmann, von wo der ursprüngliche Kaister Feldapfel herkommen. Foto: Jörg Wägli
Zweites Bild: Anna Dalbosco vom Vrein Fructus. Foto: Jörg Wägli
Drittes und viertes Bild: Der Kaister Feldapfel: Ausgeglichenes, leicht säuerliches Aroma; Fruchtfleisch fest, saftig und aromatisch; dank relativ guter Lagerfähigkeit auch als Tafelapfel geeignet. Foto: Jörg Wägli