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Die Schule Kaisten. Foto: jw

Maskenpflicht für Erst- bis Viertklässler: Schule Kaisten wollte alle beschulen – mit und ohne Maske

(jw) Corona bzw. die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie polarisieren – seit zwei Jahren und immer wieder aufs Neue. Aktuell die Maskenpflicht in den 1. bis 4. Primarschulklassen, die neu seit Montag gilt. Zwischen den Polen die Schulen, beispielsweise Kaisten, das trotz Vorgaben, Widerständen und Erschwernissen allen Kindern die Beschulung ermöglichen will bzw. wollte (siehe kursiven Nachtrag an Anfang des Textes).

Nach Redaktionsschluss der Print-Ausgabe von fricktal.info von morgen Mittwoch musste der Kaister Schulleiter, Olivier Inhelder, die Redaktion von fricktal.info informieren, dass die seit Montag geltende Sonderregleung bezüglich Maskenpflicht in den 1. bis 4. Klassen der Primarschule nur noch bis morgen Mittwoch in Kraft ist. Dies habe der Gemeinderat Kaisten gestern Montagabend an seiner Sitzung entschieden und der Schulleitung am Dienstag kommuniziert. Entsprechend müsse ab Donnerstag auch in der Schule Kaisten konsequent die  Maskenpflicht umgesetzt werden. Ausnahmen sind nur noch mittels ärztlichem Attest möglich. Mit ihrer Sonderregelung hatte die Schule Kaisten eigentlich einen Präsentunterricht für alle Kinder – mit und ohne Maske – ermöglichen wollen, war doch in Kaisten von besorgten, maskenkritischen Eltern grosser Wiederstand gegen die Maskentragpflicht zu verzeichnen (siehe nachfolgenden Originalbeitrag der Printausgabe von fricktal.info von morgen Mittwoch).

Anders als bei der Einführung der Maskenpflicht in den 5. und 6. Klassen, die von den Eltern praktisch kommentarlos hingenommen wurde, regt sich nun bei Eltern der Erst- bis Viertklässler Widerstand. Rund 85 Prozent der Eltern akzeptieren die Massnahme stillschweigend. Rund 10 Prozent fordern jedoch eine Maskendispens für ihre Kinder. Und rund 5 Prozent beharren auf einer rigorosen Durchsetzung der Maskenpflicht. Diese Zahlen nennt Olivier Inhelder, Schulleiter in Kaisten. «Eigentlich haben wir die Pflicht, zu beschulen – mit oder ohne Maske», sagt Inhelder.
Die Maskenpflicht umgangen werden kann beispielsweise mit dem Homeschooling. Das heisst, wenn sich Eltern entschliessen, ihr Kind unter genauen Vorgaben selbstständig zuhause zu unterrichten. «Ab heute haben wir nur einen zusätzlichen Homeschooling-Fall», so Inhelder. Fernunterricht ist im Aargau derzeit kein Thema. Jedoch kann ein ärztliches Attest ein Kind vom Maskentragen während des Unterrichts befreien.

Gleich lange Spiesse
Und hier setzt Kaisten an. «Die Möglichkeiten, wo gemäss Weisung des Departements ein Verzicht auf die Maske zulässig ist, sollen ausgereizt werden», schrieb der Schulleiter letzte Woche in einer schul.cloud-Nachricht an die Eltern. Konkret will die Schule Kaisten für Kinder mit ärztlichem Attest und für Kinder, deren Eltern – teils unter Androhung rechtlicher Schritte – ebenfalls eine «Dispens» einforderten, gleich lange Spiesse schaffen. Das heisst: Seit Montag dürfen Erst- bis Viertklässler mit und ohne Maske den Unterricht besuchen. Dies unter strikter Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern zu Kindern ohne Maske. Hierfür habe die Sitzordnung allenfalls umgestellt werden müssen, so dass diese Kinder räumlich abseits sitzen können, führt der Schulleiter in seiner Mitteilung aus. Dies gelte für alle Unterrichtssituationen, also auch bei Se­quenzen, die im Kreis stattfinden, oder Gruppenarbeiten.
Während in einzelnen Klassen alle Kinder eine Maske tragen, so Inhelder am Montag zu fricktal.info, gebe es auch einzelne Klassen, bei denen über ein Drittel der Kinder auf Begehren der Eltern keine Maske tragen würden. Diese teilweise Ballung mache die Umsetzung zwar etwas schwieriger und bedeute für die Lehrperson erschwerte Unterrichtbedingungen, sei aber aktuell noch machbar, erklärt der Schulleiter.

Kritik an «Kaister Weg»
Kommuniziert wurde der «Kaister Weg» letzte Woche nach Gesprächen der Schulverantwortlichen mit maskenkritischen Eltern in der erwähnten schul.cloud-Nachricht. Dies führte zu teils heftigen Reaktionen von Eltern, die auf einer hundertprozentigen Durchsetzung der Maskenpflicht beharren. «Wir lehren unseren Kindern, dass sie sich an Regeln halten müssen, aber an der Schule lernen sie, dass diese nicht für alle gelten!?», schrieb beispielsweise ein Vater in einer E-Mail an fricktal.info, in welcher er die Zeitung über den Kaister Weg informierte und diesen unter anderem als «schlechten Witz» taxierte.
In alle Richtungen um Verständnis zu werben, gehört aktuell ebenfalls zu den Aufgaben von Olivier Inhelder. «Dies nimmt viel Zeit in Anspruch», sagt er, betont aber auch dessen Wichtigkeit. «Schliesslich müssen wir als Gemeinschaft funktionieren – und uns nach Ende der Massnahmen wieder in die Augen sehen können.»

Bild: Die Schule Kaisten. Foto: jw