(jw) Den Auftakt zum heutigen Gemeindeversammlungsabend in Kaisten machten mit einem Grossaufmarsch die Kaister Ortsbürger. Sie sprachen sich mit grossem Mehr für den Kauf des Gasthofs Sonne im Ortsteil Ittenthal aus. Weniger Glück mit seinem Antrag hatte der Gemeinderat mit dem Projektierungskredit für eine Neubebauung der Parzellen der Liegenschaften Schulstrasse 8 und 10. Das Vorhaben wurde mit 83 Nein gegen 41 Ja klar bachab geschickt.
Ortsbürger
101 der insgesamt 549 Ortsbürger waren heute Abend bei der Gemeindeversammlung anwesend. Haupttraktandum: der Kauf des Gasthofs Sonne in Ittenthal. In der Diskussion wurde in mehrheitlich befürwortenden Voten betont, dass das Restaurant als letzter Treff im Ortsteil Ittenthal, mit seinem Saal aber auch für Einwohnenden und Vereine der ganzen Gemeinde Kaisten wichtig sei. Zudem sei das finanzielle Risiko angesichts des Kaufpreises von 950 000 Franken für die gut unterhaltene Liegenschaft und den vorhandenen langjährigen Mieter der im Obergeschoss vorhandenen Wohnungen und Zimmer vertretbar. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Ortsbürger über das nötige Kapital verfügten und dieses aktuell zu 0 Prozent verzinst werde. Zudem habe für das Restaurant, welches nach einem kurzen Gastspiel eines neuen Pächters aktuell wieder geschlossen ist, bereits ein potenzieller Pächter Interesse angemeldet. Klar für den Kauf sprachen sich auch die Finanzkommission sowie die Ortsbürgerkommission aus. Einzelne Versammlungsteilnehmer warnten vor allzu optimistischen Annahmen bezüglich der nötigen Investitionen und der Rendite.
Schliesslich sprachen sich die Anwesenden mit 78 Ja zur 18 Nein klar für den Kauf des Gasthofs für 950 000 Franken sowie für eine nötige Investition von 30 000 Franken für eine behindertengerechte Toilette aus.
Ebenfalls eine gutgeheissen wurden von den Ortsbürgern die weiteren Traktanden, so etwa die Rechnung 2021 sowie eine Aufnahme ins Ortsbürgerrecht.
Einwohner
Zu einer unendlichen Geschichte scheinen sich die Liegenschaften Schulstrasse 8 und 10 zu entwickeln. Nachdem bereits 2005 erste Überlegungen betreffend der aus den Jahren 1899 und 1937 stammenden Liegenschaften gemacht worden waren, scheiterte der Gemeinderat 2018 mit dem Ansinnen, die sanierungsbedürftigen Liegenschaften, die derzeit als Unterkünfte für Asylbewerber dienen, zu verkaufen. An einer Infoveranstaltung wehte ihm damals heftiger Gegenwind entgegen – unter anderem mit der Begründung, dass die Liegenschaften an strategischer Lage in unmittelbarerer Nähe zum Schulhaus nicht veräussert werden dürften und es genügend dorfinterne Bedürfnisse gebe, die hier verwirklicht werden könnten.
Nach einer Bedürfnisabklärung und einer Machbarkeitsstudie, bei welcher auch die Anliegen der Nachbarn angehört wurden, beantragte der Gemeinderat nun einen Projektierungskredit von 400 000 Franken für eine neue Überbauung mit drei Gebäudekörpern, in welchen nebst Wohnungen auch Räumlichkeiten für die familienergänzende Kinderbetreuung sowie ein Mehrzweckraum für verschiedenste Nutzungen realisiert werden sollten. Eine Grobschätzung für das Neubauprojekt rechnete mit Anlagekosten von 8,2 Mio. Franken. Dabei hätten die Wohnungen als Renditeobjekte zur Mitfinanzierung der Räumlichkeiten für die öffentliche Nutzung dienen sollen.
Doch der Gemeinderat erntete erneut Kritik. Es wurde angezweifelt, ob die Bedürfnisabklärung wirklich in genügendem Masse erfolgt sei. Wohnungen seien an dieser Stelle unnötig und falsch, wurde kritisiert. Die wichtige Landreserve an strategisch wichtiger Lage solle nicht voreilig und unwiderruflich überbaut werden, wurde betont. Besser sei ein Abbruch der Altliegenschaften und eine Zwischennutzung als öffentlicher Platz mit Bänkli und Bäumen. Und dass Nachbarn angesichts des drei Meter höheren Neubauprojekt wenig Begeisterung für das Vorhaben zeigten, erstaunt nicht.
Da vermochten die Argumente des Gemeinderats, dass die Studie auf der Bedürfnisabklärung basiere, dank flexibler Bauweise jederzeit auch Umnutzungen möglich seien und Bauland im Sinne des verdichteten Bauens genutzt und nicht einfach brach liegen sollte, wenig auszurichten. Und auch der Hinweis aus der Versammlung, dass die Schule endlich über zeitgemässe Strukturen für die familienergänzende Kinderbetreuung verfügen und das Projekt nun vorangetrieben werden solle, blieb mehrheitlich ungehört. Der Projektierungskredit wurde nach intensiver Diskussion klar abgelehnt.
Gutgeheissen wurden an der Einwohnergemeindeversammlung, an welcher 149 der insgesamt 1883 Stimmberechtigten teilnahmen (7,91 Prozent), die Jahresrechnung 2021, welche mit einem Ertragsüberschuss von rund 1,015 Mio. Franken (Budget knapp 66 000 Franken) abschloss, sowie sieben Kreditabrechnungen.