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Françoise Moser und Angelo Borserini schnitten das Band zur Eröffnung des provisorischen Vereinsheims des FC Kaiseraugst durch. Foto: Jörn Kerckhoff

Von Wünschen, Träumen, Emotionen und Sorgen: Die Gemeinde Kaiseraugst stellt die Ergebnisse der Bürgerbefragung zur Arealentwicklung «Im Liner» vor/FC Kaiseraugst ist der Entwicklung schon voraus – zumindest provisorisch

«In den vergangenen Wochen bin ich öfter gefragt worden, warum man auf dem Areal Im Liner überhaupt etwas verändern soll. Das hat mich motiviert, eine Antwort zu finden, die den Menschen einleuchtet», erklärte Gemeindepräsidentin Françoise Moser am Samstagvormittag während einer Ergebniskonferenz, zu der die Gemeinde eingeladen hatte. Gleichzeitig eröffnete der FC Kaiseraugst sein (provisorisches) Clubhaus, was wohl seinen Teil dazu beitrug, dass sich mehrere Dutzend Gäste zu dem Anlass einfanden. Und eines wurde während der Ergebniskonferenz deutlich: Es gibt viele Wünsche, Träume und Emotionen, die die Menschen mit der Arealentwicklung verbinden.

JÖRN KERCKHOFF

Kurz vor Beginn des Anlasses hatte Françoise Moser noch erklärt: «Ich hatte mit mehr Besuchern gerechnet. Der Samstagvormittag ist natürlich eine Zeit, die viele Leute zum Einkaufen nutzten.» Nach der Veranstaltung musste sich die Gemeindepräsidentin jedoch selbst korrigieren: «Da sind ja doch noch ganz schön viele gekommen», stellte sie erfreut fest.

500 bis 600 Zuzügler in den kommenden Jahren erwartet
Das Areal «Im Liner» umfasst rund acht Hektar Land. Tennisplätze, der Fussballplatz des FC Kaiseraugst, Familiengärten und einen Skatepark gibt es dort bereits, ansonsten liegt die Fläche bislang zu grossen Teilen brach. «Kaiseraugst befindet sich im Wandel», begann Françoise Moser ihre Erklärung, warum sich die Gemeinde Gedanken über eine Nutzung des Areals macht. «Wir rechnen mit 500 bis 600 Zuzüglern in den kommenden Jahren», machte die Gemeindepräsidentin deutlich, dass sich Kaiseraugst daher auch um das Thema Aufenthaltsqualität kümmern müsse. Angebote für Alt und Jung sollen geschaffen werden, damit sich die Menschen wohlfühlen in ihrer Gemeinde.
Die Nutzung von acht Hektar Land so zu entwickeln, dass jeder dort ein Freizeitangebot findet, gleichzeitig Raum für Biodiversität bleibt, Entspannung und Party gleichzeitig stattfinden – das gleicht der Quadratur des Kreises. Dennoch wollen Françoise Moser und ihre KollegInnen aus dem Gemeinderat – alle fünf Gemeinderäte nahmen an dem Anlass teil – diese Herausforderung angehen.

Daniel Baur berichtete über die Gespräche mit den Bürgern. Foto: Jörn KerckhoffViele Interessen treffen aufeinander
Erster Schritt war, dass Mitarbeiter des Planungsbüros Bryum mehrere Wochen im Dorf unterwegs waren und die Wünsche und Ideen der Menschen sammelten. «Wir haben dabei eine kunterbunte Gesellschaft kennengelernt und viele Gespräche geführt», berichtete Bryum-Geschäftsführer Daniel Baur am Samstag. Mehr Sportmöglichkeiten und günstige Gastronomie, die sich auch Jugendliche leisten können, stehen unter anderem auf dem Wunschzettel der Menschen. Oder auch, dass die Familiengärten offener werden für Leute, die nicht zum Verein gehören – aber auch wieder nicht so offen, dass die Gartenbesitzer dort nicht mehr die gewünschte Ruhe finden.
Gleichzeitig sei auch auf Missstände aufmerksam gemacht worden, erzählte Rhea Mollet, die ebenfalls für das Planungsbüro Bryum Rhea Mollet stellte die Ergebnisse der Bürgerbefragung vor. Foto: Jörn Kerckhoffarbeitet und als Projektleiterin für das Projekt «Im Liner» zuständig ist. Missstände, die auch am Samstag angesprochen wurden. So seien die «Roche-Parkplätze» ein Ärgernis, wurde da berichtet. Wirkliche Parkplätze seien dies nämlich nicht, während des Schichtwechsels bei dem Pharmaunternehmen nehme der Verkehr in dem Areal jedoch jedes Mal erheblich zu, was in den engen Strassen vor allem für Kinder eine Gefährdung bedeute. Gleiches gelte für das Postauto, dessen Route ebenfalls durch die sehr engen Strassen führt. «Das sind Punkte, für die wir tatsächlich Lösungen finden müssen», erklärte Françoise Moser.

Die ersten Interessierten trugen sich für die Begleitgruppe ein. Fotos: Jörn KerckhoffBürgerbeteiligung erwünscht
An dem Prozess der Gestaltung und der Lösungsfindung soll auch die Bevölkerung beteiligt werden. Bereits am Samstag konnten sich Interessierte in die Liste für eine so genannte Begleitgruppe eintragen. Wer am Samstag nicht dabei sein konnte, aber dennoch in der Begleitgruppe mitwirken möchte, könne sich bei Andreas Brühweiler, dem Leiter der Abteilung Bau der Gemeinde Kaiseraugst, melden. Die Begleitgruppe soll im Januar ihre Arbeit aufnehmen. Bis dahin will der Gemeinderat noch die Erkenntnisse analysieren, die das Planungsbüro in seinen Gesprächen mit den Bürgern von Kaiseraugst gewonnen hat. Angesprochen auf einen konkreten Zeithorizont für die Entwicklung des Areals antwortete François Moser: «Wir hoffen, dass wir der Gemeindeversammlung im Jahr 2024 ein Konzept zur Abstimmung vorlegen können, 2025 könnte dann mit der Umsetzung begonnen werden.» Wohlwissend, dass es aber auch Einwendungen gegen ein Konzept geben kann, fügte sie hinzu: «Solche Prozesse können lange dauern. Daher ist ein Zeithorizont sehr schwer abschätzbar.» Der Gemeinderat habe sich für diese Legislatur das Ziel gesetzt, festzustellen, was machbar ist.

Der Zeit voraus
Machbar war schon mal das Clubheim des FC Kaiseraugst, das damit den Planungen für das Areal «Im Liner» voraus ist. 195 Mitglieder zählt der Verein, der im Jahr 2005 gegründet wurde. «Wir hatten bislang keinen Ort, an dem wir und unsere Gäste sich nach dem Training oder nach den Spielen treffen konnten», berichtet Vereinspräsident Angelo Borserini. Der Bedarf für ein Clubheim sei gross gewesen.
«Eigentlich wäre ein Bau erst möglich gewesen, wenn die Baunutzungsordnung verabschiedet ist», erklärt Françoise Moser dazu. Da man aber auch bei der Gemeinde den Bedarf erkannt habe, sei die Genehmigung für das Provisorium erteilt worden. Eine Containerlösung – den Container stiftete die Firma Roche – machte das provisorische Clubheim nun möglich. «Mit Sponsoren und viel Eigenleistung konnten wir das Projekt stemmen», erzählt der Clubpräsident. Die Bauzeit habe vier Monate betragen. Die direkten Anwohner des neuen Clubheims hoffen indes, dass sie nicht zu sehr unter Ruhestörung leiden müssen – beim Projekt der Arealentwicklung «Im Liner» gibt es eben viele Interessen zu berücksichtigen.

Bilder: Françoise Moser und Angelo Borserini schnitten das Band zur Eröffnung des provisorischen Vereinsheims des FC Kaiseraugst durch.
Daniel Baur berichtete über die Gespräche mit den Bürgern.
Rhea Mollet stellte die Ergebnisse der Bürgerbefragung vor.
Die ersten Interessierten trugen sich für die Begleitgruppe ein. Fotos: Jörn Kerckhoff