Nicht ganz drinnen, aber auch nicht ganz draussen: Der Werkhof Moosmatt als Lokalität für die diesjährige Bundesfeier erwies sich als geradezu ideal. Zum einen liess es sich unter dem grossen Dach den Wetterkapriolen ausweichen, zum anderen konnten die Coronaschutzmassnahmen eingehalten werden. Eingeladen hatte heuer nebst dem Gemeinderat die Trachtengruppe Gipf-Oberfrick, auf deren Einladung hin der «Ur-Oberfricker» Max Rickenbach die Festansprache hielt.
SONJA FASLER HÜBNER
Der Aufmarsch zur Bundesfeier in Gipf-Oberfrick, die bereits kurz vor Mittag begann, war gross. Zeitweise war es schwer, noch einen Platz an einer der Festbankgarnituren zu ergattern. Die Trachtengruppe hatte die Organisation fest im Griff, bewirtete die Gäste mit schmackhaften Speisen und Getränken und sorgte mit Gesang und Tanz ganz nebenbei selbst noch selbst für Unterhaltung. Den musikalischen Auftakt machte das Alphorn-Duo «Echo vom Chornbärg», um danach an die junge Formation «Echo vom Fricktal» weiterzugeben, die seit 2018 zusammen
musiziert. Christoph Möri am Schyzerörgeli, sein Bruder Pascal (beide aus Gipf-Oberfrick) sowie Neuzugang Stefanie Peter (Wölflinswil) am Klarinett und Andreas Liebi (Oberhof) am Bass verfügen bereits über ein beeindruckendes volkstümliches Repertoire und sorgten für beste Unterhaltung.
Nach der Begrüssung durch Frau Gemeindeammann Regine Leutwyler sprach Max Rickenbach zur Festgemeinde. Schon bald nachdem er von Julie Schütz von der Trachtengruppe für die Festansprache angefragt worden sei, sei er über das Wort «Glück» gestolpert. So erinnerte er sich an die Glückgefühle, die der 1. August schon bei ihm auslöste, als er noch ein kleiner Bub war. Schweizerflaggen, 1.-August-Wegge, Bratwurst, Lampionumzug und August-Feuer gehörten für ihn ebenso dazu, wie die Vereine, die ihren Beitrag an den Geburtstag der Schweiz leisteten, indem sie die entsprechenden Festivitäten organisierten. Vieles habe sich im Laufe der Zeit verändert, so Rickenbach. Geblieben sei das Schweizerkreuz, das immer wieder stolz getragen werde, beispielsweise auch an der vergangenen Fussball-EM. Dabei müsse nicht immer alles urschweizerisch sein: «Man sieht eine Nationalmannschaft auf dem Platz kämpfen, deren Spieler Wurzeln aus aller Welt haben – und das macht die ganze Schweiz glücklich.» Schlussendlich sei aber nicht der Staat, sondern jeder Einzelne selber verantwortlich für sein Glück, betonte Rickenbach. Er machte in diesem Zusammenhang auf die Freiwilligenarbeit aufmerksam, gerade auch in Corona-Zeiten. Glücklicherweise könne man sich in der Schweiz auch in Zeiten der Pandemie gesundheitlich und finanziell sicher fühlen. Dankbar und stolz könnten wir sein, in einem funktionierenden Staat wie der Schweiz leben zu dürfen. Glück heisse, solidarisch miteinander umzugehen. «Wir müssen unsere direkte Demokratie neu beleben. Unser Verhältnis zur Schweiz machen wir gemeinsam aus. Jeder kann auf seine Art Einfluss nehmen.» Schön sei es, dass die Bundesfeier in Gipf-Oberfrick nicht wie in vielen anderen Gemeinden abgesagt worden sei, betonte der Reder abschliessend. «Den 1. August feiern zu dürfen heisst, wieder einen weiteren Schritt zur Gemeinschaft zu machen.»
Bilder:
Frau Gemeindeammann Regine Leutwyer und Festredner Max Rickenbach singen voller Inbrunst zusammen mit der Festgemeinde den Schweizerpsalm.
Die Jungformation «Echo vom Fricktal» aus Gipf-Oberfrick sorgte mit Heimatklängen für eine gemütliche Stimmung beim Festpublikum.
Die Trachtengruppe Gipf-Oberfrick unterhält die Festgemeinde mit Gesang.
Max Rickenbach hielt seine Rede vor einer grossen Festgemeinde.
Fotos: Sonja Fasler Hübner
Die ganze Rede im Wortlaut:
«Wo mech d'Julie Schötz gfrogt het, öb ech als Redner a de erschte Augoscht-Fiir en Gepf-Oberfreck wölli uffträte, han i spontan Jo gseit ond mer Gedanke gmacht ond bi emmer werder öber das Wort GLÖCK gstolperet. De Gebortstag vo de Schwiiz dörfe z'fiire esch absolut schön und macht eus alli glöcklech. Als Bueb ben ech emmer nervös gsii a dem Tag ond han mech chönne of de Obe freue. S'Dorf esch beflaggt gsii, de Beck het die guete 1.-Auguscht-Wegge bache met den chliine Schwiizer Fähndli droff, de Metzger het d'Wörscht brocht för alli Chend, de Holzhuffe förs Erscht-August-Füür het me scho vo wiitem gseh, mer send eifach alli glöcklich gsii, dörfe de Gebortstag zäme z'fiire. Scho tääg vorhär het me i de Schuel müesse üebe die schöne Lieder d'singe, dass me bem lampionomzog au schön metgloffe esch. D'Muetter het d'Sonntigs-Tracht agleit ond der Vater d'Musiguniform, ond so händ alli öppis off d'Bei gstellt, zomene schöne, glöckleche Obe zha. Alli Verein händ ehre Biitrag geh zo dem Gebortstag vo de Schwiitz, ond es esch gsonge ond tanzed worde bes mängisch i die früehe Morgestonde. De Tag esch fescht verankeret gsii i de Terminkaländer, de het me reserviert ond s'ganze Dorf het sech troffe.
Das het halt de em Lauf vo de Ziit es betzeli logg glo ond mer het de erschti Augoscht chönne in de Färni fiire. S Schwitzerchrütz aber emmer irgendwo off sech treit. Wärend der chorz vergangene Fuessball-EM het me chönne gseh, wie alli de Omgang met em Schwiizerchrütz gnötzt händ. Ofs Gsecht gmolet„ of de Buch penslet, om de Chopf gwecklet ond as Auto ghängt. Es esch ned emmer alles Urschwitzerisch, denn au Secondos und Terzos juble eus zue, ond mer gseht en Nationalmanschaft of em Platz kämpfe met Worzle os aller Wält, ond das macht die ganzi Schwiiz glöcklech.
Dorom got's, dass d'Mänsche i eusem schöne Land glöcklech send. Die wechtigschti Chraft aber, die eus glöcklech macht, esch ned de Staat, sondern mer sälber münd derzue biiträge. Lueged nor d'Freiwilligearbet i eusem Land, i eusem Dorf esch enorm, för anderi do zsii, sig's em soziale Bereich, i de Katastrophehilf, i de Gmeindsarbet, i de Kultur, au imene Verein metzmache ond sech iibrenge cha Erföllig geh ond es glöcksgfüehl hervorrüefe.
Mer luege of ne ereignesriichi Ziit zrogg ond offene hoffingsvolli, coronafreii Zuekunft entgege. Absage do ond dört, deheime bliibe, kei Bsuech me empfange, fascht vergässeni Lüüt i de Heim ond Spitäler, soziale Läbe stoht stell, Gsellscha Wird osenand gresse, sesch verbote sech z'träffe. D'Wirtschaft wird abegfahre. Deför esch de Medie-Boom om de sogenannti Coronavirus höcher denn je. Au do dörfe mer eus in de schöne Schwiiz glöcklich ond secher fühle, för eus alli wird gluegt. Sigs finanziell oder gsondheitlich. Bi eus em Dorf esch en Poschti-Dienst is Läbe grüefe worde, wo gluegt het, dass die Betagte und Risikogroppe vo Dorfbewohner, wo nömm händ dörfe go ichaufe au zo erne tägliche Mahlziite cho send. Au do esch Verantwortig öbernoh worde, ond met het die Mänsche glöcklich gmacht.
Wenn me vor Johre i de Bärge gsii esch, sägemer em Berner Oberland ond Asiate gseh het met so Maske ommelaufe, esch das en ganz normale Ablick gsi. Die mache halt das, höt send mer die, wo automatisch, wenn zom Huus us gönd, die Maske debii händ ond alegge. Vercherti Wält, au Ongwössheit. Nor wenn mer alli met dere Ongwössheit lehre omzgo ond wenn mer die sich druus ergäbene herusfoderige ahnähme, chönne mer au die em momänt schwerigi Ziit meischtere. Wenn mer d'Secherheitsmassnahme befolge, die Maske träge emmer dört, wo de nötig Abstand ned cha ighalte wärde.
Es esch eifach nöm alles möglich, es send neui Forme z'entweckle, wie mer met dem Ganze omgönd. Do chonnt euses Glöck weder is Spiel, wie mer siolidarisch metenander send i de verschedene Altergroppe. Mer müend eusi diräkti Demokratie neu beläbe, euses Verhältnis zo de Schwiiz, das Verhältnis mache mer gmeinsam us metenand, ond jede cha off sini Art ifluss näh.
Mer läbe innere faszienierende ond glöckleche Ziit, aber au innere Ziit, die höchschti Aforderige a eus alli stellt. Dankbar, stolz ond glöcklech send mer Schwiizer zsii' z'läbe imene fonktionierende Staat, der eus schötzt on em beschte Senn en Heimat get. Schön esch doch, dass mer höt alli, dank de Trachtegroppe, de 1. August zäme chönne fiire ond en wiitere Schrett zor Gmeinschaft mache. l vellne andere Gmeinde esch de Alass abgseit worde, ,ond dank eusem Gmeindrot, wo d Bewelligong geh het, hämmer s'Glöck, hötte do dörfe zäme z'sii. Ech dank eu för d'Ufmerksamkeit und ,,Bliibed gsond ond glöcklich''.»