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Iris Allenspach Bachmann und Roger Schaub (rechts) hoffen, dass der Bericht des Projektlenkungsgremiums auf Zustimmung stösst. Regierungsrat Alfons Lauber könnte sich eine Signalwirkung für den ganzen Kanton Basel-Landschaft vorstellen. Foto: Jörn Kerckhoff
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Zwölf, elf, zehn...: Das Projektlenkungsgremium der Gemeinden Hersberg und Arisdorf legt Bericht zum Zusammenschluss vor

In genau zwölf Wochen, am 20. September, werden die Stimmberechtigten in den Gemeindeversammlungen von Arisdorf und Hersberg über einen Zusammenschluss der beiden Gemeinden abstimmen – es wäre die erste im Kanton Basel-Lanschaft seit dem Jahr 1972. Am Montag stellte Projektleiter Dieter Pfister gemeinsam mit Roger Schaub, Vizepräsident der Gemeinde Arisdorf, und Iris Allenspach Bachmann, Gemeindepräsidentin von Hersberg, den Bericht des Projektlenkungsgremiums vor. Ebenfalls zu Gast war Regierungsrat Dr. Anton Lauber, Vorsteher der Finanz- und Kirchendirektion.
JÖRN KERCKHOFF

Werden sie miteinander oder werden sie nicht? Diese Frage ist aktuell vor allem in Hersberg schwer zu beantworten, wie auch Iris Allenspach Bachmann einräumte. In der kleineren der beiden fusionwilligen Gemeinden formierte sich im November 2022 nämlich Widerstand. 87 HersbergerInnen hatten einen Brief unterzeichnet, in dem sie den sofortigen Stopp der Verhandlungen gefordert hatten. Da jedoch beide Gemeindeversammlungen im Dezember 2019 für die Aufnahme von Vehandlungen gestimmt hatten, konnte dieser Forderung gar nicht nachgekommen werden.

100 000 Franken Einsparpotenzial
Innerhalb des Projektleitungsgremiums ist man bei den insgesamt 13 Sitzungen und Workshops, die seit dem Beschluss stattfanden, denn auch überzeugt davon, dass eine Gemeindefusion sinnvoll wäre. Nicht zuletzt, weil sich dadurch mittelfristig ein Einsparpotenzial von 100 000 Franken pro Jahr für die beiden Gemeinden ergeben würde. Besonders für Hersberg könnte der Zusammenschluss die Bewahrung vor dem finanziellen Kollaps bedeuten. Laut Prognose wird die 367-Einwohner-Gemeinde (Zahl aus dem Jahr 2022) ab dem Jahr 2026 nämlich ein negatives Eigenkapital von mehr als 300 000 Franken aufweisen. Gemäss Gemeinderechnungsverordnung des Kantons Basel-Landschaft ist ein Bilanzfehlbetrag innerhalb von vier Jahren zu mindestens 25 Prozent pro Jahr auszugleichen. Die Prognose erwartet jedoch, dass der Schuldenberg von Hersberg jährlich um weitere etwa 350 000 Franken ansteigt. Im Gegensatz dazu kann man in Arisdorf ab 2026 wieder mit einem Wachstum des Vermögens rechnen.

Beide brauchen den anderen85 Seiten umfasst der Bericht des Projektleitungsgremiums zum Zusammenschluss der Gemeinden Arisdorf und Hersberg. Foto: Jörn Kerckhoff
Mit einer Konsolidierung der beiden Gemeindehaushalte wäre Hersberg das Minus in der Kasse erst einmal los. Allerdings bräuchte es weitere Massnahmen, damit eine mögliche Gesamtgemeinde Arisdorf – Hersberg behielte seinen Ortsnamen, das Ortschild bekäme jedoch den Zusatz «Gemeinde Arisdorf» – mittel- bis langfristig nicht in finanzielle Schieflage geriete. Roger Schaub machte an der Informationsveranstaltung am Montag aber auch deutlich: «Arisdorf ist genauso abhängig von Hersberg. Wenn Hersberg sich die Dienstleistungen von Arisdorf eines Tages nicht mehr leisten kann, rumpelt es auch bei uns.» Ausserdem spreche für eine Fusion, dass es in vielen Bereichen der Infrastruktur ja ohnehin bereits eine Zusammenarbeit gebe, so Dieter Pfister.
Den Gegnern einer Gemeindefusion aus dem deutlich kleineren Hersberg – Arisdorf ist mit 1727 Einwohnern (Quelle: www.baselland.ch) rund fünfmal so gross wie die Nachbargemeinde – geht es aber wohl vor allem darum, dass sie den Verlust der eigenen Identität befürchten. Eine Quote im Gemeinderat wurde in dem Entwurf des Zusammenschlussvertrags, der den verschiedenen Behörden des Kantons vorgelegt wurde, nicht festgelegt. Gleiches gilt für die verschiedenen Kommissionen. «Es hängt an den Kandidaten und am Stimmvolk, ob jemand aus Hersberg oder Arisdorf in ein Gremium gewählt wird», gab sich Iris Allenspach Bachmann überzeugt, dass auch Kandidaten aus dem dann kleineren Ortsteil eine Chance haben, gewählt zu werden. Gerade für kleine Gemeinden sei es jedoch zunehmend schwierig, überhaupt genügend Kandidaten zu finden, um ihre Gremien vollzählig zu besetzen. Auch aus diesem Grund mache eine Fusion Sinn. Den Verzicht auf eine Quote begründete die Gemeindepräsidentin mit den Worten: «Wir sind dann eine Gemeinde, eine Einheit. Und da kommt es nicht darauf an, ob eine Person aus Arisdorf oder Hersberg kommt, sondern darauf, dass sie die beste Besetzung für ein Amt ist.»

Hoffnung auf neue Ideen
Im Bereich Kultur solle jedes Dorf seine Anlässe weiterführen, macht auch Roger Schaub deutlich, dass es nicht darum gehe, dass das kleinere Dorf vom grösseren geschluckt werde und Hersberg seine Identität verliere. «Vielleicht ergeben sich zusammen ja noch neue Anlässe», hegt auch er die Hoffnung, dass sich eine neue Einheit ergibt. Und wie schätzen Iris Allenspach Bachmann und Roger Schaub die Chance ein, dass sich am 20. September in den Gemeindeversammlungen und dann auch am 26. September an der Urne eine Mehrheit für den Zusammenschluss findet? Roger Schaub: «Bei uns fragen die Leute ‹wann bringet ihr’s endlich?›.» Und in Hersberg? «Bei uns ist es nicht ganz so einfach, wir müssen tatsächlich abwarten», ist Iris Allenspach Bachmann zurückhaltend mit einer Prognose.

Signal für den ganzen Kanton?
Regierungsrat Anton Lauber hob hervor, dass die Fusion von Arisdorf und Hersberg beinahe schon eine historische Dimension hätte. «Wir haben im Baselland einen recht guten Finanzausgleich. Vielleicht trägt der dazu bei, dass der Druck auf einzelne Gemeinden für einen Zusammenschluss bislang nicht so gross war. Veränderungen in der Zukunft werden es gerade für kleinere Gemeinden aber sicher nicht leichter machen und der Druck für eine solche Lösung wird stärker werden. Vielleicht ist die Fusion von Arisdorf und Hersberg ja ein Signal für andere Gemeinden, auch diesen Schritt zu gehen.»
Der Bericht zum Zusammenschluss steht seit gestern auch als PDF auf den Internetseiten der beiden Gemeinden bereit.

Bilder: (oben) Iris Allenspach Bachmann und Roger Schaub (rechts) hoffen, dass der Bericht des Projektlenkungsgremiums auf Zustimmung stösst. Regierungsrat Alfons Lauber könnte sich eine Signalwirkung für den ganzen Kanton Basel-Landschaft vorstellen.
(unten) 85 Seiten umfasst der Bericht des Projektleitungsgremiums zum Zusammenschluss der Gemeinden Arisdorf und Hersberg. Fotos: Jörn Kerckhoff