Sie Schweizerin. Er Deutscher. Das Ehepaar Lochmann kann ein Lied davon singen, was es heisst, in einer gemischtstaatlichen Ehe zu leben und auch nach 22 gemeinsamen Jahren noch immer das eine oder andere Missverständis zu haben. Am Vorabend zur Eröffnung der Laufenburger Acht luden die Partnerstädte zu einem unterhaltsamen Abend mit den beiden in die Stadthalle ein.
SONJA FASLER HÜBNER
Die beiden Schwesternstädte haben einen guten Draht zueinander. Dies machten in ihrer Begrüssung am Freitagabend auch die Stadtoberhäupter Gemeindeammann Herbert Weiss und Bürgermeister Ulrich Krieger deutlich. Dass es aber auch immer wieder guten Willen von beiden Seiten braucht, damit die grenzüberschreitende Zusammenarbeit klappt, versteht sich von selbst. Trotzdem kann es zu Missverständnissen kommen, denn Deutsche und Schweizer ticken trotz vieler Gemeinsamkeiten bei einigen Dingen unterschiedlich. «Deutsche sind forscher als wir», nannte Herbert Weiss einen wesentlichen Unterschied, während Ulrich Krieger zugab: «Wenn uns etwas nicht gefällt, dann sagen wir das.» Ihn habe früher befremdet, dass man auf deutscher Seite zwar zum Abschied «Tschüss» sage, deshalb aber noch lange nicht per Du miteinander sei, so Weiss schmunzelnd.
Dabei sei man in der Schweiz deutlich schneller beim Du, als in Deutschland, befremdet wiederum Gerhard Lochmann. Der deutsche Anwalt ist gleichzeitig schweizerischer Honorarkonsul und seit 22 Jahren mit einer Schweizer Kommunikationstrainerin verheiratet. Franziska Lochmann stammt aus dem Emmental und sprach mehrheitlich in charmantem «Berndütsch». Man dürfe nie vergessen, dass Hochdeutsch für Schweizer eine Fremdsprache sei, betonte sie. «So gesehen wäre es einfacher gewesen nach Frankreich zu ziehen, wo die Sprache wirklich eine komplett andere ist.»
«Schweizer fühlen sich schnell einmal provoziert», stellt Gerhard Lochmann bei Kontakten mit Landsleuten seiner Frau immer wieder fest. «Wir Deutschen bewegen uns auf der Sachebene, bevor wir zur persönlichen Ebene wechseln. Bei Schweizern ist es genau umgekehrt.» Die Schweizer nähmen es gerne etwas gemütlicher und starteten Anlässe mit einem Apéro. «In Deutschland undenkbar.»
Gehe es draum, eine Lösung zu finden, sei der Schweizer eher auf Zickzack-Kurs, während der Deutsche klare Positionen bevorzuge.
«Wir Schweizer erreichen unsere Ziele auch, nur der Weg ist ein anderer», konterte dagegen seine Frau.
Vieles komme wohl daher, dass sich die Deutschen noch aus Kaiserzeiten klare Hierarchien und Positionen gewohnt seien, während die Schweiz bereits im 19. Jahrhundert zur direkten Demokratie wurde, vermutet Gerhard Lochmann.
Die beiden boten auch die eine oder andere Anekdote aus ihrem Eheleben: Sie fragt: «Hast du Hunger?», Er: «Nein.» Und schon war das Missverständnis perfekt: Sie wollte ihm mitteilen, dass sie gerne etwas essen wollte, was er nicht so verstand. Ausserdem gibt es auch Worte oder Ausdrücke, die immer wieder zur Erheiterung führen, etwa «Büsi» für Katze und – eigentlich logisch – «Widebüseli» für Weidenkätzchen.
Missverständissen hätten selten etwas mit der Sache zu tun, deshalb müsse man unbedingt eine Ebene finden, sie auszudiskutieren, ohne dass einer als Verlierer aus dem Disput hervorgehe, waren sich beide einig.
Herr Lochmann führte deutlich öfter das Wort, als Frau Lochmann. Ob das nun dem Unterschied von Deutschen und Schweizern oder dem von Mann und Frau geschuldet ist, blieb dahingesellt. Jedenfalls ernteten die beiden einen warmen Applaus, und die deutsch-schweizerischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten konnten beim anschliessenden Apéro ausgiebig weiterdiskutiert werden.
Bild: Missverständnisse ausräumen und am besten gemeinsam darüber lachen. Das Ehepaar Lochmann arbeitet auch nach 22 Ehejahren noch daran. Foto: Sonja Fasler