Regierungsrat Dieter Egli hat es sich zur Aufgabe gemacht, die elf Bezirke des Kantons zu besuchen und dort jeweils zu einer kurzen Wanderung mit Apéro einzuladen. Rund 30 Personen liessen es sich bei seinem Besuch am Samstag in Laufenburg nicht nehmen, Einblicke in die Aargauer Politik aus erster Hand zu erhalten.
SONJA FASLER HÜBNER
Start zur Wanderung in Laufenburg war der Bahnhof. Für den Herrn Regierungsrat schien das Wetter kurz ein Einsehen zu haben, der Morgen blieb nicht nur regenfrei, sondern die Sonne zeigte sich sogar zeitweise.
Seine Reise durch den Aargau unter dem Titel «Ausblicke» begann der wanderbegeisterte Windischer in seinem Heimatbezirk Brugg im Oktober. Ende April 2024 will der SP-Politiker in Aarau den Schlusspunkt seiner Tournee setzen. Laufenburg war der dritte Ort. «Und keiner war bisher so gut besucht», zeigte sich Egli positiv überrascht.
Begrüssen konnte er allerlei Politprominenz, allen voran einen Teil des Laufenburger Stadtrats mit Stadtammann Herbert Weiss, Vizeammann Christian Rüede und Stadträtin Regina Erhard. Mit Christian Kramer, Gemeindeammann von Mettauertal, Françoise Moser, Frau Gemeindeammann von Kaiseraugst, und Verena Buol Lüscher, Frau Gemeindeammann von Gipf-Oberfrick, liessen es sich weitere Gemeindeoberhäupter nicht nehmen, Dieter Egli zu begleiten. Auch die ehemalige Grossratspräsidentin Elisabeth Burgener Brogli sowie weitere aktive und ehemalige Grossräte waren mit von der Partie.
Bei der ersten Station, auf dem Hügel der Burgruine, liess Egli den Blick unter anderem auf die grösste Industrieland-Reserve den Kantons, das Sisslerfeld schweifen, wo sich in den nächsten Jahren vor allem grosse Unternehmen ansiedeln werden. Dieser Umstand berge grosse Herausforderungen, so Egli, nicht zuletzt die Verkehrssituation. Mit Blick auf das Kraftwerk streifte er auch das Thema Energieversorgung. «Die Situation rund um die Strommangellage ändert sich praktisch täglich», hielt er fest. Zur Zeit seien die Speicherseen zwar voll, die Atomkraftwerke in Frankreich am laufen. Aber auch wenn die Gefahr eines grösseren Stromausfalls vorerst gebannt scheine, werde das Thema aktuell bleiben. «Wir müssen in erneuerbare Energien wie Solar und Wind investieren», betonte Egli. Trotzdem werde es wohl auch wieder Diskussionen rund um die Atomkraft geben.
In Laufenburg kommt man nicht umhin, den Blick auch in die benachbarte Schwesterstadt schweifen zu lassen. Egli streifte in diesem Zusammenhang einige historische Eckpunkte. Als Vertreter des Aargauer Regierungsrats ist er in der Oberrheinkommission vertreten. Es sei nicht immer einfach die komplizierten politischen Systeme der Länder unter einen Hut zu bringen, umso wichtiger sei der Austausch, gerade in Anbetracht des nicht zustande gekommenen Rahmenabkommens.
Wieder unten in den Altstadtgassen angekommen, streifte Egli das Thema Sicherheit. «Zurzeit sind wir dabei, die Strukturen der 15 Regionalpolizeien zu überarbeiten», erklärte er. Das System mit Repol und Kantonspolizei gebe es seit 2007. Doch die Rufe nach einer «Einheitspolizei» würden immer lauter. Die Aufgaben der Polizei hätten sich teilweise verändert, gerade die Cyberkriminalität werde immer komplexer und mache weder vor Kantons- noch Landesgrenzen Halt.
Die Polizisten verfügten alle über die gleiche Ausbildung, was einer «Polizei aus einer Hand» nicht im Weg stehen würde. Die entsprechende Vorlage befände sich zurzeit in der Vernehmlassung. Und das Parlament werde wohl in der zweiten Jahreshälfte darüber abstimmen. Nach dem Gang über die alte Laufenbrücke in die deutsche Schwesterstadt kam Egli auf das Thema Integration zu sprechen, gehört zu seinem Departement doch auch das Amt für Integration und Migration. In dem aktuellen Programm wolle man Zugewanderte möglichst schnell integrieren. Der Schlüssel dazu liege vor allem in der Sprache, also bei Deutschkursen.
Weiter ging es die Stufen hinauf zur Kirche, wo Egli auf halbem Weg den Blick hinunter auf die spezielle Lage des Städtchens Laufenburgs richtete, das verkehrstechnisch nicht an einer Hauptlinie wie etwa Frick liege. Die Entscheidung Bahn versus Buslinie zwischen Laufenburg und Stein wird diese Woche im Grossen Rat behandelt, weshalb sich der Regierungsrat aus verständlichen Gründen nicht dazu äussern wollte.Oben bei der Kirche angelangt, ging der Blick weiter zu den sichtbaren Gemeinden rundherum. «Gerade kleine Gemeinden stehen vor grossen Herausforderungen», so Egli. Mit den wachsenden Anforderungen hätten seit der Jahrtausendwende die Gemeindezusammenschlüsse zugenommen. Auch werde es zunehmen schwierig, geeignete Mitglieder für die Behörden zu finden. «Der Kanton erzwingt solche Zusammenschlüsse nicht, fördert sie aber, indem er Anreize schafft», betonte der Gemeindeverantwortliche im Regierungsrat.Ein weiteres Thema, das die Regierung zurzeit intensiv beschäftige, sei der Fachkräftemangel. Obwohl es die Demografie seit längerem anzeige und deutlich weniger Leute auf dem Arbeitsmarkt seien, sei man doch überrascht, wie plötzlich sich das Problem verschärft habe. «Corona hatte sicher einen Einfluss darauf», mutmasste Egli, dennoch sei man den Gründen noch nicht gänzlich auf die Spur gekommen. In diesem Zusammenhang müsse man das Thema Kinderbetreuung angehen und das grosse Potenzial bei den Frauen ausschöpfen. Auch das Thema Integration spiele dabei wieder eine grosse Rolle.
Wieder auf der Schweizer Seite angelangt, lud Hannes Burger, Präsident des Musuemsvereins, in die Zunftstube des Museums Schiff, wo die regierungsrätliche Wanderung bei einem Apéro und weiteren Gesprächen ihren Abschluss fand.