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Lädt noch einmal als OK-Präsident zu «Schule trifft Wirtschaft» ein : Alfons P. Kaufmann. Foto: Lilia Staiger
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«Schule trifft Wirtschaft»: Schülern ihre Möglichkeiten aufzeigen – ganz ohne Druck

Die Berufsmesse «Schule trifft Wirtschaft» findet am 3. und am 4. Mai in der Schulanlage Engerfeld in Rheinfelden statt und ermöglicht Schülerinnen und Schülern, verschiedene Lehrberufe kennenzulernen. «Schule trifft Wirtschaft» wird in diesem Jahr erstmals von allen Gewerbevereinen im Bezirk Rheinfelden gemeinsam veranstaltet. OK-Präsident ist Alfons Paul Kaufmann, Gipsermeister und Unternehmer aus Wallbach und Mitglied des Grossen Rats (Die Mitte Aargau). Alfons P. Kaufmann ist zudem seit 17 Jahren Bezirksvertreter im Aargauischen Gewerbeverband (AGV).

LILIA STEIGER

fricktal.info hat Alfons P. Kaufmann zum Interview getroffen und mit ihm über das neue Konzept der Berufsmesse, sein Amt als Bezirksvertreter des AGV und die Berufswahl früher und heute gesprochen.

Herr Kaufmann, «Schule trifft Wirtschaft» findet dieses Jahr erstmals für den ganzen Bezirk Rheinfelden statt. Welche Neuerungen bringt dies für den Anlass selbst mit sich und welche neuen Chancen sehen Sie dabei?

Alfons P. Kaufmann: Neu ist, dass die Gewerbevereine aktiv in die Pflicht genommen wurden – Stichwort Fachkräftemangel. Der Anlass wird von den Gewerbevereinen Rheinfelden, Magden, Wallbach, Stein und Möhlin – sowie zum Teil auch vom KMU raurica – gemeinsam organisiert. Aus den Gewerbevereinen wirken die Bildungsverantwortlichen mit, ausserdem sind die Schulleitungen sowie ask!, die kantonalen Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf Aargau, an der Organisation beteiligt. Die Tischmessen werden ab diesem Jahr jährlich und abwechselnd in einem der beiden Oberstufenzentren, Rheinfelden oder Möhlin, stattfinden. Durch den Zusammenschluss können die Schüler mehr Lehrberufe und Firmen aus dem gesamten Bezirk und der Region kennenlernen, und von Seiten der Firmen können Synergien genutzt werden. Wenn beispielsweise ein Schüler oder eine Schülerin aus der 8. Klasse in diesem Jahr nicht teilnehmen kann, so ist es im nächsten Jahr auch noch nicht zu spät

Welche Firmen beteiligen sich an dem Anlass und wie viele Lehrberufe werden präsentiert?

images/stories/Redaktion/2024/04/24_17_stw_kaufmann.jpg#joomlaImage://local-images/stories/Redaktion/2024/04/24_17_stw_kaufmann.jpg?width=640&height=480Alfons P. Kaufmann: Es werden insgesamt 60 bis 70 Lehrberufe präsentiert. Uns ist bei «Schule trifft Wirtschaft» der Fokus auf die Berufe und nicht auf die Firmen wichtig – wir wollen eine Berufsschau und keine Firmenschau. An einem Stand präsentieren verschiedene Firmen einen Beruf. Die KV-Lehre haben wir beispielsweise in die drei Bereiche Versicherungen, Dienstleistungen und Banken unterteilt. Die Banken aus der Region haben sich für einen Stand zusammengetan, das Gesundheitszentrum Fricktal und das Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach stellen den Pflegeberuf vor und so weiter. Es werden auch Berufe gezeigt, die die Basis für ein Studium bilden können, zum Beispiel Laborant oder Berufe aus dem IT- sowie dem Pflegebereich.

Was genau wird den Schülerinnen und Schülern bei «Schule trifft Wirtschaft» geboten?

Alfons P. Kaufmann: Wir wollen vor allem, dass die Schülerinnen und Schüler den Dialog suchen, dass sie Fragen stellen können und dass sie eine Vorstellung von den Berufen bekommen, für die sie sich interessieren. Es werden auch Lernende aus den jeweiligen Betrieben anwesend sein, mit denen die Schüler ebenfalls sprechen können. Wir setzen bewusst auf wenig Anschauungsmaterial, das zur Verfügung gestellt wird, denn der persönliche Austausch soll im Mittelpunkt stehen. Neben dem organisierten Besuch am Freitag, 3. Mai, gibt es am Samstag, 4. Mai, den offenen Besuch, an dem Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 7 und 9 sowie Eltern und Begleitpersonen ebenfalls herzlich eingeladen sind.

Warum ist es wichtig, Schülern Möglichkeiten zu bieten, mehr über die Wirtschafts- und die Berufswelt zu erfahren?

Alfons P. Kaufmann: Früher, vor 30 bis 40 Jahren wählten Jugendliche ihre Berufe noch anders aus. Es gab viele Handwerksbetriebe, man kannte sich im Ort und konnte leicht Einblicke in Lehrberufe bekommen. Oft trat man ausserdem in die Fussstapfen der Eltern. Die Berufswelt hat sich bis heute aber stark verändert und auch die Ansprüche sind gewachsen. Dies ist bei allen Jugendlichen, Schweizern und Schülern mit Migrationshintergrund, und teilweise auch bei deren Eltern zu beobachten. Das Spannende an unserem Bildungssystem ist aber, dass die Möglichkeiten sehr vielseitig sind, dass man seinen Ausbildungsweg aufbauend gestalten kann und dass auch ein zweiter Bildungsweg möglich ist. Eine Berufslehre schliesst einen anschliessenden akademischen Weg nicht aus. Alle Schülerinnen und Schüler sind zudem verschieden, und wir wollen dabei helfen, ihre persönlichen Stärken zu erkennen und sie so an die richtige Berufswahl heranzuführen.

Reges Treiben herrschte bei der Berufsschau «Schule trifft Wirtschaft», die letzten September in der Mehrzweckhalle Fuchsrain in Möhlin stattfand. Foto: Archiv fricktal.infoWie kommt der Anlass bei den Schülerinnen und Schülern an?

Alfons P. Kaufmann: In der Regel sind sie dankbar, dass sie diese Möglichkeit bekommen und von ihren Lehrern und der Schulleitung unterstützt werden. Ich bin der Ansicht, dass die 8. Klasse ein guter Zeitpunkt für die Berufsmesse ist. Man setzt sich mit den Schülern an einen Tisch, und wenn sie noch gar keine Vorstellung von ihrem zukünftigen Beruf haben, kann man ihnen mit Fragen wie, ob sie sich lieber drinnen oder draussen aufhalten, ob sie lieber immer am gleichen Ort oder an verschiedenen Orten arbeiten wollen, schon helfen. Was die Schüler sicher schätzen, ist, dass alles ohne Druck abläuft, und deswegen bin auch ich überzeugt, dass unsere Berufsmessen eine gute Sache sind.

Herr Kaufmann, Sie sind seit 17 Jahren Bezirksvertreter im AGV. Dieses Amt geben Sie per Anfang Mai nun allerdings ab. Ebenso amten Sie auch letztmals als OK-Präsident von «Schule trifft Wirtschaft». Was konnten Sie Ihrer Amtszeit mitbewirken?

Alfons P. Kaufmann: Für mich standen immer die Bildung und die Ausbildung der Jugendlichen im Vordergrund. Mein Ziel war es stets, den jungen Menschen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten sie haben, sie ernst zu nehmen und sie gut in die Berufswelt einzuführen. Mit dem neuen Konzept von «Schule trifft Wirtschaft» bin ich sehr zufrieden und kann mein Amt so beruhigt abgeben (lacht).

Wie hat sich die Zusammenarbeit der Gewerbevereine in den Jahren, in denen Sie das Amt innehatten, entwickelt?

Lädt noch einmal als OK-Präsident zu «Schule trifft Wirtschaft» ein : Alfons P. Kaufmann. Foto: Lilia StaigerAlfons P. Kaufmann: Nur positiv. Fast meine gesamte Amtszeit über war der Gewerbeverein Möhlin nicht im AGV, er ist nun aber seit einiger Zeit wieder mit dabei – dies ist nicht nur für «Schule trifft Wirtschaft» ein Plus. So schliesst sich am Ende der Kreis.

Was hat sich im Bereich der KMU-Wirtschaft und der Berufsausbildung in der Schweiz in den vergangenen 16 Jahren getan?

Alfons P. Kaufmann: Es war ein Auf und Ab, und einige Krisen mussten bewältigt werden. Der Babyknick war sicherlich eine davon; jetzt sind die Geburtenraten ja wieder am Steigen. Insgesamt würde ich sagen, dass die Betriebe, die immer gut mit ihren Mitarbeitenden und ihren Lernenden umgegangen sind und umgehen, auch in Zeiten von Krisen wie dem Fachkräftemangel keine Probleme haben dürften.

Was wünschen Sie sich für die Neubesetzung Ihres Amtes? Wie soll es im AGV weitergehen?

Alfons P. Kaufmann: Nächste Woche findet die Wahl statt, und eine Frau wird wahrscheinlich meine Nachfolge antreten, was mich sehr freut, denn wir haben noch immer eine Unterbesetzung von Frauen im AGV. Ich bin froh, wenn auch weiterhin stets zugunsten der Jugend und der Betriebe gehandelt wird.

Sie nutzen auch moderne Medien und betreiben Ihren eigenen Podcast «D Mitti Aargau zum Mittnäh». Was sind dort Ihre Themen und wen erreichen Sie darüber?

Lädt noch einmal als OK-Präsident zu «Schule trifft Wirtschaft» ein : Alfons P. Kaufmann. Foto: Lilia StaigerAlfons P. Kaufmann: In dem Podcast geht es um politische Ideen sowie um neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen, und die wird es in den nächsten Jahren bei uns in der Schweiz in der Berufsausbildung und im Gesundheitswesen geben. Als langjähriger Pfadi-Leiter und durch meine eigenen Kinder sowie die Auszubildenden in meinem Betrieb habe ich immer einen guten Draht zur Jugend gehabt, und ich versuche sie entsprechend in den beliebten Medien zu erreichen. Eine Stellenanzeige für eine Ausbildung veröffentlicht man heute auch nicht mehr in der Zeitung, sondern auf Instagram und auf TikTok (lacht).

Bilder
Erstes, zweites, viertes und fünftes Bild: Lädt noch einmal als OK-Präsident zu «Schule trifft Wirtschaft» ein : Alfons P. Kaufmann. Foto: Lilia Staiger
Drittes Bild: Reges Treiben herrschte bei der Berufsschau «Schule trifft Wirtschaft», die letzten September in der Mehrzweckhalle Fuchsrain in Möhlin stattfand. Foto: Archiv fricktal.info
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