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Möhlin

Marco Thommen hantiert am Schraubstock. Foto: Sonja Fasler

Monat für Monat werden die Arbeitslosenzahlen in der Schweiz bekanntgegeben, welche laufend sinken und momentan bei 2,3 Prozent liegen. Es ist jedoch ein Trugschluss zu glauben, dass alle Arbeitssuchenden nach spätestens zwei Jahren wieder eine Stelle finden und im Arbeitsprozess integriert sind. Wer nicht mehr Fuss fassen kann, wird ausgesteuert und erscheint auch nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik. Die Trinamo AG, im Kanton Aargau an mehreren Standorten präsent, unter anderem in Möhlin, sorgt dafür, dass auch diese Menschen wieder die Möglichkeit bekommen, in die Arbeitswelt zurückzufinden.

SONJA FASLER HÜBNER

Einer von ihnen ist Marco Thommen, der in Rheinfelden wohnt und im Juni 50 Jahre alt wird. Er erklärte sich bereit, von seinem Schicksal zu erzählen.

Seit wann arbeiten Sie bei Trinamo AG und wie sieht Ihre Arbeit hier aus?

Ich arbeite seit dem 6. Dezember 2021 hier. Ich werde vor allem beim Zerlegen von Feuerlöschern eingesetzt, bereite also deren Innenleben fürs Recycling vor: Alu zu Alu, Stahl zu Stahl, Messing zu Messing. Wenn es Engpässe gibt fülle ich auch mal Flaschen mit Seifenlauge ab, die dann in die Feuerlöscher eingebaut werden. In Verbindung mit Wasser und Druck entsteht dann der Löschschaum. Auftraggeber sind verschiedene Firmen.

Wie sind Sie zu Trinamo AG gekommen?

Der Mitarbeiter des Sozialamts in Rheinfelden, wo ich wohnhaft bin, machte mir den Vorschlag hier einmal reinzuschauen. Ich fand ziemlich schnell: Das könnte für mich etwas sein, bis ich wieder etwas Dauerhaftes finde. Das Betriebsklima liegt mir, die Arbeit ist sinnvoll.

Hat diese Tätigkeit etwas mit Ihrem angestammten Beruf zu tun?

Ich habe Metallbauschlosser gelernt. Die ganzen Werkzeuge sind mir also vertraut.

Wie lange waren Sie stellenlos?

Etwa seit 2016.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Ihre Arbeit verloren haben?

Ich habe nach der Lehre nur ein Jahr als Schlosser gearbeitet, danach war ich Chauffeur bei einem Paketdienst, dann ein paar Jahre bei einem Sicherheitsdienst, dann wieder als Chauffeur beim Paketdienst, bis mein damaliger Arbeitgeber diesen Betriebszweig aufgab – aus Gründen, die ich absolut verstand. Dann sprach ich bei einem ehemaligen Kunden vor und arbeitete im Aussendienst. Diese Stelle verlor ich dann auch. Darauf folgte eine ziemliche Odyssee, die damit endete, dass ich meine Wohnung verlor. Ich kam mal hier mal dort unter, bis ich dank eines verständnisvollen Vermieters meine jetzige Wohnung in Rheinfelden fand. Damit hatte ich langsam wieder Boden unter den Füssen, eine Basis sozusagen. Das Sozialamt schickte mich in ein Coaching, was nicht viel brachte. Schliesslich kam die Idee mit Trinamo AG auf. Und hier bin ich.

Wie ist das für Sie, wieder eine Struktur im Alltag zu haben?

Angenehm.

War es nicht schwer, wieder reinzufinden nach so langer Zeit?

Von der Einstellung her gar nicht. Aber anfangs hatte ich körperlich etwas Mühe, zum Beispiel mit dem langen Stehen. Das ist ein Eingewöhnungsprozess. Jetzt merke ich beim Einstempeln, dass ich von Tag zu Tag den Weg von der Bushaltestelle hierhin schneller zurücklege. Die Bewegung fällt mir zunehmend leichter. Ich arbeite zurzeit 50 Prozent. Das hat aber durchaus Steigerungspotenzial.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Im Moment suche ich keine Stelle. Ich bin froh, dass ich dank Trinamo AG eine Perspektive habe. Ich möchte vorerst hier bleiben und die Zufriedenheit geniessen, die ich hier gefunden habe. Es war ein Neuanfang, der mir die Chance gab, wieder Fuss zu fassen.

Das Team von der Trinamo AG in Möhlin (von links): Cynthia Wirz, Ruedi Derungs und Léa Thüring. Foto: Sonja Fasler«Wieder etwas wert sein»
«Marco Thommen ist ein perfektes Beispiel für jemanden, der wieder Tritt gefasst hat und Hoffnung schöpfen kann», sagt Léa Thüring, Bereichsleiterin bei Trinamo AG und zuständig für den Betrieb in Möhlin. «Noch besser wäre natürlich, wenn er wieder eine Stelle im allgemeinen Arbeitsmarkt finden würde.» Wichtig sei, dass sich die Menschen erst einmal wieder integriert fühlten, Kraft und Motivation schöpfen könnten. «Das steigert den Selbstwert», weiss sie.
Die Trinamo AG ist ein führendes Sozialunternehmen mit Hauptsitz in Aarau. Geschäftsführer ist Reto Schaffer. Entstanden ist die Aktiengesellschaft vor zehn Jahren aus dem Zusammengehen des Vereins WivA (Wiedereingliederung von Arbeitslosen im Fricktal) sowie den Stiftungen Pegasus (Wohlen) und Stollenwerkstatt (Aarau). Am Freitag feierte die Trinamo AG in Lenzburg ihr Zehn-Jahre-Jubiläum.

Die Non-Profit-Organisation ermöglicht Menschen, insbesondere Erwerbslosen und psychisch Beeinträchtigten, eine langfristige Integration und Reintegration in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft.
Trinamo AG bietet in Werkstätten in Aarau, Baden, Wohlen, Möhlin, Rheinfelden und Wettingen Beschäftigung an. Dort werden Projekte im Bereich der Arbeitsmarktlichen Massnahmen (AMM), Massnahmen im Auftrag der IV-Stellen und im Auftrag der Gemeinden für Sozialhilfeempfangende durchgeführt sowie geschützte Arbeitsplätze für Menschen mit einer Leistungseinschränkung angeboten.
Insgesamt beschäftigt die Trinamo AG rund 200 Angestellte im ganzen Kanton Aargau.
Léa Thüring ist als Bereichsleiterin für Möhlin zuständig und wird dabei neu von Cynthia Wirz unterstützt. Seit 2003 ist Ruedi Derungs als Gruppenleiter für die Werkstatt an der Industriestrasse 18 zuständig. Ebenfalls zum Standort gehört das Hotel Bata Clubhaus in Möhlin und das Hotel Müllerhof in Frick. Eine Bewerbungsdossier-Werkstatt in Rheinfelden rundet das Angebot im Fricktal ab.

«Gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist elementar»
Momentan arbeiten 30 «Teilnehmende», so werden die Beschäftigten in den Programmen genannt, im Fricktal. Es sind Menschen, die zum Beispiel ausgesteuert sind, IV beziehen, vorübergehen arbeitslos sind oder Asylsuchende. Für die Zuweisung der Teilnehmenden, welche Sozialhilfe beziehen, sind die Gemeinden zuständig. «Es gibt Kostengutsprachen, meist für drei bis sechs Monate, dann wird die Lage neu beurteilt», so Léa Thüring. Die Teilnehmenden beziehen also weiterhin Sozialhilfe, können ihr Einkommen aber durch ihre Teilnahme am Programm anhand der Integrationszulage verbessern.
Die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden sei elementar. Darum wolle sie nächstens auch wieder bei allen Gemeinden im Fricktal anklopfen, um das Angebot der Trinamo AG in Erinnerung zu rufen, so Léa Thüring. «Wir haben immer Platz für weitere Teilnehmende.» Natürlich kostet die Gemeinden eine Zuweisung an die Trinamo AG ein bisschen was. Auf der anderen Seite besteht dadurch die reelle Chance, wieder im Arbeitsmarkt Tritt fassen zu können. Letztlich führt diese Massnahme entweder zu einer Arbeitsintegraton oder aber zu einer Tagesstruktur und damit zu einem guten Stück Normalität.
«Was wir bieten, ist keine Beschäftigungstherapie. Bei uns stehen Auftraggeber dahinter, die entsprechende Leistungen und die Erfüllung des Auftrags erwarten», betont die Bereichsleiterin. So sei man dem Ziel, die Menschen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu begleiten, schon recht nahe.

Bilder:
Marco Thommen hantiert am Schraubstock. Foto: Sonja Fasler
Das Team von der Trinamo AG in Möhlin (von links): Cynthia Wirz, Ruedi Derungs und Léa Thüring. Foto: Sonja Fasler
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